Europameisterschaft

Dänemarks Faustballerinnen bringen Grenzhallen zum Beben

Dänemarks Faustballerinnen bringen Grenzhallen zum Beben

Dänemarks Faustballerinnen bringen Grenzhallen zum Beben

Krusau/Kruså
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Dänemarks U19-Frauen schafften bei der EM den Halbfinal-Einzug. Foto: Uwe Spille

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Nach einem überragenden Spiel im Viertelfinale schafften die U19-Damen bei der EM in Krusau den Sprung ins Halbfinale. Der ganz große Wurf blieb anschließend zwar aus, dennoch sorgte die Mannschaft mit einer starken Leistung für viel Euphorie auf den Rängen.

Wie bereits vor der EM vom Trainer der dänischen U19-Faustballfrauen vom Team Denmark Faustball/Team Nordschleswig – Æ Mannschaft, Carsten Thomsen, prognostiziert, begann der Finaltag der Europameisterschaft für die dänische Mannschaft mit einem Viertelfinale gegen Italien. In der Vorrunde am Tag zuvor konnte sich das dänische Team gegen die Italienerinnen souverän durchsetzen. Und auch an diesem Tag sollte nichts anbrennen.

Das Viertelfinale

Trotzdem benötigten die dänischen Spielerinnen zu Beginn des ersten Satzes erst einmal einen Moment, um ihre Nervosität abzulegen und ins Spiel zu finden. Dies nutze Italien aus, um schnell mit 3:0 in Führung zu gehen. Doch Dänemark gelang es, den Schalter umzulegen. Durch starke Bälle von Michelle Hansen und Sara Bargum glich Dänemark aus und stellte auf 4:4. Von da an schien der Knoten endgültig geplatzt.

Dänemark spielte befreit auf. Angetrieben von Kapitänin Emilie Nielsen und Angreiferin Sara Bargum gelang es immer wieder, Italien zu leichten Fehlern zu zwingen, zwischenzeitlich mit 8:4 in Führung zu gehen und am Ende den ersten Satz souverän mit 11:5 für sich zu entscheiden.

Kapitänin Emilie Nielsen war immer wieder ein sicherer Rückhalt der Mannschaft. Foto: Uwe Spille

Das Trainerteam um Carsten Thomsen und Peter Diedrichsen schien in der Pause die richtigen Worte gefunden zu haben, um die Spannung bei ihren Spielerinnen hochzuhalten. Denn im zweiten Satz drehte Dänemark dann richtig auf: Den dänischen Verteidigerinnen Ditte Carstensen und Eva Rønne Kristensen gelang es, fast jeden Ball der Italienerinnen zu entschärfen. Zugleich stellten im Angriff Michelle Hansen, Emilie Nielsen und Sara Bargum Italien immer wieder vor unlösbare Aufgaben. Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung endete der zweite Satz noch souveräner mit 11:2 zugunsten Dänemarks.

Im dritten Satz schien es zunächst, dass Italien sich noch einmal fangen würde. Die ersten beiden Führungen Dänemarks glich die italienische Mannschaft nach starken Ballwechseln noch aus. Doch dann zog Dänemark wieder an. Eine gute Kommunikation, wenige individuelle Fehler und ein starkes Zusammenspiel sorgten für eine dänische Führung von 9:4. Auch ein letztes Aufbäumen Italiens, das bis zum Schluss kämpfte, änderte nichts mehr am überlegenen dänischen Satzgewinn von 11:6.

Sensation perfekt

Die Sensation war perfekt. Die dänischen U19-Frauen schaffen den Einzug ins Halbfinale. Spielerinnen und Trainerteam wurden von der gesamten Halle gefeiert.

„Das war das beste, was ich je von den Mädels gesehen habe. Es hat überall gepasst. Wir haben super verteidigt und vorn richtig starke Bälle über die Leine gespielt. Ich bin unglaublich stolz“, sagte Trainer Carsten Thomsen nach dem Spiel. Sein Assistent Peter Diedrichsen war ebenfalls voll des Lobes. „Da kann man nur seinen Hut ziehen, vor so einer Kulisse über das gesamte Spiel so den Fokus zu behalten und so viel Vertrauen in seine eigenen Stärken zu haben“, so Diedrichsen.

Souverän siegen die Däninnen gegen Italien und ziehen ins Halbfinale ein. Foto: Uwe Spille

Der Ritterschlag kam anschließend vom Trainer der geschlagenen italienischen Mannschaft, Helmut Runer: „Sie waren uns körperlich und spielerisch überlegen und ganz einfach die bessere Mannschaft. Wir hatten uns vor dem Spiel schon das Halbfinale ausgemalt, aber als ich sah, wie Dänemark aufgespielt, war mir schnell klar, dass wir heute keine Chance haben werden“, so Runer.

Das Halbfinale

Durch den Viertelfinalsieg stand fest, dass die dänischen Spielerinnen mindestens noch zwei weitere Spiele bestreiten werden. Im Halbfinale wartete niemand Geringeres als EM-Favorit Deutschland.

Nachdem das Vorrundenspiel am Sonnabend deutlich mit 2:0-Sätzen an Deutschland ging, wollten die vor Selbstvertrauen strotzenden Däninnen ihnen das Leben so schwer wie möglich machen. Mit einer weiter gestiegenen Fan-Schar auf den Rängen, die mittlerweile mit zahlreichen Tröten, Trommeln und Fahnen „bewaffnet“ war, sollte dieses Vorhaben sogar phasenweise gelingen.

Das Spiel hatte gerade begonnen und Dänemark gelang es tatsächlich, den ersten Ballwechsel für sich zu entscheiden und 1:0 in Führung zugehen. Co-Trainer Peter Diedrichsen lief mit ausgestreckten Armen und geballten Fäusten an der Seitenlinie auf und ab und die Halle explodierte vor Jubel. Anschließend wurde jeder Punkt Dänemarks frenetisch von den Zuschauerinnen und Zuschauern gefeiert. Unsicherheit kam bei Deutschland trotzdem nicht auf. Der Favorit spielte immer wieder kurze platzierte Bälle, an die die dänischen Spielerinnen vergebens versuchten heranzukommen. Schnell stand es 1:5 aus dänischer Sicht. Dennoch wurde es im ersten Satz noch zwei weitere Male laut in der Halle, ehe sich Deutschland den ersten Satz mit 11:3 sicherte.

Co-Trainer Peter Diedrichsen und die Ersatzbank bejubeln jeden Punkt ihrer Mannschaft. Foto: Uwe Spille

Im zweiten Satz sollte Dänemark dann abermals über sich hinauswachsen. Mit den Fans im Rücken gelang wieder die 1:0 Führung. Danach entwickelte sich ein regelrechter Schlagabtausch, bei dem es zwischenzeitlich 4:4 stand. Deutschland schien sichtlich verunsichert.

Durch zwei individuelle Fehler Dänemarks ging Deutschland zwar mit 6:4 in Führung, der deutsche Trainer hatte dennoch genug. Er wechselte die komplette Mannschaft aus, um ein Debakel gegen immer stärker werdende Däninnen zu verhindern. Dies zeigte Wirkung. Deutschland gewann den zweiten Satz in der Folge doch noch souverän mit 11:4. Im anschließenden Durchgang zeigte sich dann, dass die Aufopferung im Satz zuvor der dänischen Mannschaft viel Energie gekostet hatte. Deutschland konnte letztlich mit einem 11:1 das Spiel für sich entscheiden und ins Finale einziehen.

Das Spiel um Platz 3

Für Dänemark blieb damit noch die Chance auf Bronze. Im Spiel um Platz 3 warteten die Schweizerinnen, die ihr Halbfinale gegen Österreich verloren hatten.

Für Dänemark hieß es noch einmal alles reinzuwerfen, um vielleicht das Unmögliche doch möglich zu machen.

Doch die dänischen Spielerinnen kamen schwer ins Spiel. Einige leicht vergeben Bälle und Missverständnisse in der Abwehr sorgten dafür, dass die Schweizerinnen zügig mit 8:1 führten. Eine anschließende harte und präzise Angabe von Sara Bargum zum 2:8 brachte die Halle zwar noch einmal zum Beben, konnte aber nicht verhindern, dass der erste Satz mit 2:11 verloren ging. Doch Dänemark wollte sich nicht so einfach geschlagen geben und ihren vor lauten Anfeuerungsrufen immer heiser werdenden Fans etwas bieten.

Angreiferin Sara Bargum stellte sowohl Italien als auch Deutschland und die Schweiz mit starken Schlägen immer wieder vor Probleme. Foto: Uwe Spille

Zu Beginn des zweiten Satzes schenkten sich beide Mannschaften nichts. Durch gutes Stellungsspiel und vielen kontrollierten Bällen gelang es Dänemark nach 1:3 Rückstand auszugleichen und danach sogar noch einmal auf 4:4 zu stellen. Dennoch hatten die Schweizerinnen auch in diesem Satz den längeren Atem und gewann mit 11:5. Wer nun davon ausging, dass die dänische Mannschaft gebrochen war und die Köpfe hängen ließ, sollte sich irren.

Trotz eines 0:2-Rückstandes in den Sätzen bäumten sich die sichtlich erschöpften dänischen Spielerinnen auch im dritten Satz noch einmal auf. Nachdem die Schweiz mit 5:2 führte und bereits wie der sichere Sieger aussah, kam Dänemark plötzlich noch einmal zurück und verkürzte durch zwei starke Bälle von Angreiferin Sara Bargum auf 4:5. Um die Druckphase der Däninnen zu unterbrechen, blieb dem Schweizer-Trainer nur, eine Auszeit zu nehmen. Doch auch nach dieser spielte Dänemark weiter befreit auf und verkürzte zwischenzeitlich auf 5:7. Hallensprecher Kurt Asmussen verstand es immer wieder grandios, die Ränge anzuheizen, dennoch hatte Dänemark jetzt endgültig alle Körner gelassen. Die Schweiz gewann auch den dritten Satz mit 11:7 – und die dänischen U19-Frauen beendeten die Europameisterschaft damit auf dem vierten Platz.

„Wir haben bis zum Schluss gekämpft und niemals aufgegeben. Dass wir hier um Bronze spielen, ist eine riesige Sensation. Wir können stolz sein und werden in Zukunft sicher noch besser werden“, so Trainer Carsten Thomsen zum Ende der Europameisterschaft.

 

Alle Ergebnisse der gesamten Europameisterschaft gibt es hier.

Die U19-Frauen holen am Ende den vierten Platz bei der Europameisterschaft. Foto: Uwe Spille
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