Schleswig-Holstein & Hamburg

Deutschlands größtes Impfzentrum schließt

Deutschlands größtes Impfzentrum schließt

Deutschlands größtes Impfzentrum schließt

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Mann steht an einem Covid-19-Impfcenter hinter der Bodenaufschrift "Impfen". Foto: Arne Dedert/dpa/POOL/dpa/Symbolbild

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Die Tage von Deutschlands größtem Corona-Impfzentrum sind gezählt. Am Dienstag stellt das Zentrum in den Hamburger Messehallen nach rund acht Monaten und gut 1,16 Millionen Impfungen seinen Betrieb ein. Die Gesamtkosten beziffert der Senat auf rund 106 Millionen Euro.

Deutschlands größtes Impfzentrum in den Hamburger Messehallen schließt nach rund acht Monaten und mehr als einer Million Corona-Impfungen seine Pforten. Wenn es am kommenden Dienstag seinen Betrieb einstellt, werden dort gut 1,16 Millionen Impfungen verabreicht worden sein, davon rund 606.000 Erst- und 555.400 Zweitimpfungen. Hinzu kommen nach Angaben der Sozialbehörde gut 119.000 Impfungen durch mobile Impfteams. Die Kosten, die je zur Hälfte vom Bund und der Stadt getragen werden, belaufen sich auf rund 106 Millionen Euro. Damit kostet eine Impfung inklusive aller Nebenkosten im Impfzentrum zwischen 80 und 100 Euro. «Das ist ein wertvolles Gut so eine Impfung, aber auch jeden Euro wert», sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Freitag bei einem Besuch des Impfzentrums.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte: «Das Impfzentrum in Hamburg wird in wenigen Tagen seine Türen schließen und als Bilanz sagen wir als Senat: Dieses Impfzentrum, das zentrale Impfzentrum in Hamburg, war ein sehr großer Erfolg.» Der Ablauf sei so gut organisiert gewesen, dass unglaublich viel Vertrauen in der Bevölkerung entstanden sei. Er habe sehr viele positive Rückmeldungen von den Hamburgerinnen und Hamburgern bekommen.

«In Hamburg wurde jeder Impfstoff, der zur Verfügung stand, unmittelbar eingesetzt», sagte Tschentscher. Laut Sozialbehörde waren das im Impfzentrum bislang 778.000 Biontech/Pfizer-Impfdosen, 243.000 Dosen von Moderna, gefolgt von 124.000 Astrazeneca-Impfungen und etwa 5000 Impfungen mit dem Präparat von Johnson und Johnson.

Sehr zufrieden zeigte sich auch Walter Plassmann, Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg, die das Impfzentrum mit seinen bis zu 4400 Beschäftigten, darunter mehr als 1000 medizinische Fachangestellte und knapp 900 Ärztinnen und Ärzte, betreibt. Nun sei das «größte Impfzentrum Deutschlands» jedoch am Ende seiner Möglichkeiten angelangt, habe sein Potenzial ausgeschöpft, sagte er. Etwas ärgerlich sei zu Beginn die über den Bund organisierte telefonische Erreichbarkeit gewesen. «Da gibt es keine zwei Meinungen: Als die Impfkampagne begonnen hat Anfang des Jahres, da ist die 116 117 durchaus an Grenzen gestoßen.» Man dürfe aber nicht vergessen, «auf dieser Plattform 116 117 ist ein Traffic abgewickelt worden, der größer war als der von Google Europe».

Mit dem Ende des Impfzentrums schalte Hamburg auf dezentrale Lösungen um, sagte Leonhard. «Wir impfen insgesamt an zehn Krankenhausstandorten und werden alleine in den nächsten Tagen und Wochen mit über 70 mobilen Impfangeboten in der Stadt an allen Orten präsent sein.» Das reiche von Kirchengemeinden und Bürgerhäusern bis hin zu Einkaufszentren und bei Fußballspielen. Hinzu kämen mehr als 1100 Arztpraxen, die bisher schon rund 40.000 Impfdosen pro Woche verabreichen, sowie betriebsmedizinische Impfangebote in Unternehmen. Zudem werde von September an schwer vorerkrankten und sehr alten Menschen Auffrischungsimpfungen angeboten.

Am Freitag waren im anfangs für täglich 7000 Impfungen ausgelegten Zentrum nur noch knapp 2800 Impfungen geplant - kein Vergleich zu Spitzenzeiten mit mehr als 10.000 Impfungen. Der Tag mit den meisten Impfungen überhaupt war mit rund 11.000 Impfungen der 17. März. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden in ganz Hamburg einschließlich Donnerstag rund 2,34 Millionen Impfdosen verabreicht, so dass mindestens zwei Drittel der Hamburger Bevölkerung durch mindestens eine Impfung geschützt sind. Nach KV-Angaben ist die Zahl der verabreichten Dosen sogar um mehr als 70.000 höher. Diese seien von den niedergelassenen Ärzten nicht an das RKI gemeldet worden, wie eine Analyse der Abrechnung für das zweite Quartal ergeben habe.

Neben Impfstoff wurden in den Messehallen noch einige andere Dinge verbraucht. So wurden nach Angaben der Sozialbehörde gut 1,4 Millionen Pflaster geklebt, etwa 8800 Liter Desinfektionsmittel verbraucht und gut 1,8 Millionen Spritzen genutzt. Darüber hinaus seien rund 1,5 Millionen FFP2-Masken ausgegeben worden. Zur Versorgung aller Beteiligten wiederum seien fast 160.000 Liter Wasser gereicht, mehr als 300.000 Schokoriegel ausgegeben und mehr als 400.000 Tassen Kaffee und 100.000 Tassen Tee zubereitet worden.

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