Verkehrswende

Nord-Spedition in Großenwiehe: Robert Habeck macht Probefahrt im E-Truck

Nord-Spedition in Großenwiehe: Robert Habeck macht Probefahrt im E-Truck

Robert Habeck macht bei Spedition Probefahrt im E-Truck

Benjamin Nolte/SHZ
Großenwiehe
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Wirtschaftsminister Robert Habeck ließ es sich bei seinem Besuch der Nord-Spedition nicht nehmen, eine Runde im neuen E-Truck mitzufahren. Foto: Benjamin Nolte/SHZ

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Wirtschaftsminister Robert Habeck besuchte die Nord-Spedition in seiner alten Heimat Großenwiehe und ließ sich die ersten beiden rein elektrisch betriebenen Lkw des Landes zeigen. Der Besuch offenbarte aber auch viele Hürden und Probleme bei...

Es sind die ersten beiden rein elektrisch betriebenen Lkw in Schleswig-Holsteins Schwerlastverkehr, die seit Mai von Großenwiehe auf die Straßen gehen. Insgesamt sind für die norddeutsche Spedition derzeit 80 eigene Fahrzeuge unterwegs, zwei von ihnen nun rein elektrisch. Am Freitagnachmittag ließ sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die neue Technik präsentieren. Habeck, der selbst einige Jahre in Großenwiehe lebte, zeigte großes Interesse für die Elektromobilität in der Schwerlastbranche, erkannte bei seinem Besuch aber auch die noch existierenden Hürden und Probleme.

E-Trucks kosten mehr und brauchen teure Infrastruktur

„Die beiden Volvo E-Trucks, die hier seit Mai im Betrieb sind, konnten wir dank einer Förderung des Bundes erwerben“, berichtet Geschäftsführer Haakon Hansen. „Eine herkömmliche, dieselbetriebene Zugmaschine liegt in der Anschaffung bei rund 100.000 Euro, die Elektroversion kostet rund 350.000 Euro.“ Ein großer Unterschied. 80 Prozent der Mehrkosten wurden vom Bund gefördert. „Bleiben allerdings noch immer 20 Prozent und die Mehrkosten für die notwendige Infrastruktur“, so Hansen weiter.

Habeck ist sich der Probleme bewusst

„Ohne Idealismus und den eigenen Wunsch, etwas zu verändern, geht es nicht. Rein wirtschaftlich betrachtet kostet uns so ein Fahrzeuge pro Kilometer 25 Cent mehr.“ Ein Problem, das auch Robert Habeck bewusst ist: „Der Anschaffungspreis muss runter gehen, das muss sich die nächsten Jahre ändern, ebenso der Ausbau der Infrastruktur, damit die E-Mobilität auch für diese Branche interessanter wird“, sagte er. 

Geringe Reichweiten und fehlende Ladesäulen sind große Hürde

Der große Unterschied in der Anschaffung und auch die Höhe der Mehrkosten im laufenden Betrieb überraschten auch den Bundesminister. „Aus eurer Sicht betrachtet: Welche alternative Antriebsart wäre denn zukünftig für den Schwerlastverkehr die richtige?“, fragte Habeck. Noch seien vor allem die verhältnismäßig geringen Reichweiten der E-Fahrzeuge ein Problem, so die klare Antwort. „Wenn die E-Lkw rund 400 Kilometer schaffen und die Infrastruktur vorhanden ist, dann sind sie auch für die Langstrecke interessant“, ergänzt Geschäftsführer Oke Hansen. „Die Fahrer müssen ohnehin ihre vorgeschriebenen Pausen einhalten, die dann zum Laden genutzt werden können.“

Zu teuer: Öffentliche Ladesäulen werden nur im Notfall genutzt

Die Akkus der beiden Volvo E-Trucks in Großenwiehe haben eine Kapazität von jeweils 378 Kilowattstunden. Schnellladesäulen für Lkw sind hingegen absolut rar gesät. „Durch die vor kurzem installierten Schnelllader in Großenwiehe können wir das Fahrzeug in ein bis zwei Stunden komplett aufladen“, so Haakon Hansen. „Aufgrund der hohen Kosten für den Strom kommen öffentliche Säulen nur im Notfall in Frage, zudem gibt es davon nur sehr wenige, die auch von Lkw angefahren werden können.“ 

Fahrten nach Dänemark müssen die Diesel-Trucks übernehmen

Mit bis zu 300 Kilometern Reichweite könne die Nord-Spedition einen Großteil ihrer benötigten Strecke abdecken. Das reiche für Mittelstrecken, also regionale Distanzen, so sagen es die Spediteure. Sie transportieren nahezu ausschließlich Lebensmittel. Insbesondere Öle, von Hamburg bis nach Dänemark, in die Region Billund. „Der E-Truck kann dank der Schnelladetechnik jeweils zwei Mal am Tag von Großenwiehe nach Hamburg und zurück fahren“, sagt Haakon Hansen. „Die restliche Strecke nach Dänemark hoch wird der Auflieger dann von einer dieselbetriebenen Zugmaschine transportiert, was unter anderem an der fehlenden Mautbefreiung in Dänemark und den Lademöglichkeiten liegt“, so Hansen.

Habeck bekommt Forderungspaket mit auf den Weg

Geschäftsführer Lars Hansen gab Robert Habeck Forderungen mit auf den Weg, die nicht nur sein Unternehmen betreffen, sondern auch viele weitere. „In Schleswig-Holstein haben wir im Ländervergleich mit den höchsten Strompreis“, so der Geschäftsführer, „obwohl wir hier einen wichtigen Teil der in Deutschland benötigten Energie produzieren. Das kann nicht sein.“ Zudem forderte er von Bund und Ländern, den Ausbau der Infrastruktur und die Netzanbindung voranzutreiben, sowie die Mautbefreiung für E-Lkw auch über 2025 fortzuführen. 

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