Krieg in der Ukraine

Wie sich der Kreis Schleswig-Flensburg auf weitere Flüchtlinge vorbereitet

Wie sich der Kreis Schleswig-Flensburg auf weitere Flüchtlinge vorbereitet

Kreis Schleswig-Flensburg bereitet sich auf Flüchtlinge vor

SHZ
Schleswig
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Auch in der Schleswiger Jugendherberge könnten künftig Flüchtlinge aus der Ukraine unterkommen. Foto: Archiv/shz.de

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Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine sind im Kreis Schleswig-Flensburg angekommen. Es werden bereits Vorbereitungen getroffen für den Fall, dass es noch viel mehr werden.

Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine sind mittlerweile im Kreis Schleswig-Flensburg angekommen und die Hilfe ist angelaufen. „Wir bemühen uns, die ersten Tage in der Unterkunft so angenehm zu gestalten wie möglich, sagt Rainer Stiemcke, Leiter des Fachdienstes Ordnungsangelegenheiten beim Kreis.

Doch das ist gar nicht so einfach, wie aus einer ersten Bilanz, die der Landrat und seine Fachdienstleiter jetzt gezogen haben, deutlich wird.

Bis Mittwoch, 30. März, wurden im Kreis 730 Geflüchtete aus der Ukraine registriert, erläuterte Nils Wienke, Leiter des im letzten Jahr gegründeten Fachdienstes Migrationsmanagement, bei dem die Fäden zusammen laufen. 467 Ukrainer kamen auf eigene Faust in den Kreis, 119 wurden vom Land zugewiesen und 144 vom Bund.

Viele Frauen und Kinder kommen

Vorrangiges Ziel sei es, so Wienke, die Menschen in einer offenen Kultur zu empfangen und ihnen die Integration zu erleichtern. „Wir haben im Gegensatz zum Flüchtlingsgeschehen 2015/2016 diesmal eine ganz andere Dynamik und eine ganz andere Vertriebenenstruktur“, so Wienke. Im Gegensatz zur Situation damals hätten die Ukrainer einen anderen Flüchtlingsstatus und dürften sich für 90 Tage in Deutschland frei bewegen. Außerdem kämen jetzt vor allem Frauen, Mütter mit Kindern und Großeltern.

Begleiten und betreuen

Im ersten Schritt gehe es darum, den Neuankömmlingen eine Unterkunft, Essen und etwas Ruhe zu verschaffen. Wichtig sei auch, die medizinische Versorgung sicherzustellen, dann Unterstützung bei Sprachproblemen zu geben und sie in Fragen finanzieller Unterstützung und in Sachen Arbeitsmarkt und Eingliederungshilfe zu begleiten und zu betreuen.

Man habe festgestellt, so Wienke, dass „sehr viele schon jetzt den nächsten Schritt gehen wollen und fragen: Was kann ich machen? Viele haben eine große Bereitschaft, sich selbst zu finanzieren und einzubringen.“

Die Weiterleitung von den Erstaufnahmen in eigene Wohnungen in den Städten und Dörfern ist eine weitere Herausforderung. Bisher konnten 396 Geflüchtete auf Unterkünfte in Städten oder Gemeinden verteilt werden, beispielsweise 61 Menschen in Schleswig, 40 in Kappeln, 18 in Gemeinden des Amtes Arensharde und 31 in Südangeln.

Noch gibt es freie Plätze

Derzeit gehe man davon aus, so Stiemcke weiter, dass Deutschland rund eine Million Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen wird. Auf Schleswig-Holstein entfielen gemäß des Verteilungsschlüssels 34.000 Menschen, der Kreis Schleswig-Flensburg müsse davon 2380 Geflüchtete unterbringen. Als Erstaufnahmen stehen derzeit noch 15 von 105 Plätzen in der Jugendherberge in Borgwedel bereit, außerdem 100 freie Plätze in der Sporthalle des Jugendhofs Scheersberg, derzeit noch nicht belegt, sowie sechs freie Plätze (von 38) im Haus D des Schleswiger Helios-Klinikums.

Weitere Unterkünfte werden vorbereitet

Um auch auf den Fall vorbereitet zu sein, dass mehr Menschen kommen als bislang vorhergesagt, hat man beim Kreis Vorsorge getroffen. „Wir haben die Jugendherberge in Schleswig angemietet und eine Hilfsorganisation beauftragt, das zu managen“, erklärt Stiemcke. 123 Plätze stehen dort zur Verfügung. „Die könnten wir sofort belegen.“ Außerdem bereite man in der Halle der ehemaligen Gallbergschule in Schleswig weitere 30 Plätze vor. „Das soll nicht unsere erste Aufnahmestelle sein. Wir wollen aber rechtzeitig auf größere Szenarien vorbereitet sein“, so Stiemcke.

Deshalb bereite man eine weitere Großunterkunft in Schleswig vor. „Für den Fall der Fälle, können wir auf die Halle am BBZ zurückgreifen.“ Dies sei aber nur als Vorplanung für einen größeren Bedarf gedacht, oder „als großer Puffer, wenn die Verteilung in der Fläche nicht mehr funktioniert. Dann hätten wir die geforderten 300 bis 500 Plätze. Wir hoffen, wir brauchen sie nicht“, so Stiemcke.

Viel Hilfe von Menschen aus der Region

Insgesamt gelinge es gut, mit den Herausforderungen fertig zu werden, stellt Landrat Buschmann fest. Nicht zuletzt dank der Erfahrungen aus den Flüchtlingswelle 2015/16, der großen Einsatzbereitschaft der Kreismitarbeiter und der vielen Ehrenamtler in den Ämtern und Gemeinden. Auch habe sich die Gründung des Fachbereichs Migrationsmanagement sich als sehr hilfreich erwiesen. „Wir haben jetzt alle Kompetenz unter einem Dach. Wir sind auf jede Frage vorbereitet“, sagt der Landrat. „Dass es bislang so gut läuft, ist auch dem Ehrenamt zu verdanken. Das zeichnet die Region aus.“

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