Fussball

Kommentar: Es gibt einiges auszubessern

Kommentar: Es gibt einiges auszubessern

Kommentar: Es gibt einiges auszubessern

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Viel Arbeit wartet auf Mannschaft, Trainer und Sportchef von SønderjyskE. Foto: Ernst van Norde/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Mit einem unguten Gefühl, nur vier Punkten aus den letzten acht Spielen und der Abstiegsangst im Nacken sind die Superliga-Fußballer von SønderjyskE in die Winterpause gegangen. Sportchef, Trainer und Mannschaft haben in den nächsten Wochen und Monaten viel Arbeit vor sich. Ein Kommentar von Sportredakteur Jens Kragh Iversen.

Das hatten  sich die Verantwortlichen  von SønderjyskE ganz anders vorgestellt. Mit ungewohnter Risikobereitschaft hatten die Hellblauen massiv in ihre Superliga-Mannschaft  investiert und bekamen viel Lob für die früh im Fenster getätigten Transfers Mads Albæk, Patrick Banggaard und Rilwan Hassan. Doch der Lohn dafür  ist ausgeblieben.

SønderjyskE hatte vor einem Jahr den prominentesten Cheftrainer der Vereinsgeschichte für seine Fußball-Mannschaft geholt, doch der Meistermacher von 2015 (FC Midtjylland) hat trotz großen Engagements  oft vergeblich  im Werkzeugkasten  nach Lösungen gesucht. 

Die Balance hat gefehlt

Glen Riddersholm hat in seinem ersten Jahr nicht oft genug die richtige Balance zwischen  fußballerischer Weiterentwicklung und alten Tugenden des Klubs gefunden und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, zu viel in zu kurzer Zeit umkrempeln zu wollen. Sein Einzug hat an der Mentalität und der Identität des Klubs gerüttelt. Das war auch von der Vereinsführung so gewollt, das Ergebnis ist aber nicht so ausgefallen, wie man es sich erhofft hatte.

Glen Riddersholm hat mit  36 Punkten aus seinen ersten 34 Superliga-Spielen für SønderjyskE und einem Punkteschnitt von 1,06 den niedrigsten Schnitt aller SønderjyskE-Trainer seit Carsten Broe (0,85). Michael Hemmingsen (1,18), Lars Søndergaard (1,21), Jakob Michelsen (1,70) und Claus Nørgaard (1,20) lagen alle höher.

 

Glen Riddersholm kann den schwächsten Punkteschnitt seit Carsten Broe aufweisen. Foto: Ernst van Norde/Ritzau Scanpix

SønderjyskE hat unter Glen Riddersholm. enttäuscht. Und das mit dem teuersten Spielerkader aller Zeiten. In solchen Fällen greifen  im Fußball immer wieder die gleichen Mechanismen: Eine Trainerentlassung. Doch bei SønderjyskE ticken die Uhren anders. Hier wird länger am Personal festgehalten. Das ist auch gut so.

Der Glaube ist weiterhin da, dass Glen Riddersholm die Kurve kriegt und mit SønderjyskE den nächsten Schritt machen kann. Die Schuld liegt keineswegs allein beim Übungsleiter.

SønderjyskE würde sich eine Trainerentlassung auch nur schwer leisten können. Riddersholm steht noch bis zum Sommer 2022 unter Vertrag, und die Finanzlage des Klubs sieht ungewohnt düster aus. SønderjyskE hat vor wenigen Wochen zum ersten Mal seit neun Jahren wieder rote Zahlen präsentiert. Das Defizit fiel mit 8,7 Millionen Kronen fast doppelt so hoch aus wie man einkalkuliert hatte. Und auch im laufenden Haushaltsjahr sieht es bedrohlich aus. In Sachen Fernsehgelder läuft man jetzt schon weit hinterher. 

Die Geldsorgen werfen auch ihren Schatten auf das kommende Transferfenster. Ein Verkauf eines Spielers und eine Einnahme in Millionenhöhe sind fast schon zwingend notwendig. Die Vereinsführung hatte im Sommer den Riegel vorgeschoben und am Kader festgehalten, um sich  für eine schwierige Übergangs-Saison mit drei Absteigern zu wappnen. 

Viele offene Fragen in der Kaderplanung

Hinter Alexander Bah war die halbe Superliga her. Angebote von bis zu einer Handvoll Millionen Kronen  für das mittlerweile 22 Jahre alte Talent waren SønderjyskE  zu wenig. Die Frage ist, ob der Marktwert  noch der gleiche ist. Die Leistungskurve von Bah   zeigt wie die der Mannschaft nach unten. 

Das gleiche trifft für Stefan Gartenmann zu, der vor der Saison auch zu den jungen Spielern mit Verkaufspotenzial gehörte. 

 

Alexander Bah gehörte zu den größten Verkaufsobjekten im SønderjyskE-Kader. Foto: Ernst van Norde/Ritzau Scanpix

Verkaufspotenzial besitzt auch Victor Mpindi, doch die Frage ist, wann bei dem 22-Jährigen aus dem Kamerun, der noch bis 2023 unter Vertrag steht, der richtige Zeitpunkt ist. Noch hat er seinen endgültigen Durchbruch nicht geschafft.

Das Timing könnte dagegen beim besten Spieler der ersten Saisonhälfte  richtig sein. Der Vertrag von Christian „Greko“ Jakobsen läuft Ende 2020 aus. Sollte es nicht gelingen, diesen Vertrag  bald zu verlängern, ist das bevorstehende Transferfenster die letzte Chance, Kasse zu machen. 

Sportchef Hans Jørgen Haysen hatte nach dem letzten Spiel des Jahres in Horsens angedeutet, dass er ein eher ruhiges Transferfenster erwartet. Das ist aber nur schwer vorstellbar. 

SønderjyskE muss nicht nur einen Transfererlös erzielen, sondern nicht zuletzt nach den Abgängen von Danny Amankwaa und Marco Rojas auch einige Herausforderungen im Kader lösen. Es besteht Handlungsbedarf auf der Linksverteidiger-Position, wo sich keiner so richtig hat durchsetzen können, und auch auf der Außenbahn. Zudem muss die Torwartfrage geklärt werden. Nikola Mirkovic hat seine Chance vergeigt und eine Rückkehr von Sebastian Mielitz zwischen die Pfosten hängt auch vom Ausgang der Verhandlungen über eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrages.

Sportchef, Trainer und Mannschaft haben in den nächsten Wochen und Monaten viel Arbeit vor sich.

Da muss einiges ausgebessert werden.

Christian „Greko“ Jakobsen ist bester SønderjyskE-Spieler der ersten Saisonhälfte gewesen. Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix
Mehr lesen