Fussball

Der Traum vom ersten Titel

Der Traum vom ersten Titel

Der Traum vom ersten Titel

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
SønderjyskE geht nach einem Sieg gegen Silkeborg mit Selbstvertrauen ins Pokalfinale. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Das erste Pokalfinale der Vereinsgeschichte ist für den Stolz und das Selbstverständnis des Klubs und für alle im Umfeld von großer Bedeutung, meint SønderjyskE-Direktor Klaus Rasmussen, der nicht nur vom Titel, sondern auch von Europa und dem großen Geld im internationalen Geschäft träumt.

Zweimal waren die SønderjyskE-Fußballer kurz vor dem großen Ziel, stolperten aber auf der Zielgeraden und mussten in den Pokal-Halbfinals 2012 und 2015 gegen den FC København bzw. FC Vestsjælland die Segel streichen.  Nun aber haben die Hellblauen einen Meilenstein erreicht und stehen erstmals in einem Pokalfinale. Bislang ist die Vize-Meisterschaft 2016 der Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, doch nun winkt ein Titel.

„Es ist schwer, die Silbermedaillen von 2016 und ein Pokalfinale zu vergleichen. Beide Höhepunkte sind  auf verschiedene Weise  großartig. DM-Silber mit einem der kleinsten Etats der Superliga ist ebenso einzigartig wie ein Pokalfinale. Wir werden über beides noch lange sprechen, aber diesmal haben wir die Chance, einen Titel zu gewinnen – den ersten in der Vereinsgeschichte für die Fußballer“, sagt SønderjyskE-Direktor Klaus Rasmussen im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“: „Allein der Einzug ins Pokalfinale ist für SønderjyskE eine große Sache, und wir haben jetzt die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben. Das wäre für den Stolz und das Selbstverständnis  des Klubs und für alle im Umfeld von großer Bedeutung.“

Das große Geld in Europa

Gleichzeitig ist  es der Traum von einem zweiten europäischen Abenteuer, den ein Pokalsieg auslösen würde. Der Einstand auf europäischer Bühne  war weitaus besser als man erträumen konnte. Strømsgodset aus Norwegen und Zaglebie Lubin aus Polen wurden überraschend ausgeschaltet, bevor man   wenige Minuten  vor Schluss von Sparta Prag noch abgefangen wurde. Ein Einzug in die  Gruppenphase der Europa League hätte einen Jackpot von 40 bis 50 Millionen Kronen bedeutet, weil SønderjyskE damals die einzige skandinavische Mannschaft gewesen wäre und den gesamten TV-Pool abgesahnt hätte.

 

SønderjyskE-Direktor Klaus Rasmussen und Sportchef Hans Jørgen Haysen stehen nicht mehr alleine auf der Kommandobrücke. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

„Wir sind schon einmal sehr nah dran gewesen und wissen, was es finanziell bedeuten würde, wenn wir es ins gelobte Land schaffen würden. Mit dem Geld aus der Gruppenphase der Europa League würden wir in einem noch nie gesehenen Tempo Schritte nach vorne machen können. Der Pokalsieger würde in die dritte Qualifikationsrunde einsteigen, da ist es nicht mehr so weit“, sagt Klaus Rasmussen und weist darauf hin, dass danach noch die Playoff-Runde kommt: „Davon können wir jetzt träumen, aber wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden. AaB geht als Favorit ins Pokalfinale, aber der Charme am Pokal-Wettbewerb ist der, dass alles möglich ist.“

SønderjyskE hatte bei der Europapokal-Premiere vor vier Jahren pro Runde zwischen einer und eineinhalb  Millionen Kronen eingenommen und könnte sich wieder auf Einnahmen freuen. Andere würden dagegen verschwinden.

Sollte SønderjyskE den Pott holen und gleichzeitig Lyngby in der Abstiegsrunde hinter sich lassen, würden die Hellblauen im Europa-Playoff in der Liga aus dem Wettbewerb genommen werden und in der Endabrechnung auf Tabellenplatz zehn eingestuft werden. Es verschwindet somit die Möglichkeit, in der Endabrechnung noch Siebter zu werden, was in Sachen Fernsehrgelder mehr als eine Million Kronen bedeuten würde.

Alexander Bah gehörte zuletzt zu den absoluten Leistungsträgern bei SønderjyskE. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

„Das ist die Rückseite der Medaille. Das ist ärgerlich, dass wir gegebenenfalls nicht um eine bessere Platzierung würden spielen können. Wir befinden uns darüber im Dialog, aber es ist schwierig, in einem laufenden Wettbewerb an der Struktur zu ändern“, sagt der SønderjyskE-Direktor.

Kleine Geldprämien

Das große Geld winkt im Pokalfinale noch nicht. Bis zum Viertelfinale gab es im dänischen Landespokal-Wettbewerb überhaupt keine Geldprämien. Für den Einzug ins Halbfinale sprangen 100.000 Kronen heraus. Der unterlegene Finalist kassiert 300.000 Kronen, der Pokalsieger 600.000 Kronen. Hinzu kommen 40 Prozent des Gewinnes, den der Veranstalter mit der Austragung des Pokalfinales erzielt. Diese Summe wird sich in diesem Jahr aber durch fehlende Zuschauereinnahmen in Grenzen halten.

Da geht ein neidischer Blick nach Deutschland. Allein für den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals kassierten die vier Klubs allein an Prämien vom DFB 2,8 Millionen Euro (rund 21 Millionen Kronen).  Die Prämien für die beiden Finalisten, Bayer Leverkusen und Bayern München, stehen noch nicht fest. 2019 erhielt der Pokalsieger 4.500.000 Euro, der unterlegene Finalist 3.500.000 Euro – genau in der Mitte liegt der Jahresetat von SønderjyskE.

Nur wenige SønderjyskE-Fans dürfen ins Stadion. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix

Klaus Rasmussen macht keinen Hehl daraus, dass nicht eingeplante Einnahmen aus einer Europapokal-Teilnahme dem Klub gut tun würde, denn SønderjyskE ist durch die Corona-Krise angeschlagen wie viele andere Vereine auch.

„Das Timing wäre gut“, so der Direktor: „Es ist aber schwer, sich einen Überblick zu verschaffen, wie hart wir durch Corona getroffen werden. Die Hilfspakete ändern ständig ihr aussehen. Ich denke, dass wir erst im August oder September sagen können, wie es aussieht. Was mich aber sehr positiv stimmt, ist die Unterstützung der Sponsoren.“ 

Mehr lesen