Ausgrabung

Weitere Hafen-Relikte tauchten im Untergrund auf

Weitere Hafen-Relikte tauchten im Untergrund auf

Weitere Hafen-Relikte tauchten im Untergrund auf

Tondern/Tønder
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Kurz vor Weihnachten wurde die westliche Passage des früheren Kanals freigelegt. Foto: Monika Thomsen

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Zwei abgebrochene Säulen wurden an der Schiffbrücke in Tondern freigelegt. Die Funde stoßen in der Bevölkerung auf großes Interesse. Stadtratspolitkerin verfolgt das Geschehen in der ersten Reihe.

Nachdem der östliche Teil des alten Hafenkais vor einigen Wochen auf der Schiffbrücke in Tondern freigelegt wurde, gesellten sich kurz vor Weihnachten weitere Funde dazu.

Die Archäologen des nordschleswigschen Museumsverbandes aus Hadersleben (Haderslev) stießen vor der Hafenfront einige Spatenstiche tiefer auf steinhartes Material.

Pfeiler ausgebuddelt

Dabei handelte es sich um zwei der Säulen, die in längst verflossenen Zeiten auf der Hafenkante standen.

„Zu unserer Freude fanden wir zwei der Säulen im Hafen. Sie sind abgerissen und dort hingeworfen worden“, heißt es im letzten Facebook-Update des Jahres der archäologischen Einheit zur Tonderner Schiffbrücke.

Die Museumsleute stießen auf zwei abgerissene Säulen. Foto: Museum Sønderjylland

Die Fachleute gehen davon aus, dass diese Betonpfeiler aus dem Jahr 1878 stammen. Zu diesem Zeitpunkt wurde von der Wiedau zum Hafen ein Kanal ausgehoben, um den Wasserstand anzuheben und eine Verschlammung des Hafens zu verhindern.

Vor dem Haus mit der Nummer 9 lief der Kanal durch einen etwa 50 Meter langen Tunnel, um ins Hafenbecken einzumünden. Beide Enden des Tunnels sind mittlerweile ans Tageslicht gekommen.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1934, als der Hafen zugeschüttet wurde. Im Hintergrund sieht man die Pfeiler. Foto: Historisk Samfund for Sønderjylland

Der für den Stadtkern zuständige Ausschuss (Midtbyudvalget) hatte am 17. Dezember beschlossen, dass das Architekturbüro Effekt Arkitekter einen Lösungsvorschlag erarbeiten soll, wie die Relikte sichtbar erhalten werden können.

Tonderns Hafen entstand im Spätmittelalter. Nach einem Vorläufer aus Holz wurde 1761 ein Kai aus Granitsteinen errichtet. 1934 endete die Ära des Hafens mit dem Zuschütten.

Auch der westliche Eingang zum Tunnel, durch den der Kanal floss, wurde freigelegt. Foto: Monika Thomsen

„Kaianlage liegt unter dem Parkplatz"

Sehr passend zur Hafenthematik erschien kürzlich eine Neuauflage des 1996 erschienenen Buchs „Skibbroen i Tønder ... der var engang en havn“.  

„Die Schiffbrücke – das Herz, das aufhörte zu schlagen. Unter dem Asphalt auf einem von Tonders Parkplätzen liegt der Hafen der Stadt. Die Information kommt für Tonderaner nicht überraschend, Auswärtige müssen sie aber noch mal serviert haben“, schrieben Hans Chr. Christensen, Magnus Lorentzen, Viggo Møballe und Bent Slot vor 25 Jahren.

„Zweifler müssen sogar noch davon überzeugt werden, dass es dort eine komplette Kaianlage gibt, sollten sie die fixe Idee bekommen, den Halteplatz auszugraben“, so die Autoren.

Die Hafen-Front kann noch bis zum 3. Januar aus der Nähe betrachtet werden. Foto: Monika Thomsen

Die Schiffbrücke sei 300 Jahre lang das Bindeglied zur weiten Welt gewesen. 1933 war jedoch Schluss. Der Deichbau, der Wechsel der Frachtgüter zum Transport auf der Landstraße und mit der Eisenbahn, habe den Wasserverkehr in der Marsch verdrängt.

Ein Blick aus der Nähe

Bis Montag, 3. Januar, gibt es die Möglichkeit, den östlichen Hafenkai aus der Nähe zu betrachten. Das zuständige Tiefbauunternehmen Kjelkvist macht es durch eine Verlegung des Bauzauns möglich. Danach werden die Arbeiten wieder aufgenommen.

Dass ein großes Interesse an der Fundstelle besteht, bestätigt Mette Bossen Linnet, die an der Schiffbrücke wohnt. „Es kommen sehr viele Leute“, berichtet sie, als „Der Nordschleswiger“ sie vor ihrer Haustür trifft.

Das war unglaublich spannend.

Mette Bossen Linnet, Politikerin und Anwohnerin

Die Stadtrats- und Regionsratspolitikerin für Venstre saß auch in der ersten Reihe, als am westlichen Ende die Mauern des früheren Kanals freigelegt wurden. „Das war unglaublich spannend“, berichtet die Lehrerin, die an diesem Tag von ihrem Homeoffice aus mit direktem Blick auf die Fundstelle online unterrichtete.

 

 

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