Jahrmarkt

Von Sorgen bis Freude – so ist die Stimmung bei den Schaustellern

Von Sorgen bis Freude – so ist die Stimmung bei den Schaustellern

Von Sorgen bis Freude: die Stimmung bei den Schaustellern

Anna Goldbach
Wyk auf Föhr
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Emely Schaar und Stephan Schaar aus Wischhafen (Niedersachsen) bieten Burger, Würste und Pommes an.  Foto: Jonas Bargmann

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Am Freitagmittag, 14. Oktober, wird der Wyker Jahrmarkt auf dem Heymannsplatz (14 Uhr) eröffnet. Derzeit bauen die Schausteller ihre Imbissstände und Fahrgeschäfte auf. Ist bei ihnen eine Vorfreude trotz Energiekrise zu spüren?

Der Countdown für den Wyker Jahrmarkt läuft. Am Dienstag, 11. Oktober, trotzten zahlreiche Schausteller dem Regen und bauten fleißig ihre Imbissstände und Fahrgeschäfte auf. Bis zur Eröffnung am Freitag, 14. Oktober, 14 Uhr, ist es nicht mehr lang. „Die Vorfreude ist groß. Wir sind mega aufgeregt und wollen, dass es endlich losgeht“, sagt Emely Schaar aus Wischhafen (23, Niedersachsen).

Zusammen mit Ehemann Stephan (25) betreibt sie die Grillhütte auf dem Heymannsplatz. Burger-, Wurst- und Pommesfans kommen hier voll auf ihre Kosten. „Viele unserer Soßen machen wir selbst“, berichtet Emely Schaar, beispielsweise die Remoulade und die Knoblauchsoße.

Föhr: Wyker Jahrmarkt ist wie Urlaub für die Schausteller

Emely Schaar: „Meine Eltern stehen hier normalerweise mit einem etwas größeren Imbiss, sind aber dieses Mal verhindert. Mein Mann und ich sind beide mit dem Jahrmarkt groß geworden.“ Denn: Stephans Großeltern boten Spielwaren auf Jahrmärkten an. „Mein Vater hat das zwar übernommen, aber ich war eher bei meiner Stieffamilie, die wiederum einen Imbiss samt Ausschank hatten. So bin ich dann in die ganze Sache hineingerutscht.“

Er ergänzt: „Ihre Eltern haben mehr Wurstspezialitäten angeboten, meine Eltern haben Burger angeboten, das haben wir dann miteinander verbunden.“

Der 310. Wyker Jahrmarkt ist für beide ein ganz besonderer: „Ich bin, glaube ich, mindestens zum zehnten Mal hier, da meine Eltern regelmäßig einen Stand hier haben. Es ist wie Urlaub hier. Die Stimmung auf der Insel ist ganz anders, viel ausgelassener.“

Ihre Vorfreude lassen sie sich auch nicht durch die gestiegenen Energiekosten zunichte machen, von denen die Schausteller betroffen sind. Emely Schaar: „Das, was wir in LED haben können, haben wir. Wir können nicht mehr leisten. Den Imbisswagen haben wir seit Mitte dieses Jahres und mit den neuesten Geräten ausgestattet, die enorm stromsparend sind.“

Ihr Ehemann ergänzt: „Wir haben alles daran gesetzt, dass der Wagen so wenig Strom wie möglich verbraucht. Am Ende müssen wir dennoch weitermachen. Davon hängt ja auch unsere Existenz ab.“ Der Gasgrill, der von einer Gasanlage versorgt werde, die sich lediglich nur so viel ziehe, wie sie benötige, sei unumgänglich. „Die Wurst braucht dann vielleicht eine Minute länger, aber dafür ist es für uns billiger und letztlich auch für die Jahrmarktbesucher.“

Energiekrise: Burger werden teurer – das kosten sie nun auf dem Wyker Jahrmarkt

Von Preiserhöhungen blieben die Niedersachsen aber nicht verschont. Im Vergleich zu den Vorjahren mussten sie den Preis um circa 40 Cent anheben. Aktuell kostet ein Burger 8,50 Euro. Emely Schaar: „Es muss halt noch bezahlbar bleiben.“ Vegetarische Burger wird es in der Grillhütte nicht geben. Stephan Schaar: „Für unsere Grillhütte habe ich diverse vegetarische und vegane Alternativen ausprobiert, aber ich verkaufe nichts, was mir selber nicht schmeckt.“

Die Preise anheben musste auch Robert Wagner aus St. Michaelisdonn (Kreis Dithmarschen). Der 40-Jährige fährt das Fahrgeschäft „Jumper“ und ist zudem Rekommandeur. Für eine Fahrt mit dem 31-Tonnen-Koloss werden für „das geilste Teil weit und breit“ (O-Ton Wagner) vier Euro fällig. „Mir ist es lieber, dass die Kinder eine Runde mehr fahren können, weil die Preise niedriger sind, als wenn sie sich nur eine Fahrt leisten können.“

Adrenalin-Junkies können sich wieder auf das Becher-Spiel freuen, bei dem Becher mit Wasser verteilt werden. Wer nach der Fahrt am wenigsten Wasser verschüttet hat, erhält eine Freifahrt. „Wir haben das Becherspiel mit dem Jumper erfunden. Ein Schausteller kam mal auf uns zu und meinte, dass das Fahrgeschäft zu langweilig gewesen sei. Haben überlegt, was wir machen und jetzt ist es der Renner“, sagt Wagner. Inzwischen ist das Becher-Spiel auf den Jahrmärkten nicht mehr wegzudenken.

Wäre gerne schon 2021 da gewesen: Schausteller Willi kommt seit 20 Jahren nach Föhr

Schon länger dabei ist Willi Vespermann. Er kommt seit über 20 Jahren mit seinem Fahrgeschäft nach Föhr, erzählt er während er mit dem Aufbau des „Horner Derby - das Spiel“ beschäftigt ist. Die Jahrmärkte die er bisher bespielt hat, seien „in Ordnung“ gewesen. Doch die Nachwehen von Corona sowie die Energiekrise gehen auch an ihm nicht spurlos vorüber: „Langsam hat man keine Lust mehr“, sagt er.

Schausteller ohne familiären Background – Leon: „Es ist mega geil!“

Ganz frisch mit dabei und zum ersten Mal auf dem Wyker Jahrmarkt ist Leon Pockeleit. Der 17-Jährige ist erst seit vier, fünf Monaten, wie er sagt, mit den Schaustellern unterwegs. Aber wie kommt man dazu, wenn man nicht, wie viele andere, die gerade auf dem Heymannsplatz anzutreffen sind, in das Schausteller-Leben hineingeboren wird? Über einen Freund, dessen Schwager ein Fahrgeschäft betreibt, sagt Leon.

„Der hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte mal mit zu arbeiten“, erinnert sich Leon, der eigentlich aus Neumünster kommt. „Und dann bin ich nach Goslar gefahren, habe da mitgeholfen und seitdem arbeite ich bei ihm“. Eigentlich hatte der 17-Jährige eine Ausbildung bei McDonalds absolviert. Glücklich habe ihn das nicht gemacht.

Das Schausteller-Leben hingegen sei sein Ding: „Ich komme um die Welt sozusagen, das ist mega entspannt“. Er lacht, zuckt mit den Schultern. Heimweh? Keine Spur. „Das ist mein Ding“.

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