Politik

„Minderheit als Herzensangelegenheit“: Christian Juhl verabschiedet sich von Christiansborg

„Minderheit als Herzensangelegenheit“: Christian Juhl Abschied aus der Politik

Christian Juhl verabschiedet sich von Christiansborg

Kilian Neugebauer
Kilian Neugebauer
Nordschleswig/Kopenhagen
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Christian Juhl (l.) bekam von Hinrich Jürgensen einen deutsch-dänisch-nordschleswigschen Wimpel überreicht. Foto: BDN

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Ein politisches Sprachrohr der deutschen Minderheit kehrt der Politik den Rücken: Christian Juhl wurde am Donnerstag auf Christiansborg verabschiedet. In der Vergangenheit hat sich der Einheitslisten-Politiker aktiv für die Interessen der Minderheit auf politischer Landesebene eingesetzt.

„Für Christian Juhl ist die deutsche Minderheit eine Herzensangelegenheit, das haben wir in den vergangenen Jahren gemerkt“, erklärt Hinrich Jürgensen, Vorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN).

Rund einen Monat nach der Parlamentswahl verabschiedete sich die deutsche Minderheit am Donnerstag bei einem Abschiedsempfang auf Christiansborg von Christian Juhl. Als ehemaliger Folketings-Politiker der Einheitsliste war er Teil des Kontaktausschusses in Kopenhagen und setzte sich aktiv für die politischen Forderungen der Minderheit ein.

Was ist der Kontaktausschuss?

Der Kontaktausschuss für die deutsche Minderheit in Nordschleswig ist ein beratender Ausschuss des Kultusministeriums, der den Kontakt zwischen der deutschen Minderheit in Nordschleswig, der Regierung und dem Parlament sicherstellt.

Der Kontaktausschuss, der mindestens einmal im Jahr zusammentrifft, hat die Aufgabe, politische und kulturelle Angelegenheiten zu verhandeln, die für die Minderheit von Interesse sind.

Juhl hatte sich dazu entschieden, bei den Neuwahlen am 1. November nicht erneut anzutreten. BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen betonte in seiner Ansprache zum Abschied des Politikers, dass Juhl sich immer aktiv für die Interessen der deutschen Nordschleswiger eingesetzt habe.

Hinrich Jürgensen (r.) beim Abschiedsempfang der Politikerinnen und Politiker der Einheitsliste Foto: BDN

„Weiter als ein Telefonat war Christian Juhl nie weg, zwischen ihm und der Minderheit in Nordschleswig bestand immer ein guter Draht“, so Jürgensen über Juhls Engagement für die deutsche Volksgruppe.

Juhl unterstützte die politischen Forderungen der Minderheit

Anlässlich der Folketingseröffnung im Oktober erklärte Harro Hallmann, Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen, dass man über Juhls Verdienst für die Minderheit gar nicht froh genug sein könne. Als Sprachrohr habe er auf politischer Landesebene pragmatische und konkrete Lösungsvorschläge für die Probleme und Wünsche der Minderheit liefern können.

Juhl setzte sich aktiv für die rechtliche Gleichstellung der deutschen Minderheitenschulen zu öffentlichen dänischen Volksschulen ein – mit Erfolg. Zuletzt hat der Politiker an der Umstrukturierung des Kontaktausschusses mitgewirkt. Aber auch in Zukunft kann sich der Politiker gut vorstellen, die Minderheit weiter zu unterstützen – vielleicht sogar im Kontaktausschuss, wenn seine Partei Interesse zeige.

Christian Juhl, gemeinsam mit Ellen Trane Nørby, bei einer gemeinsamen Rede auf dem Deutschen Tag. Foto: Karin Riggelsen

Im vergangenen Jahr teilte sich Christian Juhl mit Ellen Trane Nørby (Venstre) auf dem Deutschen Tag in Tingleff (Tinglev) die Bühne – politisch gesehen ein „links-rechtes Duett“, wie unser Kopenhagen-Korrespondent Walter Turnowsky titelte. Das Duett diente als Symbol der Verbundenheit zwischen der Politik in Kopenhagen und der deutschen Minderheit in Nordschleswig, die nicht an eine Partei oder politische Meinung gebunden ist. Auch dies sei ein Zeichen, wie sehr Juhl die Minderheit unterstützt habe, erklärt Jürgensen: „Die Minderheitenpolitik zählt zu den ganz wenigen Themen, bei denen die Parteien vereint werden.“

Christian Juhl selbst ist dann mit seiner Arbeit nur zufrieden gewesen, wenn die Minderheit zufrieden war, wie er im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ erzählte. Der „Grenzlandkenner“, wie Hinrich Jürgensen ihn beschreibt, sei ein echter Nordschleswiger. Zuvor war Juhl als Vorsitzender des Südschleswig-Ausschusses des dänischen Folketings aktiv.

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