Nordfriesland

Sylt: Friesischlehrerin Britta Frank erhält „friesischen Nobelpreis“

Sylt: Friesischlehrerin Britta Frank erhält „friesischen Nobelpreis“

Friesischlehrerin erhält „friesischen Nobelpreis“

Oliver Sippel
Sylt/Sild
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Britta Frank (l.) nimmt Urkunde und Medaille von Maren Jessen entgegen Foto: Oliver Sippel

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Die Friesischlehrerin Britta Frank ist am Sonntag in Morsum auf Sylt mit dem C.P.Hansen-Preis der Sölring Foriining ausgezeichnet worden. Wer die Preisträgerin ist und warum sie den Preis gewonnen hat.

Eine Ehrung ist immer auch ein Aufruf an andere, es der geehrten Person nachzumachen. Dies gilt im nordfriesischen Raum ganz besonders, wenn die Ehrung einer Person erwiesen wird, die sich für den Erhalt der friesischen Sprache und Tradition engagiert. Auf Sylt gibt es für diese Art der Ehrung sogar einen Namen: Seit 62 Jahren wird der C. P. Hansen-Preis denjenigen Menschen verliehen, „die trotz der sich seit Jahrzehnten abzeichnenden Entwicklung der Insel Sylt nicht müde werden, sich für das Überleben unserer ‚Sölring Aart en Wiis‘ stark zu machen“, wie es Maren Jessen, Vorsitzende der Sölring Foriining, in ihrer Begrüßungsansprache auf der diesjährigen Preisverleihung am Sonntag, 4. Dezember, im Muasem Hüs nannte.

Britta Frank hat sich um das Friesisch verdient gemacht

In diesem Jahr galt dieser Aufruf zur Nachahmung ganz besonders, denn mit Britta Frank wurde eine Friesischlehrerin geehrt, ohne deren engagierten Einsatz der „Sölring Aart en Wiis“, der Sylter Art und Weise, wohl keine lange Zukunft mehr vorherbestimmt wäre. Laudator Lars Harms fasste zusammen: „Ohne das Sölring ist Sylt nur noch Norddeutschland.“ Immer wieder kam an diesem Tag zur Sprache, woran es dem Sylter Dialekt der Friesischen Sprache fehlt: An Lehrmaterial, an Unterstützung, aber insbesondere auch an weiteren Lehrkräften, wie nicht zuletzt die Geehrte selbst betonte: „Friesischunterricht von der ersten bis zur vierten Klasse reicht nicht aus, um das Friesisch als Muttersprache zu erhalten – es muss bis ins Abitur weitergelehrt werden und uns auch im Alltag immer wieder begegnen.“

Darum war der C. P. Hansen-Preis in diesem Jahr zusätzlich auch ein Aufruf zum Durchhalten: „Das C. P. Hansen-Kuratorium mit sechzehn Vertretern aus den Inselgemeinden, der Sölring Foriining, der Friisk Foriining und dem Sylter Archiv möchte durch die Ehrung nicht nur dafür sorgen, dass verdiente Personen für ihr Lebenswerk eine Wertschätzung erhalten, es sollen auch Menschen motiviert werden, die sich mitten im Tun befinden“, so Maren Jessen.

Täglich sitzt sie 1,5 Stunden im Zug und pendelt nach Sylt

Dieses Tun bezieht sich bei der Preisträgerin nicht allein auf den Friesischunterricht, wusste Lars Harms aufzuzählen: „Täglich mehr als anderthalb Stunden Bahnfahrt hin und zurück, Friesischunterricht an vier unterschiedlichen Stellen auf Sylt – Britta Frank ist im Auftrag des Sölring wirklich den ganzen Tag auf Achse.“ Seit nunmehr zwölf Jahren nimmt sie täglich die Zugfahrt nach Sylt in Kauf, um den Schülern neben ihrer normalen Lehrtätigkeit über das Sölring ein Stück Sylter Geschichte, Kultur und Heimatbewusstsein zu vermitteln. Neben ihren Aufgaben als Konrektorin der St. Nicolai-Schule in Westerland pendelt sie zwischen dieser Schule, dem Standort Nordkamp, der Norddörfer-Schule und der Boy-Lornsen-Schule, um dort den Sylter Kindern in verschiedenen Klassenstufen, auch freiwillig im Sachunterricht, das Sölring näher zu bringen.

Die eigentliche Arbeit, mit der sie – wie Lars Harms es ausdrückte – den friesischen Nobelpreis verdient habe, beginnt bei ihr aber erst, wenn sie am Abend zu Hause ist: Es existiert sehr wenig Unterrichtsmaterial für die einzelnen Dialekte und jeder Pädagoge muss selbst sehen, wie er entsprechende Lehrmittel erhalten kann. Britta Frank opferte viele Stunden ihrer Zeit dem Übersetzen von Unterrichtsmaterialien aus dem Englischen ins Sölring. Auf diese Weise sind unzählige Spiele und Aufgaben entstanden. Lars Harms: „Damit hat sie in den vergangenen 20 Jahren nicht nur hunderten Kindern das Sölring beigebracht, sondern mit dem Erarbeiten von Lehrmaterial und einer Pädagogik zur Vermittlung des Friesischen überhaupt erst die Grundlage geschaffen, dass die Sprache Kindern strukturiert beigebracht werden kann.“

Friesische Kultur muss sich der nichtfriesischen Welt öffnen

Dennoch, betonte Maren Jessen, könne die Verantwortung für das Weiterleben der friesischen Dialekte nicht den Pädagogen allein aufgebürdet werden: „Wie bereits C. P. Hansen selbst erkannte, kann die über Jahrhunderte gewachsene Kultur der Insel und das Sölring nur mit Öffnung zur nichtfriesischen Welt überleben.“ Soll heißen: Friesische Texte werden besser wahrgenommen, wenn sie übersetzt werden, damit auch Neu-Sylter die Botschaft des Inhaltes verstehen und das Sölring in ihren Alltag integrieren können. Das beste Beispiel dafür erlebt Britta Frank jeden Morgen, wenn sie die friesischen Übersetzungen der nächsten Bahnhöfe von Bräist (Bredstedt) bis Weesterlön (Westerland) hört.

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