Umweltschutz in Nordschleswig

Der Kleine Belt erhält einen marinen Naturnationalpark

Der Kleine Belt erhält einen marinen Naturnationalpark

Der Kleine Belt erhält einen marinen Naturnationalpark

Apenrade/Aabenraa
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Die größte nordschleswigsche Insel Alsen (Als) wird vom Kleinen Belt umspült. Die Meerenge leidet seit Jahren immer wieder an Sauerstoffschwund in ihren Tiefenzonen, verursacht durch Zersetzung von Planktonalgen, die aufgrund des Eintrags von Nährstoffen von angrenzenden Landflächen zur Massenvermehrung neigen. Foto: Volker Heesch

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Für den Staatshaushalt 2022 und den Zeitraum bis 2025 haben die am Etat beteiligten Parteien 10 Millionen Kronen jährlich für Naturschutzmaßnahmen in dem aktuell oft von Sauerstoffschwund und Schrumpfen der Fischbestände geplagten Gewässer an Nordschleswigs Ostküste reserviert.

Im Rahmen der Verständigung der Regierungspartei Sozialdemokraten mit ihren Unterstützerparteien einschließlich Alternativen und Christdemokraten ist die Einrichtung von Meeres-Naturnationalparks im Kleinen Belt und im Öresund vereinbart worden.

Naturschutzverband zufrieden

Auf Beifall stößt die Bereitstellung von jährlich 10 Millionen Kronen erstmals im Haushalt 2022 und eines gleich großen Betrags in den Etats bis einschließlich 2025 für Naturschutzmaßnahmen im Kleinen Belt beim Naturschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ DN. Die Präsidentin der größten dänischen Naturschutzorganisation, Maria Reumert Gjerding, erinnert daran, dass gerade auch die dänische Meeresnatur bedroht sei. Sauerstoffschwund, Verunreinigung des Wassers und rabiate Fischerei mit Schleppnetzen setzten besonders auch dem Kleinen Belt zu.

Kritik vom Fischereiverband

Noch keine Informationen gibt es, welche Bereiche des Kleinen Belts in den Natur-Nationalpark einbezogen werden. Der Vorsitzende des Fischereiverbandes im Bereich des Kleinen Belts, „Bælternes Fiskeriforening“, Allan Buch, reagiert empört auf die jetzt absehbaren Einschränkungen der Fischerei. Er kritisiert gegenüber „TV Syd“, dass die Fischerei nicht in die Vorbereitungen für den Meeres-Naturnationalpark einbezogen worden seien.  Er betont, dass die Schleppnetzfischerei für 90 Prozent der Erträge der dänischen Fischerei sorge.

 

Die Eigentümer der dänischen Fischkutter haben aufgrund schwindender Fischbestände, gekürzter Fangquoten und künftig auch aufgrund der Schaffung neuer Meeres-Naturnationalparks zunehmend Existenzsorgen. Foto: Henning Bagger / Ritzau Scanpix

 

Buch prophezeit ein Ende der dänischen Fischerei. Carl Valentin, der umweltpolitische Sprecher der Sozialistischen Volkspartei (SF), die neben Radikaler Venstre und Einheitsliste die sozialdemokratische Regierung unterstützt, verwies bei der Vorstellung des Förderkonzeptes für die marinen Naturnationalparks auf die „aggressive Fischerei“ als Bedrohung der Meeresnatur in dänischen Gewässern hin. Der Umweltsprecher der Einheitsliste, Peder Hvelplund, meinte, der verbesserte Meeresschutz sei ein Hauptanliegen seiner Partei.

Umweltministerin will Riffe wiederherstellen

Umweltministerin Lea Wermelin (Sozialdemokraten) nannte die Wiederherstellung von Steinriffen als ein Beispiel für konkrete Maßnahmen im Kleinen Belt. Bereits seit Jahren sind etwa im Bereich von Sonderburg (Sønderborg) durch Versenken von großen Felssteinen Steinriffs wiederhergestellt worden. Durch die Steinfischerei waren im 19. und 20. Jahrhundert viele Findlinge und andere Steine vor den Küsten auch Nordschleswigs aus dem Wasser entfernt worden – als gefragtes Baumaterial.

 

An den wiederhergestellten Steinriffs leben Hohltiere wie die Seeanemonen und Seeigel. Sie sind Teil interessanter Lebensgemeinschaften, die aber auch auf gute Wasserqualität angewiesen sind. Auch das deutsche Bundesamt für Naturschutz (BfN) setzt sich für Schutz und Wiederherstellung von Riffen ein. Foto: BfN

 

Auf den Steinriffen können sich viele Meerestiere ansiedeln. Die Miesmuscheln, die sich dort wohlfühlen, filtern Mikroalgen aus dem Wasser und wirken damit auch dem Sauerstoffschwund entgegen, der bei der Zersetzung von Algenteppichen am Meeresgrund einsetzt. Auch die Fische finden in solchen Bereichen gute Lebensbedingungen.

 

Die Ostseedorsche benötigen Schutzzonen, um nach jahrzehntelanger Überfischung der Bestände wieder in größerer Zahl Meeresbereiche wie den Kleinen Belt besiedeln zu können. Foto: Volker Heesch

 

Allerdings ist es auch erforderlich, die Nährstoffzufuhr ins Wasser der Küstengewässer weiter zu verringern, die seit Jahrzehnten Ursache der Algenmassenvermehrung sind. Die Schleppnetzfischerei mit Fischtrawlern war bereits vor einigen Wochen in einigen Gebieten des Kleinen Belts untersagt worden.

Mehr Schweinswale

Neben Problemen mit dem Sauerstoffschwund gibt es im Kleinen Belt auch gute Entwicklungen. Dort treten seit einigen Jahren wieder vermehrt Schweinswale auf, und es gibt Verbesserungen für die Küstenvögel beispielsweise auf Vogelinseln in Nachbarschaft zur nordschleswigschen Insel Aarø. In den künftig vor Grundnetzfischerei geschützten Gebieten des Kleinen Belts sollen dem von extremem Rückgang betroffenen Ostseedorsch, aber auch anderen Fischarten, geschützte Laichgebiete geschaffen werden. Die Schutzzonen könnten auch zum Wiederaufbau größerer Dorschbestände beitragen.

Ein weiterer Aspekt der Grundnetzfischerei ist der Klimaschutz. Durch das Aufwühlen der Meeresböden wird dort fixiertes Kohlendioxid freigesetzt, das in die Atmosphäre gelangt und dort den Treibhauseffekt verstärkt.

 

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