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Weltmeister geschlagen – Dänen setzen Ausrufezeichen

Weltmeister geschlagen – Dänen setzen Ausrufezeichen

Weltmeister geschlagen – Dänen setzen Ausrufezeichen

Kopenhagen
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Dänischer Jubel gegen den amtierenden Weltmeister. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

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Das Final Four der Nations League haben Dänemarks Fußballer verpasst. Die Schützenhilfe aus Österreich blieb aus, dennoch war es ein dänischer Jubelabend in Kopenhagen. Die Dänen konnten den amtierenden Weltmeister in die Knie zwingen und feierten einen der seltenen Siege gegen eine Fußball-Großmacht.

Die dänische Fußball-Nationalmannschaft hat sich mit einem Paukenschlag in Richtung Weltmeisterschaft in Katar verabschiedet. Die WM ist noch zwei Monate weg, aber der letzte Spieltag der Nations League war gleichzeitig die WM-Generalprobe, und was für eine!

Der amtierende Weltmeister aus Frankreich musste sich bereits zum zweiten Mal in dieser Nations-League-Gruppe gegen die Dänen geschlagen geben und musste am Ende noch erleichtert sein, dass er einen peinlichen Abstieg aus dem Oberhaus haarscharf vermeiden konnte. Die DBU-Auswahl konnte vor ausverkauftem Haus in Kopenhagen einen verdienten 2:0-Erfolg feiern.

Das Final Four der Nations League haben Dänemarks Fußballer dennoch verpasst. Die Schützenhilfe aus Österreich blieb aus, Kroatien sicherte sich mit einem 3:1-Sieg gegen Österreich und 13 Punkten den Gruppensieg vor Dänemark (12), Frankreich (5) und Österreich (4.).

 

Kasper Dolberg grätscht zum 1:0 ein. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Vor drei Jahren war es noch eine große Sache, dass Dänemark ins Oberhaus der Nations League aufsteigen konnte und gegen die großen Nationen Europas antreten durfte. Mittlerweile ist es schon eine kleine Enttäuschung, dass die große Chance auf den Einzug ins Final Four vergeben worden ist.

Die Dänen waren herausragend in die dritte Auflage des UEFA-Wettbewerbes gestartet, haben den Gruppensieg aber mit zwei Niederlagen gegen Kroatien vergeigt, doch das verpasste Final Four konnte die dänische Freude an diesem Abend nicht trüben.

Der Achtungserfolg gegen den amtierenden Weltmeister hat die Euphorie im Königreich neu entfacht, nachdem sie gegen Kroatien gedämpft worden war. Es wird wieder von einer grandiosen Endrunde geträumt, wie beim Halbfinal-Einzug bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr.

Die Dänen werden auch bei der WM in zwei Monaten mit der markant gestiegenen Erwartungshaltung zu kämpfen haben.

 

Eine Startelf ohne Simon Kjær konnte gegen Frankreich überzeugen. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Das Überstehen der Vorrunde reicht für viele nicht mehr. Es wird schon ein Einzug ins Viertelfinale erwartet, einige träumen sogar von mehr. Träumen ist ja erlaubt, aber wie stark ist diese DBU-Auswahl wirklich?

Die Dänen haben zweifelsohne eine sehr gute Fußball-Mannschaft. Aber absolute Weltklasse? Diesen Beweis sind sie oft schuldig geblieben, wenn es gegen die großen Nationen ging. Rechtzeitig vor der WM hat es aber dieses Ausrufezeichen der dänischen Nationalmannschaft gegeben, die in der Kategorie unter den größten Fußball-Nationen einzuordnen ist, aber gegen den amtierenden Weltmeister unter Beweis stellte, dass sie gegen jeden Gegner eine Chance hat.

Die Nation hat die DBU-Auswahl zweifelsohne hinter sich. Selten war es im vergangenen Jahrzehnt keineswegs, dass Dänemarks Nationalstadion selbst bei Qualifikationsspielen für eine Endrunde nur halbvoll war. Auch eine Fußball-Großmacht wie England lockte nur 25.000 Zuschauer an. Die Zuschauerzahlen haben sich aber radikal geändert, die Tickets sind mittlerweile heiß begehrt.

Ohne Basis-Mitgliedschaft bei DBU geht da gar nichts. Schon seit mehr als einem Jahr gibt es im freien Vorverkauf keine einzige Karte mehr für Dänemarks Heimspiele im stets ausverkauften Parken.

 

Die Stimmung im dänischen Nationalstadion ist so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Hier herrscht bei jedem Länderspiel Volksfeststimmung, egal ob der Gegner Färöer oder Frankreich heißt. Selbst die Franzosen staunten nicht schlecht, wie laut es während der dänischen Nationalhymne im Parken ist. Die Blicke der amtierenden Weltmeister, die alle an weitaus feineren Adressen gespielt haben, gingen nicht ins Leere, sondern fast komplett auf die voll besetzten Ränge, sichtlich beeindruckt.

Es sollte aber noch lauter werden. Die Dänen wurden anfangs in die Defensive gedrängt, konnten sich aber immer mehr aus der Umklammerung befreien und ließen den Ball gut in den eigenen Reihen laufen, nicht zuletzt über die Außenpositionen.

Der Lohn waren zwei Tore in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit. Eine Flanke von Mikkel Damsgaard auf Kasper Dolberg sowie ein Schuss von der Strafraumgrenze von Andreas Skov-Olsen ließen die französische Abwehr alt aussehen.

Neue Namen waren in der französischen Abwehr zu finden, doch das soll die Angriffsleistung der Dänen nicht schmälern. Das war genau das, was die DBU-Auswahl im Vorfeld der Weltmeisterschaft brauchte.

 

 

Andreas Skov-Olsen lässt sich nach dem 2:0 feiern. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Die Offensive hat sich zuletzt Kritik anhören müssen. Zu wenig Durchschlagskraft gegen die großen Nationen, lautete der Kritikpunkt. Die Antwort von Kasper Dolberg, Mikkel Damsgaard und allen voran Andreas Skov-Olsen hat den Kritikern das Maul gestopft.

Das war Weltklasse, was der Außenstürmer gegen Frankreich bot. Andreas Skov-Olsen war weitaus auffälliger als Kylian Mbappé und sorgte immer wieder für Gefahr.

Ganz auszuschalten ist der Weltstar aus Frankreich allerdings nicht. Die Franzosen konnten sich nach dem Seitenwechsel steigern und hatten auch dicke Chancen, doch Kasper Schmeichel hielt seinen Kasten sauber. Die dänische Nummer eins konnte an diesem Abend eine weitere Antwort geben. Dänemark hat kein Torwartproblem, auch nicht nach seinem nicht unproblematischen Wechsel aus der Premier League und seiner Reservistenrolle in Nizza.

 

Kylian Mbappé scheitert freistehend an Kasper Schmeichel. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

In zwei Monaten gibt es bei der WM ein Wiedersehen zwischen den Dänen und den Franzosen. Die WM ist eine andere Hausnummer als die Nations League, und die Endrunde in Katar wird zeigen, wie nah die Dänen an die Weltklasse herangerückt sind.

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