Coronavirus

Anstand und Abstand bewahren

Anstand und Abstand bewahren

Anstand und Abstand bewahren

Nordschleswig/Sønderjylland
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Abstandhalten rettet Leben. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

Tag 10: Chefredakteur Gwyn Nissen macht sich zu Hause in der Quarantäne Gedanken über zwei zentrale Wörter der heutigen Zeit: Anstand und Abstand.

Kleine Verschnaufpause im Homeoffice: Sonnabend konnte ich schon um 13 Uhr den Stecker ziehen, nachdem ich mir den Dienst mit einem Kollegen geteilt habe. Und jetzt habe ich den Stecker eben kurz wieder reingesteckt, um den vorletzten Quarantäne-Blog zu schreiben.

Am Sonntagabend wird es genau 14 Tage her sein, dass ich aus dem Skiurlaub aus Österreich zurückkehrte. Die vergangenen zehn Tage habe ich brav zu Hause verbracht, nachdem Tirol nach meiner Rückreise als Risikogebiet eingestuft wurde.
 

Rasante Entwicklung

Überleg einmal was in dieser Zeit alles passiert ist. Nicht wahr? Wahnsinn. Eine solche Entwicklung haben wir, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs nicht lebten, noch nie erlebt. Dabei kommt das dicke Ende noch, denn wir stehen erst am Anfang der Pandemie.

Ich gehörte anfangs auch zu denen, die meinten, es sei Hysterie und alles sei halb so schlimm. Aber der Coronavirus und Covid-19 sind nicht irgend eine Grippewelle, die nach einem Achselzucken vorübergeht. Sorry Mami (ich habe meiner Mutter vor einigen Wochen noch gesagt, sie solle das alles nicht so ernst nehmen und einfach weiterleben wie bisher). Das geht aber nicht mehr. Unser Alltag ist nicht mehr wie vor dem Corona-Ausbruch. Tut mir leid, Lana und Charlotte (Kollegen), Ich nehme eure Sorgen jetzt ernst.

 

Anstand und Abstand

Dazu fielen mir heute zwei Wörter ein: Anstand und Abstand. Wir müssen beides bewahren. Den Abstand, um die Verbreitung des Virus zu verhindern, beziehungsweise zu entschleunigen, damit unsere Superhelden im Gesundheitswesen die Chance und Kräfte haben, Heldentaten auszuüben. Auf sie kommt noch viel Arbeit zu.

Wir haben übrigens Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, sich als Reservisten im Gesundheitssystem zu melden und dabei weiterhin bei uns angestellt zu sein – falls sie wollen. Vielleicht tun andere Unternehmen das ebenfalls und können somit einen kleinen Beitrag leisten.
 

Grundwert unserer Gesellschaft

Wir müssen auch Anstand bewahren. Die Hamsterkäufe in den Supermärkten sind in Dänemark rückläufig, und inzwischen scheinen die meisten das Versammlungsverbot und Abstandsgebot einzuhalten.

Wir müssen anständig miteinander umgehen und nicht wie in einem Flensburger Supermarkt, wo eine Mutter eine Dänisch sprechende Kundin anpöbelte und zu ihrem eigenen Sohn sagte: „Geh von den verseuchten Menschen weg“.

Dumme Menschen gibt es überall, so die meisten Reaktionen auf Facebook. Auch wenn wir unter Druck sind, gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Anstand, er gehört einfach zu den Grundwerten unserer zivilisierten Gesellschaft.

Ein normaler Sonnabend

Gartenarbeit und eine Weile Facetime mit der ältesten Tochter und den Enkelkindern. Eigentlich war es ein ganz normaler Sonnabend, wie ich ihn mit Käthe auch vor vier Wochen hätte verbringen können.

Vielleicht íst das die Lösung für die kommende Zeit: so normal leben wie überhaupt möglich.

Sonntag ist unser letzter Tag in selbst gewählter Quarantäne zu Hause. Doch auch danach werden wir weiterhin von zu Hause aus arbeiten. Sicher ist sicher. Bleibe zu Hause, wer kann.

Bis morgen. Hier gibt es dann an gleicher Stelle den (hoffentlich) letzten Quarantäne-Bericht.

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