Leben im Grenzland

Heilpraktikerin mit beruflichem Standbein im Westen

Heilpraktikerin mit beruflichem Standbein im Westen

Heilpraktikerin mit beruflichem Standbein im Westen

Söllstedt/Sølsted
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Hereinspaziert: Sabine Harren lädt am Freitag in ihrer Praxis zu einem Tag der offenen Tür ein. Foto: Monika Thomsen

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Die vor elf Monaten aus Süddeutschland zugewanderte Sabine Harren will in Söllstedt beruflich Fuß fassen. Das Familienleben spielt sich weiterhin auf dem nordschleswigschen Mittelrücken ab.

Seit 1. März 2021 leben Sabine und Karl Harren in Bredewatt (Bredevad) unweit von Bülderup-Bau (Bylderup-Bov).  Das Ehepaar und die beiden Kinder im Alter von mittlerweile sechs und sieben Jahren wanderten damals von einem Dorf zwischen Köln und Aachen ins nordschleswigsche Grenzland aus.

Nun zieht es Sabine Harren vom Mittelrücken etwas weiter westlich, genauer bezeichnet nach Söllstedt. Aber nur beruflich. Dort öffnet die Heilpraktikerin am Freitag, 4. Februar, ihre Praxis, die sie bisher von ihrer Wohnadresse aus betrieben hat.

Beruf und Privatleben getrennt

„Wenn ich vormittags Patienten hatte, war das in Ordnung. Ich kann aber nicht meinen Mann immer mit den Kindern zum Einkaufen schicken, wenn es zu anderen Zeitpunkten der Fall war“, sagt die Heilpraktikerin mit einem Lachen.

Um Privatleben und Beruf zu trennen, war sie auf der Suche nach einem neuen Domizil. Ein geeignetes Haus spürte sie in Söllstedt unweit der Hauptverkehrsachse A 11 am Straßenzug Smedevej auf.

„Das war total zufällig“, sagt sie zum neuen Standort. Das Haus hatte den richtigen Zuschnitt, und es passte auch finanziell.

Die Büroarbeit will Sabine Harren künftig in der Praxis erledigen. Foto: Monika Thomsen

Grenzüberschreitend tätig

„Es hat auch den Vorteil, dass ich nicht noch abends eben etwas nachbereite oder Mails lese“, so die 39-Jährige. Für die deutschen Patientinnen und Patienten hat sie weiterhin ihr Standbein in Flensburg (Flensborg) zusammen mit einer Kollegin aus Rothenkrug (Rødekro).

Auf Unterschiede im deutschen und dänischen System angesprochen, erklärt sie: „In Deutschland zahlen – anders als in Dänemark – die Krankenversicherungen, die Zusatzversicherungen und bei Beamten die Beihilfe die Behandlung. Außerdem kennen sich die Deutschen eher mit Heilpraktik aus, während die Dänen fragen, was das ist“, so ihre Erfahrung.

Den ganzen Menschen im Blick

„Als Heilpraktiker gucken wir ganzheitlich auf den Menschen und nicht nur auf einzelne Bereiche, wie zum Beispiel der Gynäkologe und der Hals-Nasen-Ohren-Arzt“, erläutert Sabine Harren. „Wir setzen Akupunktur, Homöopathie und Kinesiologie ein. Das sind sehr nebenwirkungsarme Geschichten“, erläutert sie.

So wie sich ihre Praxis noch in der Aufbauphase befindet, sieht es entsprechend mit den Dänischkenntnissen aus. „Ich kann über das Wetter und meine Hobbys sprechen und komme beim Einkaufen klar. Ich kann aber niemanden auf Dänisch therapieren“, berichtet Sabine Harren.

Sabine Harren in dem Wohnzimmer, das zum Behandlungsraum umfunktioniert worden ist Foto: Monika Thomsen

Privatunterricht auf dem Stundenplan

Nach Online-Versuchen hat sich das Paar inzwischen für den Dänischunterricht mit einem Privatlehrer zusammengetan.

„Dann können wir es auch auf die Schichtarbeit meines Mannes ausrichten“, so Sabine Harren. Ihr Mann pendelt nach Flensburg zu Danfoss. „Hier hat er noch nichts gefunden“, berichtet sie. Die Familie hatte sich wegen der Arbeitsmöglichkeiten hüben wie drüben gezielt in Grenznähe niedergelassen.

Auswanderung nicht bereut

„Es ist superschön, und die Kinder fühlen sich sehr wohl. Es kommt ihnen sehr zugute, dass ihre jetzige Schule in etwa so groß ist wie früher ihre Klasse“, so Sabine Harren.

Die Kids besuchen die Deutsche Schule Rapstedt (Ravsted). „In der Nachbarschaft sind wir bisher auch sehr gut aufgenommen worden. Wir haben auf gar keinen Fall bereut, dass wir nach Dänemark gegangen sind. Sondern eher, dass wir so lange gezögert haben“, berichtet sie.

Eigentlich war es leichter, als wir es uns vorgestellt hatten. Es gab nie Probleme.

Sabine Harren, Heilpraktikerin

Das Zögern hing damit zusammen, dass sie auf dem Elternhof ihres Mannes lebten, den sie komplett entkernt und saniert hatten. Das war nicht nur die Geburtsstätte ihres Mannes, sondern auch die des Sohnes.

Leichter als gedacht

„Eigentlich war es leichter, als wir es uns vorgestellt hatten. Es gab nie Probleme“, meint sie in Gedanken an die behördlichen Dinge wie zum Beispiel die CPR-Nummern aus dem zentralen Personenregister.

Nun hofft sie, dass viele Patientinnen und Patienten den Weg nach Söllstedt finden. Nachdem die Tür hinter dem „Nordschleswiger“ ins Schloss gefallen ist, darf als Nächstes der Techniker jedoch gerne anklopfen, der für die Internetverbindung sorgen soll. Freitag zwischen 10 und 17 Uhr können dann alle Interessierten hereinschauen.

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