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A20 kostet jetzt mehr als sechs Milliarden – was Volker Wissing dazu sagt

A20 kostet jetzt mehr als sechs Milliarden – was Volker Wissing dazu sagt

A20 kostet jetzt mehr als sechs Milliarden

Henning Baethge/shz.de
Kiel
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Umstritten: Der Weiterbau der A20 Foto: Carsten Rehder/shz.de

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Der Weiterbau der Küstenautobahn A20 von Bad Segeberg nach Niedersachsen wird immer teurer. Das sind die Gründe – und die Reaktionen des Ministers und der Kritiker.

Eine Woche nach dem gerichtlichen Stopp für den Bau der Küstenautobahn A20 in Niedersachsen gibt es eine neue Hiobsbotschaft für die Befürworter des Großprojekts: Der insgesamt rund 200 Kilometer lange Weiterbau von Bad Segeberg bis Westerstede wird immer teurer.

Ursprünglich waren 3,5 Milliarden Euro veranschlagt

Waren im aktuell geltenden Bundesverkehrswegeplan von 2016 noch 3,5 Milliarden Euro inklusive Planungskosten veranschlagt und in der bisher letzten Schätzung des Bundes vom letzten Jahr gut 5 Milliarden Euro, wird das Projekt nun mehr als 6 Milliarden Euro kosten. Das ergibt sich aus einer neuen Kostenaufstellung, die Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf Anfrage der Linken im Bundestag vorgelegt hat.

Mit Risikopuffer für den Elbtunnel sind es 6,6 Milliarden

Demnach belaufen sich nun schon die reinen Baukosten auf 5,3 Milliarden Euro. Addiert man die Planungskosten von rund 15 Prozent, kommt man auf 6,1 Milliarden. Rechnet man zudem noch den zusätzlichen Risikopuffer von knapp einer halben Milliarde Euro hinzu, den die bundeseigene Autobahn GmbH allein beim Bau des Elbtunnels zwischen Glückstadt und Drochtersen einplant, ergeben sich sogar Gesamtkosten von 6,6 Milliarden Euro.

Linke, Nabu und Grüne Jugend fordern Aus für A20

„Die Ampelkoalition muss den immer fragwürdigeren Bau der A20 stoppen“, fordert daher der niedersächsische Linken-Abgeordnete Victor Perli. Auch der Naturschutzbund Nabu in Schleswig-Holstein sieht sich in seiner „grundsätzlichen Kritik am Projekt erneut bestätigt“, sagt dessen Chef Ingo Ludwichowski. und fordert: „Der Weiterbau der A20 gehört auf die Liste der Projekte, deren Realisierung gestoppt werden muss – nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus verkehrlichen, Klimaschutz- und Naturschutzgründen.“ 

Und die Grüne Jugend in Schleswig-Holstein verlangt ebenfalls das Aus für die Autobahn. „Es werden Milliarden in Mobilität der Vergangenheit gesteckt, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden“, kritisiert Sprecherin Smilla Mester.

Besonders stark steigen die Kosten im letzten niedersächsischen Autobahnabschnitt vor dem Elbtunnel – sie sind dort jetzt fast 30 Prozent höher als noch im vergangenen Jahr. Einen Grund dafür nennt FDP-Minister Wissing nicht. Linken-Politiker Perli geht aber davon aus, dass in Niedersachsen vor allem der schwierige Baugrund für die Mehrkosten verantwortlich ist. Die Hälfte der Autobahn soll dort laut Wissings Aufstellung auf Moor- oder Marschboden gebaut werden.

In Schleswig-Holstein fast 13 Prozent Mehrkosten

In Schleswig-Holstein ist es dagegen nur ein Drittel. Hier hat Wissing auf allen sechs Bauabschnitten samt dem Elbtunnel eine pauschale Kostensteigerung von knapp 13 Prozent zugrunde gelegt und kommt so inklusive Planung auf Ausgaben von zusammen 3,2 Milliarden.

Minister Wissing hält am Weiterbau der A20 fest

Am Weiterbau der A20 hält Wissing trotz der neuen Kostensteigerung und der Proteste gegen die Autobahn fest. Zwar haben die Ampelkoalitionäre in Berlin vereinbart, dass sie in Sachen Straßenbau einen „Infrastrukturkonsens“ im „Dialogprozess mit Verkehrs-, Umwelt-, Wirtschafts- und Verbraucherverbänden“ suchen wollen. Doch werde „die konkrete Gestaltung“ dieses Dialogprozesses „derzeit noch geprüft“, teilt Wissing in seiner Antwort mit. Für die A20 verkündet er: „Unabhängig davon wird das Vorhaben entsprechend dem gesetzlichen Auftrag weitergeplant.“

Naturschützer fordern klimafreundlichen Mobilitätsplan

Dagegen fordert Nabu-Chef Ludwichowski, dass Wissing umgehend mit dem Dialogprozess und „den Arbeiten an einem integrierten Bundesmobilitätsplan“ beginnt, wie er im Koalitionsvertrag vereinbart sei. Dabei müsse vor allem der Klimaschutz, aber auch der Natur- und Artenschutz „deutlich höher gewichtet werden als aktuell“, verlangt Ludwichowski.

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