Nordsee

50 Jahre Sandaufspülungen auf Sylt: Darum sind sie so wichtig für die Insel

50 Jahre Sandaufspülungen auf Sylt: Darum sind sie so wichtig für die Insel

50 Jahre Sandaufspülungen auf Sylt

Lisa Bohlander/shz.de
Westerland
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Aktuell wird auf Sylt zwischen Rantum und Hörnum Sand vorgespült. Foto: Lisa Bohlander/shz.de

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Das Meer nagt an den Stränden der Insel, Sylt schrumpft – das ist nur durch Sandaufspülungen aufzuhalten. Die Arbeiten zum Küstenschutz werden seit 1972 durchgeführt. Zeit für eine Bilanz.

Sie sind notwendig, aber auch ein teurer Eingriff in die Natur: Sandvorspülungen und -Aufspülungen vor Sylt. Im Jahr 1972 wurde im Strandbereich von Westerland die erste sogenannte Sandersatzmaßnahme auf Sylt durchgeführt, damals als Versuchsaufspülung. Auch 50 Jahre später sind sie das bewährte Mittel gegen das Verschwinden der Insel.

Nach den positiven Erfahrungen der ersten Sandaufspülung und einer Wiederholung im Jahr 1978 werden seit 1983 regelmäßig Sandaufspülungen zum Erhalt von Dünen und Kliff entlang der Sylter Westküste vorgenommen. Abgeschaut hatte sich Sylt die Sandvorspülungen von Häfen in Amerika.

Die Sandersatzmaßnahmen hätten sich bewährt und seien die häufigsten aktiven Küstenschutzmaßnahmen an der Sylter Westküste, teilt der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) mit. Die Aufspülmengen und -Intervalle unterschieden sich dabei je nach Küstenabschnitt. Die größten Sandmengen auf Sylt wurden bisher in Westerland, Hörnum, Kampen und List aufgespült.

Das ist der Unterschied zwischen Vorspülungen und Aufspülungen

Der Küstenschutz mit Sand funktioniert mittels Auf- oder Vorspülung: Beim Aufspülen wird der Sand direkt sichtbar an die Strände gebracht, um Sandverluste wieder aufzufüllen. Bei der Vorspülung landet der Sand vor dem Strand, im Meer also, jedoch näher an der Küste als dort, von wo er entnommen wurde. Hiermit sollen die die Wellen vorzeitig brechen und nicht so hart auf die Küste treffen.

Der Spülsand wird entweder über ein Rohr an den Strand transportiert oder aus dem Laderaum des Schiffs vor den Strand gekippt. Sandaufspülungen gehören zu den sogenannten weichen Küstenschutzmaßnahmen. Deckwerke aus Beton, Buhnen und Tetrapoden zählen zu den harten Maßnahmen.

Laut der Behörde sollen im Jahr 2022 zwischen April und Oktober rund eine Million Kubikmeter Sand auf 8,2 Kilometer Strandlänge aufgespült werden. Aktuell liegen die großen Rohre und dazugehörige Bagger zwischen Hörnum und Rantum in Höhe des Aussichtspunktes „Bunkerhill“. Meist ankert auch eines der Spülschiffe dicht vor der Küste. Die Auf- und Vorspülungen kosten im Jahr 2022 etwa 6,9 Millionen Euro, wie der LKN mitteilt. 

Bedenken wegen Eingriffs in die Natur – ohne Alternative

Die Sandaufspülungen wirken sich auf die Natur an der Küste vor Sylt aus. Zum einen bedeckt der aufgespülte Sand am Strand die vorhandenen Organismen, zum anderen entstehen im Meer bis zu einen Kilometer lange und 20 Meter tiefe Schlicklöcher mit einer hohen Schadstoffkonzentration. Auch stelle die Lärmbelästigung durch die Schiffe laut Nabu eine Gefahr für Tiere, etwa Schweinswale, dar.

Allerdings halten Wissenschaftler fest: Sylt ist ungebremst der Nordsee ausgesetzt. Wenn man die Küstenlinie halten möchte, seien Sandaufspülungen momentan die beste und einzige Möglichkeit. Sie hätten sich als sinnvoll und nachhaltig für die Insel bewährt.

Festveranstaltung zum Jubiläum im Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt

Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der ersten Sandvorspülung werden am Donnerstag, 22. September, bei einer Festveranstaltung im Erlebniszentrum Naturgewalten in List beteiligte Personen aus der Praxis und Forschung einen Einblick in die Vergangenheit und Zukunft der Sandvorspülungen geben. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist kostenlos.

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