Ausstellung

Kunsttalente überraschen mit Blumen, Scherben und Stühlen

Kunsttalente überraschen mit Blumen, Scherben und Stühlen

Kunsttalente überraschen mit Blumen, Scherben und Stühlen

Sonderburg/Sønderborg
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Das Plakat der Abschlussausstellung 2023 Foto: Karin Riggelsen

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„Sønderjyllands Kunstskole“ lädt am Donnerstag zur Vernissage in den Raum „Radar“ im Multikulturhaus ein. Drei Künstlerinnen haben deutsche Wurzeln – sie wollen nun nach Kolding.

Seit Wochen fiebern 14 junge Künstlerinnen und Künstler von der nordschleswigschen Kunstschule dem Donnerstag, 25. Mai, entgegen: An dem Tag wird ab 18 Uhr feierlich die diesjährige Abschlussausstellung von „Sønderjyllands Kunstskole“ eingeläutet.

In diesem Jahr erhielten die Jugendlichen das Thema „Vier mentale Räume“. Jeder sollte zwei persönliche und zwei öffentliche Themen beschreiben. Hört sich kompliziert an und war auch nicht für alle ganz einfach, wie sich im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ herausstellte. Die interessante und sehr spannende Ausstellung läuft bis einschließlich 10. Juni.

„Remember your roots“

Vom Eingang her kommend, wird den Besuchenden in den kommenden Wochen schnell ein Baum und ganz viel Spielzeug auffallen. Die Sonderburgerin Sofie Zdrika Grau gab diesem Werk den Titel „Growing up. Remember your roots“. 

Sofie Zdrika Grau bindet das Spielzeug zum Baum, damit bei der Ausstellung in den kommenden Wochen nichts verschwindet. Foto: Karin Riggelsen

„Es ist für mich eine Erinnerung an die Kindheit, die man nicht vergessen darf. Sie wird immer ein Teil deines Baumes sein“, sagt die 18-Jährige. Sie nennt ihr Jahr bei der Kunstschule eine nützliche Pause von der Schule.

„Jetzt kann ich wieder zurück zur Routine finden und jeden Morgen aufstehen“, meint die junge Frau. Ihr Weg ist eine weiterführende Ausbildung bei VUC („Voksenuddannelsescenter“). Das Spielzeug am Stamm des Baumes hat sie mit einem Strick befestigt, damit die Teddys und Puppen nicht verschwinden.

Kunst mit Sonnenblume

Mette Wortmann nutzt Ukraines Nationalblume, die Sonnenblume, als aussagekräftigen Beweis für die Nutzlosigkeit des Krieges. Ihre Blumen wurden zerbombt, und einige der Blüten liegen schlapp auf der Erde. Mette Wortmann hat sich zwei Jahre lang in der Kunstschule in verschiedenen Kunstformen unterrichten lassen.

(V.l.) Malou Nicole Rasmussen, Vivien Lohnert, Linea von Backhaus und die Künstlerin der Sonnenblumen, Mette Wortmann trugen die vielen Werke in die Eingangshalle der Bibliothek. Foto: Karin Riggelsen

„Ich habe so viel gelernt, und für mich war es eine Freiheit ohne Schule. Ich habe es sehr genossen“, so die 22-Jährige. Sie war schon immer kreativ und hat sich nun an Kolding bei der Designschule beworben.

Aus der dänischen Minderheit

Unter den 14 Künstlerinnen und Künstlern haben drei Frauen einen deutschen Hintergrund. Vivien Lohnert aus Flensburg (Flensborg) hat eine dänische Schule in Südschleswig besucht, und sie googelte daher nach einer Kunstschule in Dänemark. So kam sie nach Sonderburg.

Vivien Lohnert mit einem ihrer Glasscherben-Gläser Foto: Karin Riggelsen

Vivien Lohnert hat ein Gemälde mit deutscher und englischer Beschriftung und einige Gläser mit Glasscherben für der Ausstellung geschaffen. Die Farben der Scherben in den Weckgläsern symbolisieren unter anderem ihre Träume, Selbstliebe und die Selbstkritik. Sie ist gespannt, wie das Publikum auf ihre Arbeiten reagiert. Im Anschluss an die Kunstschule träumt sie nun auch von einer Ausbildung an der Designschule in Kolding.

Stühle sind ein Symbol

Lotta Schlüter kommt ursprünglich aus München. Die 19-Jährige hat in den vergangenen drei Wochen ein ganz besonderes Werk geschaffen. Es sind 44 künstlerisch sehr detaillierte Zeichnungen von verschiedenen Stühlen, die mit einer Beschreibung des Besitzers versehen werden.

Lotta Schlüter mit ihren 44 Zeichnungen von verschiedenen Stühlen. Foto: Karin Riggelsen

„Diese Stühle repräsentieren die Menschen, die sie besitzen. Jeder Stuhl hat seine eigene Persönlichkeit“, so Lotta Schlüter, die seit elf Jahren auf Alsen (Als) lebt. Sie hat ihre Zeichnungen mithilfe von Fotografien geschaffen. „Einige habe ich selbst fotografiert. Um andere habe ich gebeten“, so die Künstlerin. Auch sie wünscht sich nach der Kunstschule in Sonderburg einen Platz in der Designschule Kolding.

Wer sich in den kommenden Wochen die Abschlussausstellung im Multikulturhaus anschaut, der darf sich auf viele Überraschungen freuen. Ob eingepackte Puppe, ein Wandteppich mit Stecker, Fotos oder Gemälde: Die Talente haben ihre Ideen unglaublich kreativ umgesetzt.

Wir geben den jungen Menschen einen Ort, wo sie andere Menschen treffen, und wo sie ihre Gefühle und Gedanken umsetzen können.

Amel Ibrahimovic, Lehrer der BGK- und ungBGK-Kurse

Für den Lehrer der jungen Talente, Amel Ibrahimovic, ist ein BGK-Kursus, ein Beginner-Grundkursus, nicht nur ein lehrreicher Einblick in die Kunst, sondern viel mehr. Er konzentriert sich nicht zuletzt auf den sozialen Aspekt.

Wachsen, stark werden und blühen

„Bei uns gibt es viele Menschen mit einer Herausforderung, auch mental. Aber wir können von dem mentalen Universum ein Bild schaffen. Wir geben den jungen Menschen einen Ort, wo sie andere Menschen treffen und wo sie ihre Gefühle und Gedanken umsetzen können“, so der Künstler.

An der Kunstschule können die Jugendlichen wachsen, stark werden und blühen. „Wir erlauben ihnen, in Bildern zu denken“, meint er lächelnd.

Amel Ibrahimovic unterrichtet Kunstschülerinnen und -schüler. Foto: Karin Riggelsen
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