Team Rynkeby

Jørgen Popp Petersen schwingt sich im gelben Trikot in den Sattel

Jørgen Popp schwingt sich im gelben Trikot in den Sattel

Jørgen Popp schwingt sich im gelben Trikot in den Sattel

Tondern/Tønder
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Jørgen Popp Petersen will ins Ziel kommen. Foto: Uwe Iwersen / Jydske Vestkysten

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Tonderns Bürgermeister startet im Juni für das Team Rynkeby und macht sich auf acht Etappen auf den Weg in das etwa 1.200 Kilometer entfernte Paris. Sein erster Familienaufenthalt in der Stadt an der Seine verlief ganz anders als geplant.

Täglich legt Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) 28 Kilometer auf dem Fahrrad zurück, um von Seewang (Søvang) ins Rathaus in Tondern und retour zu kommen. Im Juni wird sein Pensum wesentlich umfangreicher sein. Acht Tage seines Urlaubs wird er im Sattel eines Rennrads verbringen, wenn er beim Rynkeby-Rennen nach Paris teilnimmt. Rund 1.200 Kilometer wird er mit seiner Mannschaft unterwegs sein. Der Erlös des Wohltätigkeitsrennens kommt stets Kindern zugute, die an kritischen Krankheiten leiden.

Bei Wind und Wetter fährt Popp Petersen auf dem Fahrrad zur Arbeit. Hin und zurück sind das immerhin 28 Kilometer (Archivfoto). Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Er habe das Fahrradrennen schon immer gut gefunden, sich aber nie angemeldet. In diesem Jahr sollte es sein. Obwohl er die Anmeldefrist verpasste, wurde er als „geeignet“ eingestuft, ins Team aus Nordschleswig aufgenommen zu werden, das ungefähr 50 Mitglieder zählt. Darunter einige Anfänger wie er, aber auch ein alter Hase, der zum neunten Mal an den Start geht.

Jeder Teilnehmende bezahlt aus eigener Tasche 23.000 Kronen (für Hotelaufenthalt, Sportdress, Fahrrad etc.).

Eine gewisse Grundform bringt der sportliche Politiker durch seine täglichen Fahrten mit. Doch die Kondition soll mit einem Trainingsprogramm ausgebaut werden. Das Training absolviert Popp Petersen auf seinem neuen Mountainbike, das er im Sommer in Kopenhagen gekauft hat. Er hatte sich zum runden Geburtstag einen neuen Drahtesel gewünscht.

 

Von der Tonderner Venstre-Fraktion gab es zum 60. Geburtstag eine Karikatur von Ole Weile aus dem Rummelpott (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Kürzlich fand in Woyens (Vojens) das erste Spinningtraining statt. Auf dem Programm standen 45 Kilometer. Die längste Trainingseinheit wird Popp Petersen über 200 Kilometer führen. Vor dem Start in Pattburg (Padborg) wird das Team ungefähr 2.000 Kilometer auf dem Rad zurücklegen. „Ich glaube kaum, dass ein privates Training noch notwendig sein wird“, meint der Tonderner Bürgermeister selbstbewusst. 

„Rechnet man meine täglichen Radfahrten auf Jahresbasis aus, kommt man auf 7.000 Kilometer. Die Trainingsfahrten bringen es zusammen auf 2.000 Kilometer“, rechnet der Politiker vor. Dafür erfolgt die Rückfahrt nach einer Übernachtung in Paris im Bus.

Für den Fotografen hat sich Jørgen Popp Petersen schon mal in seine Sportkluft geworfen. Foto: Uwe Iwersen / Jydske Vestkysten

Auf seiner täglichen Fahrt zwischen Seewang und Tondern erreicht er eine Geschwindigkeit zwischen 30 und 32 Kilometern pro Stunde. Nach Paris wird das Tempo bei ungefähr 23 km/h liegen. „Der Letzte in der Gruppe bestimmt das Tempo, da alle die nächste Station erreichen sollen. Keiner will in einem Begleitwagen dorthin gefahren werden. Das wäre eine zu große Schmach. Für mich heißt es, ins Ziel zu kommen“, erzählt er weiter. „Ich muss aber erst lernen, in einer Gruppe mit Klickschuhen und Funkkontakt zu fahren“, erläutert er.

Dazulernen für die Fahrradtour

Ihn beeindrucken die spitzenmäßig organisierte Sportveranstaltung und das bunt zusammengesetzte Team. „Es herrscht ein großer Zusammenhalt. Es ist egal, ob man Lagerarbeiter oder Direktor ist. Alter und Geschlecht spielen auch keine Rolle“, so der 60-Jährige.

Für kranke Kinder legt sich das Team Rynkeby ins Zeug. Foto: Uwe Iwersen / Jydske Vestkysten

Die Strecke von 1.200 Kilometern an acht Tagen zu schaffen, sieht er nicht als Problem. „Eine größere Herausforderung wäre eine Hitzewelle oder der Gedanke, dass ich verletzt werden könnte, wenn ich so lange im Fahrradsattel sitzen muss“, meint Popp Petersen.

 

Erst Politik, dann Sport

Er wird sich einen Tag nach der letzten Stadtratssitzung vor den Sommerferien am 29. Juni ab Pattburg auf den Weg nach Paris machen, wo die Gruppe am 6. Juli erwartet wird. 

Jørgen Popp Petersen radelt nicht nur, sondern hält sich auch mit Laufen fit. Foto: Uwe Iwersen / Jyske Vestkysten

Ob er seine Paris-Fahrt mit einem anschließenden Urlaub mit der Familie verlängern wird, ist bislang nicht geklärt, genauso wenig, ob Familienmitglieder im Zielbereich in der französischen Hauptstadt bei seiner Ankunft dabei sein werden.

Ein Paris-Besuch mit Hindernissen

Jørgen Popp Petersen wird nicht zum ersten Mal in Paris sein. Als die ganze Familie – Elsbeth und Jørgen P. Petersen haben vier Töchter – in der Normandie Urlaub machte, stand ein Trip nach Paris natürlich auf dem Programm. „Auf dem Weg dorthin sahen wir ein Hinweisschild zum Schloss Versailles, das wir natürlich auch besuchen wollten. Als wir nach Paris kamen, konnten wir erst keinen Parkplatz finden. Alles war voll“, berichtet der Familienvater.

„Beim Eiffelturm, der merkwürdigerweise geschlossen war, wurde plötzlich das Ganze abgesperrt, worüber wir uns wunderten. Es zeigte sich, dass wir am französischen Nationaltag am 14. Juli nach Paris gekommen waren, ohne dass wir es wussten. Durch den Triumphbogen wollten wir natürlich fahren. Aber wir fanden den Weg dorthin nicht“, erzählt der SP-Politiker amüsiert, der als Schüler der Landwirtschaftsschule erstmals in Paris gewesen ist.

Christensen und Linnet machten es vor

Jørgen Popp Petersen ist nicht der Einzige aus der Tonderner Politik, der sich auf dieses sportliche Wagnis auf zwei Rädern machen wird. Die jetzigen Stadtratsmitglieder Mette Bossen Linnet (Venstre) und Harald Christensen (Soz.) sind schon für Team Rynkeby gestartet.

 

Team Rynkeby wurde 2002 gegründet, als elf Amateure mit Bezug zum dänischen Saftproduzenten Rynkeby als erste gen Paris radelten, um dort auch dem Abschluss der Tour de France beizuwohnen. Sie schafften es auf Anhieb, 38.000 Kronen für den guten Zweck zu erzielen. Das Geld kam damals krebskranken Kindern im Universitätskrankenhaus in Odense zugute. Im vergangenen Jahr konnten 71,4 Millionen Kronen für den guten Zweck erzielt werden.

Rynkeby war der Hauptsponsor, später kamen andere Unternehmen dazu. Das Rennen hat sich zu einer europäischen Wohltätigkeitsinitiative mit dem Ziel entwickelt, Geld für kritisch erkrankte Kinder und ihre Familien zu sammeln.

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Kommentar

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