Flensburg

Unter Drogen auf dem E-Scooter: Polizei schnappt immer wieder fahruntaugliche Fahrer

Unter Drogen auf dem E-Scooter

Unter Drogen auf dem E-Scooter

Mira Nagar
Flensburg
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Foto: Victor Lippmann

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Bei ihrem Start in Flensburg waren sie sofort umstritten: E-Scooter – Zeichen von urbaner Mobilität oder eine rollende Gefahr? Die Polizei zieht nach einem Jahr eine gemischte Bilanz.

Seit etwas mehr als einem Jahr stehen, fahren und liegen sie in Flensburg: Mitte März 2021 stellte der Anbieter „Tier“ die ersten 250 E-Scooter in der Fördestadt auf. Seitdem wurden es immer mehr – andere Anbieter zogen nach und der Pionier der Leih-Roller baute seinen Bestand aus. Denn die kleinen mobilen Hipster-Flitzer wurden offenbar gut angenommen.

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„Mehr als 240.000 Fahrten haben die knapp 22.000 Nutzerinnen und Nutzer auf den inzwischen 300 Tier-Scootern in Flensburg bereits absolviert“, erklärt der Anbieter stolz. Und weitete das Gebiet bis nach Harrislee aus.

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Doch während der Anbieter selbst überschwänglich die umweltfreundliche Alternative lobt, „um sich emissionsfrei durch die Stadt zu bewegen und das eigene Auto stehen zu lassen“, sehen manche Flensburger in den elektrisch betriebenen Leih-Rollern eine Gefahr auf zwei Rädern.

20 Verkehrsunfälle mit E-Scootern

Ganz unfallfrei ging es nicht zu seit dem Start. Im Jahr 2021 wurden in Flensburg 20 Verkehrsunfälle mit E-Scootern aufgenommen, mit 17 Leichtverletzten und einem Schwerverletzten, teilt die Polizei auf Nachfrage mit. Die Vorfälle ereigneten sich entweder als Alleinunfall oder unter Beteiligung von Pkw und Radfahrenden. In sechs Fällen waren die Nutzer des E-Scooters alkoholisiert. Einer stand unter dem Einfluss von Drogen.

Für den stetigen Horror der Scooter-Kritiker – von einem der Flitzer über den Haufen gefahren zu werden – gibt es keine polizeilichen Meldungen. Zu Fuß gehende Personen waren bei den aufgenommenen Unfällen nicht beteiligt.

Grenzwerte für Alkohol oder Drogen gelten auch auf E-Scootern

Dafür gibt es laut Polizeisprecherin Sandra Otte aber einen anderen Punkt, über den allerdings nicht Statistik geführt wird: Bekiffte oder unter anderen Drogen stehende Scooter-Fahrer. Eine Zahl gibt es hier nicht, aber es scheint eine gewisse Regelmäßigkeit zu geben, mit der die Polizei fahruntaugliche Leute aus dem Verkehr fischt.

„Das größte Problem stellt die Unkenntnis vieler E-Scooter-Nutzer bzw. -Nutzerinnen im Hinblick auf das Führen der Fahrzeuge unter Alkohol- bzw. Drogeneinwirkung dar“, teilt Otte mit. „Vielen ist nicht bekannt, dass diese Kraftfahrzeuge sind und demnach die für Kfz geltenden Grenzwerte für Alkohol oder Drogen Anwendung finden.“ Ganz offensichtlich bedürfe es dazu einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit.

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Wildwestparken

Doch die Unfälle und Drogenfahrten sind nicht die einzigen Probleme. Was viele Flensburger schon beobachtet haben, bemängelt auch die Polizei: Die E-Scooter stehen oder liegen sehr häufig „wild“ bzw. ungeordnet auf Geh- und Radwegen herum – und werden dadurch ein Hindernis oder sogar eine Gefahrenstelle, insbesondere bei Dunkelheit. „Dadurch ergeben sich gefahrenträchtige Situationen für zum Ausweichen gezwungene Verkehrsteilnehmer“, erklärt Otte.

„Weiterhin stellen wir fest, dass die E-Scooter immer wieder wie weggeworfen in den Rabatten herumliegen“, so Otte. Ob sich da ein Zusammenhang zwischen dem Drogen- und Alkoholkonsum und chaotisch geparkten Scooter ergibt, ist allerdings unklar.

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