Klimaschutz

Kommune Tondern nutzt nur 60 Prozent des Windpotenzials

Windpotenzial: Kommune Tondern nutzt nur 60 Prozent

Windpotenzial: Kommune Tondern nutzt nur 60 Prozent

Tondern/Tønder
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In der Kommune Tondern ist der Ausbau der Windenergienutzung seit Jahren fast zum Stillstand gekommmen. Der Windpark bei Seth (Sæd) zählt zu den jüngsten Anlagen zur Gewinnung umweltfreundlichen Stroms. Foto: Monika Thomsen

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Der Branchenverband „Dansk Energi“ weist auf nur noch geringen Ausbau der Windkraftanlagen in der Westküstenkommune seit 2017 hin. Spitzenreiter sind in Dänemark Kommunen in Westjütland.

An der vor rund 30 Jahren noch als Windkrafthochburg Dänemarks bekannten Westküste Nordschleswigs ist nach Angaben des Branchenverbandes „Dansk Energi“ in den vergangenen vier Jahren der Ausbau der Windenergieanlagen weitgehend zum Erliegen gekommen.

Hohe Windgeschwindigkeiten ungenutzt

Laut einer aktuellen Übersicht des Verbandes zur Nutzung des Windkraftpotenzials in der Kommune Tondern werden in der von häufig starkem Wind und Stürmen geprägten Küstenlandschaft nur rund 40 Prozent des durch landbasierte Windkraftanlagen nutzbaren Potenzials eingesetzt. Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass sich in den vergangenen vier Jahren das genutzte Potenzial nur um 6 Prozentpunkte vergrößert hat.

Uneinigkeit und Protest

Darin spiegelt sich auch wider, dass in den vergangenen Jahren Uneinigkeit im Kommunalparlament und Anti-Windkraft-Bürgerinititiven fast alle Projekte zur Errichtung von Windenergieparks in der Kommune haben scheitern lassen.

 

Die drei Windkraftanlagen bei Bønderby (Bønderby) erzeugen bereits seit über 30 Jahren Strom. Die aus heutiger Sicht sehr kleinen Anlagen waren zur Zeit ihrer Aufstellung nach Aussagen des damaligen Projektinitiators sehr lukrativ, weil dort am Geestrand sehr günstige Windverhältnisse herrschen. Foto: Volker Heesch

 

Das im November neu gewählte Kommunalparlament von Tondern könnte wieder Schwung in den finanziell lukrativen Ausbau der Windenergienutzung bringen. So hat die Regierung kürzlich auch Fördermittel für den ländlichen Raum beschlossen, der sich zur Errichtung neuer Windkraftanlagen an Land bereit erklärt hat.

Nordschleswig nutzt kaum Windenergie 

In Nordschleswig liegen die Kommunen Hadersleben (Haderslev), Apenrade (Aabenraa) und Sonderburg (Sønderborg) hinsichtlich des nutzbaren Windkraftpotenzials noch weiter zurück als Tondern. Sie bringen es gerade einmal auf 24, 27 und 10 Prozent. Seit 2017 hat es in den Kommunen keinen Zuwachs gegeben. Bei den Windkraftprojekten in der Kommune Tondern war stets auch ein Streitpunkt, wer die geplanten Anlagen errichtet und wer den Gewinn einheimst.

Bürgerwindparks SP-Favoriten

Die Schleswigsche Partei (SP) hatte seit Jahren für Bürgerwindparks wie im Kreis Nordfriesland plädiert, bei denen die Anwohner der Windräder als Investoren und Nutznießer der Gewinne dominieren. In Dänemark sind die Kommunen Holstebro, Ringkøbing-Skjern und Lemvig in der Spitzengruppe der Gebiete, die zwischen 92 und 100 Prozent des Windkraftpotenzials nutzen. Zu 100 Prozent nutzt es auch die Inselkommune Ærø.

In Hoyer steht mit der 1857 erbauten Windmühle ein Zeugnis, dass die Windkraftnutzung an der Westküste eine lange Tradition hat. Die Windkraft wurde besonders auch für Be- und Entwässerungsanlagen genutzt, bis Dampfmaschinen und elektrische Schöpfwerke Einzug hielten. Foto: Volker Heesch

 

Gerade auch in der Kommune Tondern ist zu berücksichtigen, dass weite Bereiche vor allem aus Naturschutzgründen nicht für Windkraftanlagen infrage kommen. Das gilt beispielsweise für Vogelschutzgebiete wie in der Tonderner Marsch, auf der Insel Röm (Rømø) und für Vorlandgebiete am Wattenmeer, die Teil des Nationalparks Wattenmeer sind.

Naturschutzvorschriften verschärft

Wegen verschärfter Naturschutzvorschriften sind zahlreiche Windkraftanlagen in der Kommune abgebaut worden, weil an den Standorten keine Nachfolgeanlage genehmigt werden konnte. So verschwanden Pionieranlagen wie bei Koldby direkt an der Küste oder in Kögen der Tonderner Marsch, die zu Beginn der 1980er Jahre noch als Sehenswürdigkeiten galten.

Bei Windparks wie zwischen Jerpstedt (Jerpsted) und Ballum bemühen sich Energiekonzerne seit Jahren um die Zulassung neuer leistungsstärkerer Windräder. Geplant ist meist eine geringere Anzahl Anlagen als bisher, doch durchweg deutlich höhere. Angesichts des im Rahmen der grünen Umstellung steigenden Stromverbrauchs fordern Experten neben den großen Meereswindparks auch mehr Land-Windparks. Deren Errichtung ist deutlich billiger als die Offshore-Anlagen.   

 

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