Experten erwarten in diesem Herbst und Winter ein starkes Comeback der Grippe. Risikogruppen sollten sich deshalb für eine Grippeschutzimpfung entscheiden, raten Mediziner. Schleswig-Holsteins Ex-Gesundheitsminister und jetziger FDP-Landtagsabgeordneter Heiner Garg macht sich für ein niederschwelliges Impfangebot „nicht nur in den Arztpraxen, sondern auch in den Impfzentren“ stark. Die Landesregierung lehnt das ab.

Nicht nur das Coronavirus, sondern auch andere Virusinfektionen wie die Influenza stiegen schon jetzt deutlich an, warnt Garg. „Um hier Druck aus dem Kessel zu nehmen, sollte die Grippeimpfung künftig auch in den Impfzentren angeboten werden.“ Die Landesregierung solle daher zügig Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) aufnehmen, damit die Organisation in den Impfzentren entsprechend angepasst werden könne.

Die Politik müsse die Warnungen der Experten vor eine Influenza-Welle ernst nehme, da auch diese Erkrankung besonders gefährlich für ältere und vorerkrankte Menschen sei. „Die Krankenhäuser ächzen schon jetzt unter der steigenden Zahl von Corona-Patienten und Atemwegserkrankten“, sagt Garg. Das Gesundheitssystem drohe, seine Belastungsgrenze zu erreichen, wenn das Land nicht Maßnahmen ergreife, damit so wenig Menschen wie möglich ernsthaft erkranken.

Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken verweist auf Arztpraxen und Apotheken

Bei Gargs Amtsnachfolgerin Kerstin von der Decken (CDU) stößt der Vorstoß auf wenig Gegenliebe. Die Impfzentren seien nur temporäre Einrichtungen. Im übrigen habe sich die Impfung gegen Influenza in den Arztpraxen bewährt, teilt ihr Sprecher Marius Livschütz auf Anfrage mit. Zudem werden Grippeschutzimpfungen seit gut einem Jahr auch in ausgewählten Apotheken im Norden durchgeführt. Dafür wurden eigens rund 150 Apotheker geschult. Die Influenza-Impfung kann gleichzeitig mit einer Covid-(Booster-)Impfung verabreicht werden.