Blick über die Grenze

Durch Corona: Keiner kommt mehr nach Aventoft

Durch Corona: Keiner kommt mehr nach Aventoft

Durch Corona: Keiner kommt mehr nach Aventoft

shz.de
Aventoft/Tondern
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Bürgermeisterin Christine Harksen berichtet über die Lage in ihrer Heimatgemeinde Aventoft. Foto: Anja Werner, SHZ.de

Die Grenze und der Grenzhandel sind dicht, Zweitwohnsitze leer und dazu noch Bauarbeiten auf der Zufahrtsstraße – so kommt eine Grenzgemeinde damit klar.

Es ist ruhig in Aventoft, die Grenze zu Dänemark ist geschlossen, alle Geschäfte ebenso. „Nichts los hier“, sagt Bürgermeisterin Christine Harksen.

Momentan wird außerdem die Dorfstraße erneuert und ist somit gesperrt. „Da verirrt sich nun wirklich keiner mehr hierher. Wir müssen zum Teil über Felder fahren, um aus dem Ort zu kommen.“

Gut sei allerdings, dass die Bauarbeiten jetzt stattfinden und nicht, wenn die Grenze wieder geöffnet ist. Dann kehrt hoffentlich wieder das Leben in den Ort zurück, aber auf einen Rückgang der Gewerbesteuern stellt sich Christine Harksen dennoch ein.

 

Lokaler Handel reicht nicht aus

Die Grenzhandelsgeschäfte hatten ihre Filialen schon geschlossen, als die Grenze geschlossen wurde. „Ich gehe nicht davon aus, das die nächste Woche wieder öffnen, wenn die Straßenbauarbeiten abgeschlossen sind. Allein von den Menschen im Ort können sie nicht leben, da kostet das Personal mehr, als an Einnahmen reinkommt“, erläutert die Bürgermeisterin.

Das Schwierige an der aktuellen Situation sei auch, dass man momentan maximal für 14 Tage planen könne. Beispielsweise ist noch nicht klar, ob das Schwimmbad geöffnet wird.

„Wir hatten im März noch ein Treffen zum Thema Ortsentwicklungskonzept und haben Ziele festgehalten, die wir kurzfristig, mittelfristig und langfristig umsetzen wollen. Kurzfristig fällt ja nun alles aus. Aber das ist nicht so schlimm, das Wichtigste ist, dass wir alle gesund bleiben.“

 

Große Solidarität

Die Solidarität in der Gemeinde sei sehr groß. Wer Hilfe braucht, bekommt sie, viele Bürger haben ihre Unterstützung angeboten.

„Wir haben eine große WhatsApp Gruppe, das Rote Kreuz hat Hilfe angeboten und die meisten Bürger der Gemeinde kenne ich auch persönlich. Alle haben meine Telefonnummer und mit den meisten habe ich schon gesprochen“, berichtet das Gemeindeoberhaupt.

Gerade den älteren Bürgern würde es jedoch schwer fallen, sich helfen zu lassen. „Manche gehen nach wie vor selber Einkaufen, da geht es um Selbstständigkeit, die niemand aufgeben möchte.“

Die Anwohner in der Gemeinde hielten sich vorbildlich an die Abstandsregeln. Wenn die Bürgermeisterin Menschen beim Spazierengehen oder beim Plaudern sieht, stehen diese mit dem geforderten Abstand zueinander.

 

Sorge um Schüler

Weniger unproblematisch ist es für die Schüler, die derzeit ihren Lernstoff per Internet erhalten. „In der Gemeinde haben wir seit letztem Jahr Breitband, aber die Außenbezirke nicht.

Wenn da beispielsweise drei Kinder gleichzeitig ins Internet müssen, dann gute Nacht Marie.“ Daher hofft die Bürgermeisterin, dass für die Schüler bald eine andere Lösung gefunden wird, als der Fernunterricht zuhause.

Mitleid hat Christine Harksen auch mit den Zweitwohnungsbesitzern. Manche waren schon seit einem viertel Jahr durchgehend in Aventoft und sind abgereist, als die Anordnung kam, dass Urlauber und Zweitwohnungsbesitzer zurückreisen müssen.

 

Vorfreude auf Normalität

 „Manche haben das auch nicht gemacht. Wenig später kam die Meldung, dass die, die schon länger da sind, bleiben dürfen.“

Ältere Menschen, die in der Stadt und ohne Garten leben würden, hätten es in Aventoft deutlich besser gehabt. „Aber wir haben nicht so viele Krankenhausbetten, dass muss man eben auch verstehen.“

Wenn alles wieder zur Normalität zurückgekehrt ist, freut sich die Bürgermeisterin am meisten darauf, wieder Besuche machen zu können, und das man irgendwann wieder weiß, wie es weitergeht und planen kann. „Und dass durch die Vereine und den Grenzhandel wieder Leben in den Ort kommt.“

 

Harksen: „Hier fallen keine Bomben"

Im Verhältnis zur vorigen Generation sei es aber alles in allem trotzdem erträglich: „Hier fallen keine Bomben, wir haben alle zu Essen. Aber es wäre schon gut, wenn Medizin gegen das Virus gefunden werden würde, denn das würde den Menschen die Angst nehmen.“

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