Deutsche Minderheit

Krisensituationen: Wie sicher sind die Schulen in Nordschleswig?

Krisensituationen: Wie sicher sind die Schulen in Nordschleswig?

Wie sicher sind die Schulen in Nordschleswig?

Nina Stein
Nina Stein
Nordschleswig
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Die Deutsche Schule Sonderburg hat ihren Bereitschaftsplan den neuen Richtlinien des Unterrichtsministeriums angepasst. Foto: Sara Eskildsen

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Der Sicherheitsexperte Christian Skovfoged bemängelt die Vorgehensweisen bei Krisensituationen an Schulen in Dänemark. Doch wie sieht es an den deutschen Schulen in Nordschleswig aus? „Der Nordschleswiger“ hat in Apenrade, Sonderburg, Tondern und Gravenstein nachgefragt.

Schießereien oder Bombendrohungen sind nur zwei der Krisensituationen, bei denen die schulischen Bereitschaftspläne greifen sollen. 2020 gab es markante Änderungen im Ratgeber „Sicherheit und Krisenbereitschaft“ des dänischen Unterrichtsministeriums. Christian Skovfoged, ehemaliger Polizist und Mitglied des Zusammenschlusses SafeSec, kritisierte zuletzt jedoch, dass kaum Schulen sich der neuen Richtlinien bewusst seien und es demnach einige Sicherheitslücken gebe. Doch wie reagieren die Schulen in Nordschleswig, wenn ein solcher Fall eintritt?

„Das Beste ist, wenn man die Schule verlassen kann“, sagt Catarina Bartling, Schulleiterin der DPA (Deutsche Privatschule Apenrade, Aabenraa). So wird an der DPA in der ersten Konferenz des Schuljahres der Bereitschaftsplan mit allen Lehrkräften besprochen. Gibt es ein Sicherheitsrisiko, dann ertönt für alle ein Warnsignal über die Schulklingel oder über das Handy. Erste Maßnahme sei es, sich an einem ausgemachten Platz einzufinden.

Deutsche Privatschule Apenrade reagiert vorbeugend

Das „Flüchten“ ist ein neuer Punkt, der im Ratgeber des Unterrichtsministeriums von 2020 ergänzt wurde. Mit den aktualisierten Richtlinien habe sich für die DPA „nichts geändert“. Denn bereits vor der Einführung der neuen Richtlinien sei dies im Bereitschaftsplan der DPA berücksichtigt worden. Vorher war die erste Anweisung des Unterrichtsministeriums das „Verstecken“ innerhalb der Schule. „Das fanden wir nicht richtig“, erklärt Bartling.

Um Krisensituationen zu verhindern, hat die DPA eine Kooperation mit dem schulpsychologischen Dienst. „Wir machen Präventionen, um Schülerinnen und Schüler aufzufangen, denen es nicht gut geht.“ So soll psychischen Beeinträchtigungen vorgebeugt werden.

Schulleiterin Catarina Bartling bespricht den Bereitschaftsplan mit ihren Kolleginnen und Kollegen in der ersten Konferenz des Schuljahres. Foto: DN

Codewörter regeln die Vorgehensweise im Ernstfall

An der Deutschen Schule Sonderburg (DSS) gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema befasst. „Wir treffen uns regelmäßig drei- bis viermal im Jahr“, erzählt Schulleiterin Henriette Tvede Andersen. Nach den Treffen werden bei den darauffolgenden Konferenzen die neuen Erkenntnisse und Veränderungen besprochen. Damit dies für jeden einsehbar ist, werden die aktuellen Handlungspläne und Protokolle der Arbeitsgruppe im Intranet hochgeladen.

Für den Fall einer Krisensituation sagt Tvede Andersen: „Wir haben eine Lautsprecheranlage, über die wir Informationen rausgeben.“ Über diese Lautsprecheranlage werden Codewörter durchgegeben, die den Lehrkräften vertraut sind. Je nach Situation unterscheidet sich die Abfolge der Sicherheitsvorkehrungen.

Auch für die Deutsche Schule in Sonderburg (Sønderborg) hat sich durch die aktualisierten Richtlinien von 2020 nicht viel geändert. Zwar sei das „Flüchten“ als Punkt dazugekommen, dies ließ sich jedoch schnell integrieren. „Das Flüchten haben wir bereits durch die Brandschutzübungen geprobt.“ Lediglich die Sammelplätze hätten sich dabei geändert. So sind diese bei einem Sicherheitsrisiko weiter entfernt.

Henriette Tvede Andersen trifft sich mit einer Arbeitsgruppe mehrmals im Jahr, um das Thema Sicherheit zu besprechen. Foto: Karin Riggelsen

Lehrkräfte sorgen für Sicherheit der Schülerinnen und Schüler

Nach Vorgaben der Polizei richtet sich derweil der Bereitschaftsplan der Ludwig-Andresen-Schule (LAS) in Tondern (Tønder). Dieser wurde im August 2020 erstellt und umfasst Informationen und Vorgehensweisen bei Feuerübungen, Gewaltandrohungen sowie bei besonderen Vorfällen. Die Anweisungen sind im Bereitschaftsplan der Schule festgehalten und mit den Lehrkräften durchgesprochen.

„Die Lehrkräfte sorgen dafür, dass die Schülerinnen und Schüler in Sicherheit gebracht werden“, erläutert die Schulleiterin der LAS, Bonni Rathje-Ottenberg. „Wir haben Sicherheitspunkte vereinbart.“ Diese seien nicht nur innerhalb des Schulgeländes, sondern auch außerhalb.

Zu den vorgeschriebenen präventiven Maßnahmen gehört neben den Brandschutzübungen das Antimobbingkonzept, das auf der Homepage der Schule festgehalten ist. Auch im Unterricht wird das Verhalten bei Krisensituationen thematisiert.

Niels Westergaard wünscht sich für die Zukunft eine gemeinsame Übung mit der Feuerwehr. Foto: Karin Riggelsen

Bereitschaftsplan der Förde-Schule klärt alle Eventualitäten ab

Niels Westergaard, Schulleiter der Förde-Schule in Gravenstein (Gråsten), sagt: „Der Bereitschaftsplan ist aus dem Jahr 2020 und wird laufend angepasst.“ Dieser sei in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und Polizei entstanden und umfasse Vorgehensweisen bei Gewalt gegenüber Schülerinnen und Schülern oder Lehrkräften, Feuer sowie Drohungen und Schießereien. „Der Bereitschaftsplan klärt alle Eventualitäten ab.“

Durch die Änderungen der Vorgaben des Unterrichtsministeriums habe sich kaum etwas verändert, da vieles bereits vorher „gut gepasst hat“. Der Feueralarm wird jährlich mit den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften geprobt. Mit der Polizei steht die Förde-Schule in einem ständigen Austausch.

Die Förde-Schule setzt zudem auf Prävention gegen Gewalt und Mobbing. „Wir würden gerne eine gemeinsame Übung mit der Feuerwehr machen“, wünscht sich Westergaard. Aufgrund von Terminfindungsschwierigkeiten sei dies in der Vergangenheit bisher nicht zustandegekommen.

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