Thema der Woche: Deutsch in Dänemark

Eine neue Familie in Nordschleswig

Eine neue Familie in Nordschleswig

Eine neue Familie in Nordschleswig

Julia Röhr
Bülderup-Bau/Bylderup-Bov
Zuletzt aktualisiert um:
Sabine Harren mit ihren Kindern. Foto: Karin Riggelsen

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Seit dem 1. März leben Sabine und Karl Harren mit ihren zwei Kindern in einem Haus in Bülderup-Bau, mitten im Feld. Die Familie hat vorher in einem Dorf zwischen Köln und Aachen gelebt, nun sind sie hier. Und das ganz ohne vorherigen Bezug zur Gegend. Wie sind sie nach Nordschleswig gekommen?

Sabine und Karl Harren hatten immer mal wieder den Wunsch, auszuwandern. Dann kam das erste Kind, dann das zweite. So verschob sich der Gedanke weiter nach hinten. Karl kamen Russland und die skandinavischen Länder in den Kopf, doch Russland kam für Sabine nicht infrage. Wichtig war auch die Nähe zu Deutschland – wenn sie auswandern, dann würden beide vorerst noch in Deutschland arbeiten.

Auf nach Nordschleswig

2019 hatte Sabine Harren den Wunsch, Dänemark zu besuchen. „Ich will mir das mal angucken“, erklärt sie. Den Urlaub buchen sie zu Beginn 2020, dann kommt die Pandemie. Kurzzeitig ist nicht klar, ob sie verreisen können. Nach ein paar organisatorischen Aspekten können sie aber doch noch über die Grenze und sich Nordschleswig anschauen. Im Urlaub halten sie bereits Ausschau nach Kindergärten und Häusern – und fragen die Kinder, ob sie in Nordschleswig leben möchten. Die beiden sind von der Idee begeistert und wollen Dänemark eigentlich gar nicht mehr verlassen. „Sie haben sofort gesagt: Wir bleiben hier. Und wollten auch gar nicht mehr zurück“, erzählt Sabine Harren.

Vorbereitungen

So schnell ging es dann jedoch nicht, denn Sabine musste im Dezember 2020 ihre Prüfung zur Heilpraktikerin abschließen und das Haus in Deutschland verkaufen. Dann ist die Familie in der ersten Woche im Januar 2021 noch mal nach Dänemark gefahren und hat direkt vor Ort ein Haus gekauft. Ausschlaggebend für den Umzug inmitten der Pandemie im März 2021 war: Karl Harren wurde im Februar arbeitslos und hatte durch die Pandemie erschwerte Bedingungen bei der Suche nach Arbeit in der Region. Also ging es dann zügig in den Norden.

Beruflich ist Sabine Harren Heilpraktikerin und hat in Flensburg einen Raum angemietet. Diese Praxis teilt sie sich mit einer Kollegin und hat kürzlich auch die Bestätigung für eine Arbeitsberechtigung in Dänemark bekommen. Ihr Mann Karl Harren arbeitet in Flensburg als Elektroingenieur. Beide pendeln derzeit noch.

Der erste Monat

Umzüge sind stressig, besonders von einem Land in ein anderes. Dazu kommen die Grenzen, die aufgrund der anhaltenden Pandemie nur bedingt geöffnet sind. Die Familie Harren hat den Umzug mit einem Umzugsunternehmen organisiert, das aber drei Tage vor Start abgesagt hat. Es hat sich jedoch ein anderes Unternehmen gefunden, das das Hab und Gut der Familie in Deutschland ein- und in Dänemark wieder ausgeladen hat.

Die ersten zwei bis drei Wochen waren zwar stressig, weil die Schränke erst mal noch aufgebaut werden mussten. Das legte sich dann aber mit der Zeit. Die Kinder fühlen sich in ihrer Umgebung sehr wohl. Zurück nach Deutschland zu gehen – das  wünscht sich niemand aus der Familie.

Mich bekommt man hier nicht mehr weg.

Sabine Harren

Dänisch-Deutsch

Weder Karl noch Sabine Harren sprechen Dänisch. Sie haben sich bereits mit Online-Sprachkursen versucht, so richtig funktioniert die Kommunikation im Alltag damit aber noch nicht. Die Dänischkurse, die vor Ort angeboten werden, sind zeitlich nicht mit den Berufen zu vereinbaren. Aber die Kinder lernen dann auf der deutschen Schule Dänisch im Unterricht. „Wenn man ein paar Wörter übersetzt, versteht man schon den Sinn“, sagt Sabine Harren. Außerdem waren sie kürzlich bei ihren Nachbarn zu Besuch, wo sowohl Deutsch als auch Dänisch gesprochen wird. Das war auch schon mal eine gute Übung.

Das eigene Grundstück

Das Haus liegt ruhig, die Nachbarn sind nur mit dem Auto zu erreichen. „Das war auch so gewollt. Wir haben uns nur Häuser angeschaut, die mitten im Feld liegen“, erzählt Sabine Harren. Langfristig möchte sich die Familie selbst versorgen. Ein Gewächshaus wird aufgebaut, und sie haben sich vor kurzer Zeit Hühner angeschafft. Erfahrungen mit Tieren haben sie in Deutschland bereits gesammelt, dort hatten sie Schafe und Hühner. Der Garten für das Gemüsebeet muss noch hergerichtet werden – das sind Aufgaben für die Zukunft. Das Haus in Nordschleswig ist zwar kleiner als das ehemalige Haus in Deutschland, dafür ist jedoch das Grundstück größer.

Pläne für die Zukunft

Jetzt heißt es für die Familie: ankommen, Dänisch lernen. Sabine Harren hofft auf einen guten Start in ihren Beruf und darauf, dass viele Patientinnen und Patienten zu ihr in die Praxis kommen.

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