Ortsentwicklung und Kulturgeschichte

„Krusaagaard“: Der Countdown läuft

„Krusaagaard“: Der Countdown läuft

„Krusaagaard“: Der Countdown läuft

Krusau/Kruså
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Was wird mit dem ehemaligen Hotel „Krusaagaard" geschehen? Foto: kjt (Archiv)

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Beseitigung oder Erhalt: Der Wachstumsausschuss der Kommune Apenrade (Aabenraa) befasst sich auf seiner Sitzung am Donnerstag mit dem Abrissantrag für das ehemalige Hotel „Krusaagaard" aus dem 19. Jahrhundert. Ortsansässige hoffen auf eine Rettung in letzter Minute.

Die Entscheidung hatte der Wachstumsausschuss auf die Junisitzung vertagt, um möglichen Lösungen eine Chance zu geben.

Am kommenden Donnerstag ist der Abrissantrag für das Gebäude „Krusaagaard" am Flensborgvej in Krusau erneut auf der Tagesordnung.

Wenn es nach der Einschätzung der Verwaltung geht, dann sind die Tage des einstigen Hotels gezählt.

Aufgrund des schlechten Zustandes und der baulichen Veränderungen am ursprünglichen Erscheinungsbild des neuklassizistischen Gebäudes spricht sich die Verwaltung für eine Abrissgenehmigung aus.

Querseite des ehemaligen Hotels „Krusaagaard" Foto: kjt (Archiv)

 

Den Antrag hatte der neue Eigentümer Ole Nissen gestellt, der das Anwesen mit „Krusaagaard" und diverser neuerer Nebentrakte vergangenes Jahr bei einer Zwangsauktion erworben hatte.

Politiker hin- und hergerissen

Während sich die Ausschussmitglieder bei einer Umfrage von „JydskeVestkysten“ noch größtenteils unentschlossen äußerten, ob ein Abriss wegen des schlechten Zustandes am sinnvollsten ist, hoffen Anhänger kulturhistorischer Gebäude, dass ein Abriss in letzter Minute noch abgewendet wird.

Das Museum Sønderjylland, der Verein „Aabenraa Byhistorisk Forening” und der lokalhistorische Verein für die Kirchspiele Bau (Bov) und Holebüll (Holbøl) hatten sich bei einer internen Anhörung gegen einen Abriss ausgesprochen.

Der Besitzer war sich beim Kauf über den hohen Erhaltungswert des Gebäudes (3 von 4) bewusst, so eines der Argumente.

Foto aus vergangenen Tagen: Hotel „Krusaagaard" mit Schwimmbad Foto: Museum Sønderjylland/Aabenraa Kommune

Zu den Abrissgegnern zählen auch Ortansässige. So hat sich der aus Krusau stammende Henrik Kock zu Wort gemeldet, der in Pattburg die Firma „Nikobiz A/S“ betreibt.

Er hat sich in einem Schreiben an die Kommune gegen einen Abriss des aus seiner Sicht erhaltenswerten Gebäudes ausgesprochen und sich auch noch mal direkt an den Ausschussvorsitzenden Philip Thietje und an den Eigentümer Ole Nissen gewandt.

Auf Unterstützung setzen

Er sei nicht gegen Entwicklung und wolle sich auch nicht gegen privates Eigentumsrecht und private wirtschaftliche Interessen hinwegsetzen. Er selbst hatte sich ja für die Realiserung des Indoos-Skaterparks „Street Sport Park Padborg“ (SSPP) in einer seiner Lagerhalle starkgemacht, so Kock in seinem Schreiben.

Er sei sich auch darüber im Klaren, dass die Gebäudesubstanz schlecht ist und eine Sanierung viel Geld kosten wird, würde es aus orts- und kulturhistorischer Sicht allerdings bedauern, wenn das ehemalige Hotel abgerissen wird.

Es sei daher zu wünschen, dass mit Unterstützung der Kommune und eventueller Mittel von Stiftungen oder Investoren der Erhalt von „Krusaagaard" in Kooperation mit dem Besitzer angestrebt wird, ergänzt Henrik Kock.

Auch Wassermühle erhaltenswert

Der Unternehmer hatte selbst bei Stiftungen angefragt, unter anderem bei „REALDANIA“ und „A. P. Møller Fonden“, ob und wie eine Förderung möglich ist. Die Rückmeldung, man möge Mittel beantragen, hat Kock quasi als Steilvorlage an die Kommune und den Besitzer weitergeleitet.

Henrik Kock sieht mit der Wassermühle in Krusau eine weitere alte Immobilie mit kulturhistorischem Wert gefährdet. Die Existenz einer Wassermühle in Krusau geht mehrere Jahrhunderte zurück.

Auch die alte Wassermühle in Krusau verfällt zunehmend. Besitzer ist die Kommune Apenrade. Foto: kjt (Archiv)

 

Die Mühle ist im Besitz der Kommune Apenrade und verfällt zunehmend. Eine Entscheidung zu dieser Immobilie, die schon der ehemaligen Kommune Bau Kopfzerbrechen bereitete, ist jahrelang immer wieder vertagt worden.

„Krusaagaard und die Wassermühle sind nun einmal Gebäude, die zumindest aus Krusauer Sicht in die Kategorie historisch und erhaltenswert fallen“, so Kock.

Ob in den Trakten ein Museum, Café, Hotel, Bed & Breakfest, Restaurant oder Wohnungen eingerichtet werden, „spielt für mich eine untergeordnete Rolle. Hauptsache, die Gebäude bleiben aus Respekt vor der Geschichte Krusaus erhalten“, betont Henrik Kock.

Paradebeispiel für eine Rettung

Trotz des finanziellen Aufwandes hält er eine Rettung für möglich. Das Kupfermühlenmuseum kurz hinter der Grenze sei ein gutes Beispiel dafür, wie mit privatem Engagement und politischem Wille Kulturhistorie bewahrt bleibt, so der Ansatz von Henrik Kock.

Die Krusauer Wassermühle hat auch schon bessere Tage gesehen. Foto: kjt (Archiv)

Mit der Wassermühle hat die Kommune buchstäblich selbst eine Baustelle, und mit der Entscheidung über den Abriss von „Krusaagaard" steckt der Wachstumsausschuss in einem Dilemma.

Entscheidet er sich für einen Erhalt, dann müsste er auch an der Wassermühle festhalten.

Lehnt der den Abriss des ehemaligen Hotels ab, droht der Trakt ein noch schlimmerer Schandfleck zu werden, wenn sich keine Möglichkeiten für eine Sanierung auftut.

Ole Nissen hatte signalisiert, dass er für Lösungen offen ist, dass er eine Restaurierung von „Krusaagaard" finanziell aber nicht stemmen kann und das Gebäude erst einmal stehen lassen wird, wenn er es nicht entfernen darf.

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