Quarantäne

Endlich wieder frische Luft

Endlich wieder frische Luft

Endlich wieder frische Luft

Nordschleswig/Sønderjylland
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Das musste jetzt sein: Mittagspause an der frischen Luft, nach drei hektischen Tagen. Foto: Gwyn Nissen

Tag 2: Er ist gesund und hat keine Symptome, doch eine Skifahrt wurde ihm zum Verhängnis: Chefredakteur Gwyn Nissen befindet sich wegen des Virusausbruchs in Tirol in Quarantäne. Das heißt, 14 Tage von zu Hause arbeiten – und keine sozialen Kontakte. Was es sonst noch mit sich führt, beschreibt er in seinem Quarantäne-Blog.

Ich gebe es lieber gleich zu: Ich habe heute nicht geduscht, ich habe Brot gebacken, und ich habe in meiner Mittagspause einen Spaziergang an der Flensburger Förde entlang gemacht. Wir – meine Frau macht die Quarantäne mit – brauchten frische Luft nach zwei Tagen Corona-Live vor dem Fernseher und Computer.

Heute ist erst der zweite Quarantäne- und Arbeitstag zu Hause in Randershof/Rønshoved. Draußen zeigt die Förde keine Zähne mehr, aber Dänemark ist weiterhin im Ausnahmezustand.

Quarantäne oder nicht?

Dabei weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich noch in Quarantäne sein muss. Einer meiner Skifreunde hat nämlich inzwischen einen anderen Bescheid von der Gesundheitsbehörde erhalten: Eine Quarantäne sei nicht nötig. Stattdessen müsse man soziale Kontakte vermeiden (zwei Meter Abstand halten) und fleißig die Hände waschen.

Ich denke aber, dass zwei Meter Abstand halten bedeutet, dass ich nirgends hin kann, wo Menschen sind. Weder zur Arbeit noch einkaufen – und alles andere ist sowieso abgesagt.

Das heißt zwar dann nicht mehr Quarantäne, fühlt sich aber immer noch so an. Außerdem haben wir beim „Nordschleswiger“ beschlossen, dass die meisten Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten sollen. Also bleibe ich erst mal hier.

Neuer Alltag beim „Nordschleswiger“

Wir gewöhnen uns langsam an den neuen Alltag beim „Nordschleswiger“. Unsere Stehungen (so nennen wir unsere täglichen Redaktionssitzungen, weil wir sie im Stehen abhalten), finden jetzt virtuell statt: Jeder sitzt zu Hause vor seinem eigenen Schirm, und eine kleine Truppe hält im Medienhaus die Fäden in der Hand.

Es klappt, und warum eigentlich nicht? Auch andere Unternehmen, die eine globale oder nationale Organisation haben, arbeiten schon lange so.

Ich bin mehrfach von außen angesprochen worden, wie schön so eine Quarantäne doch sei. Zum Beispiel könne man Fenster putzen. Daher noch mal an alle: Die „Nordschleswiger“-Kollegen, die zu Hause sind, arbeiten – und zwar genauso fleißig wie die Mitarbeiter im Medienhaus.

Die letzte Packung Hefe

Zwischendurch habe ich allerdings auch gebacken. Heute Morgen hatte ich mich in der Redaktionsstehung noch darüber beschwert, dass zu Hause wesentlich weniger Kuchen serviert wird als in der Redaktion.

Also musste ich schnell ein Brot backen. Vielleicht hätte ich meine letzte Packung Hefe aufheben (!) sollen, aber das Haltbarkeitsdatum war bereits abgelaufen. Das bereue ich vielleicht noch, denn ich habe in den Medien mitverfolgen können, dass Hefe und Klopapier zur Mangelware geworden sind.

Ich weiß es ja nicht, denn ich komme seit zwei Tagen nicht mehr in den Supermarkt. Dafür bringt uns unsere Tochter Camma heute noch unseren Internet-Einkauf vom örtlichen Supermarkt vorbei. Ist aber schon komisch, dass sie die Einkaufstüten draußen hinstellen muss, während wir uns durch die Glastür zuwinken.

Hilfe von allen Seiten

Übrigens haben wir von ganz vielen Leuten Hilfe angeboten bekommen. Nachbarn links und rechts, Kollegen, Freunde und Familie haben geschrieben oder angerufen, um uns ihre Hilfe beim Einkaufen anzubieten.

Noch haben wir ein wenig im Kühlschrank und in der Gefriertruhe. Ein großes Lager haben wir nie gehabt, aber das bereue ich auch heute nicht. Netz, Freunde und Familie werden uns schon versorgen ... es sind ja nur noch zehn Tage in Quarantäne. Bis morgen.

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