Serie: Auf Arbeit mit …
Ein Tag im Leben einer Erzieherin
Ein Tag im Leben einer Erzieherin
Ein Tag im Leben einer Erzieherin
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In unserer Serie „Auf Arbeit mit …“ begleiten wir Menschen in ihrem Berufsalltag. In dieser Folge erzählt Sarah Stelzner von ihrer Arbeit als Erzieherin. Wir haben sie im deutschen Kindergarten am Sonderburger Ringreiterweg besucht.
Es ist Montagmorgen, 8 Uhr. Mikkel, Kenna, Ellen und Naomi kommen mit ihren Müttern und Vätern in den Kindergarten-Raum. Die Kleinen umarmen als erstes „ihre“ Sarah, die auf dem Boden sitzt und die Kinder mit ausgebreiteten Armen und herzlichem Lächeln begrüßt. „Guten Morgen, mein Schatz“, sagt Sarah ein ums andere Mal. „Wo möchtest du gerne spielen?“
Zusammen mit ihren Kolleginnen betreut Sarah Stelzner an diesem Montag 24 Kinder. Seit 7 Uhr ist sie in der Institution am Ringreiterweg und nimmt zusammen mit einer Kollegin die Kinder entgegen, außerdem die Essenslieferung für die Krippe. In der größeren Gruppe ab knapp 3 Jahren bringen die Kinder Brotdosen mit, die sie in den Kühlschrank stellen.
Der Montag beginnt mit einem Spaziergang
Die Eltern dürfen ihre Kinder bis in den Gruppenraum bringen und in aller Ruhe Abschied nehmen. Lange Umarmungen, dann verlassen die Eltern die Institution und die Kinder spielen gemeinsam los.
„Wir beginnen hier ganz ruhig, bis alle Kinder da sind. Sie dürfen morgens erst mal selbst wählen, was sie spielen wollen, danach machen wir montags um 9 Uhr meistens einen schönen gemeinsamen Spaziergang“, sagt die 36-Jährige.
„Runter vom Sofa, auch wenn du Spiderman bist“, sagt die Erzieherin lachend, woraufhin der kleine Spiderman vom Sofa springt und ruhig weiterspielt. Immer mehr Eltern bringen ihre Kinder. Die Gruppe wächst, und ein Kind nach dem anderen holt sich bei Sarah Stelzner oder einer Kollegin eine Umarmung ab, manche bleiben kurz auf dem Schoß sitzen.
Eigentlich stand Grafikdesign im Raum
Eigentlich wollte Sarah etwas anderes werden – Grafikdesignerin stand als Berufswunsch im Raum. Doch inmitten der Finanzkrise rät ihr die Kommune zu einem Praktikum im Kindergarten, und der Berufsweg der jungen Mutter verändert sich rasant. Nach wenigen Tagen ist Sarah Stelzner klar: Das Arbeiten mit Kindern will sie zum Beruf machen.
„Nach drei Tagen im Kindergarten war mir klar, dass ich genau das machen wollte. Ich habe damals schon gemerkt, wie viel Freude mir dieser Beruf macht, und so ist es bis heute.“ Heute könne sie es sich gar nicht vorstellen, ihren Berufsalltag an einem Schreibtisch zu verbringen, sagt sie.
Als Zweifach-Mutter durchs Studium
Sarah Stelzner studierte am pädagogischen Seminar in Apenrade („pædagogseminariet“, Aabenraa), was als mittlerweile zweifache Mutter „ganz bestimmt nicht immer einfach war“, wie sie sagt. Doch sie zog das Studium durch und schloss es 2013 mit einem Berufs-Bachelor ab.
„Nach meinem Abschluss habe ich an vielen verschiedenen Institutionen und Einrichtungen gearbeitet, in Kindergärten und Krippen, aber auch im Spezialbereich. Ich konnte richtig viele Erfahrungen sammeln.“ Im Januar 2021 erhielt sie einen Anruf vom damaligen Abteilungsleiter der Deutschen Kindergärten Sonderburg – und wurde als deutschsprachige Dänin angeworben.
„Es macht mir unglaublich viel Spaß“
„Ich konnte einigermaßen gut Deutsch sprechen und habe nach kurzer Zeit eine unbefristete Stelle als Erzieherin erhalten. Und es macht mir unglaublich viel Spaß“, sagt die dreifache Mutter, die mit ihrer Familie in Ketting bei Augustenburg (Augustenborg) lebt. Zwei Kinder sind bereits Teenager, ihr jüngster Sohn ist vier Jahre alt und selbst noch im Kindergartenalter.
Hier haben wir Kinder von 0 bis 6 Jahren, da begleitet man die Kinder über einen langen Zeitraum, und sie wachsen einem ans Herz. Wir sind für die Kinder Heimat weg von zu Hause.
Sarah Stelzner, Erzieherin
Was mag sie an ihrem Beruf, in dem sie pro Woche 37 Stunden arbeitet? „Diese Wärme und diese Freude. Man kommt hier jeden Tag rein, und die Kinder kommen auf einen zu und sagen, wie sehr sie einen vermisst haben. Jeder Tag ist auch anders. Alles ist immer neu. Man kann sich auf alles Mögliche vorbereiten, aber im Alltag gibt es immer wieder Situationen, auf die man sich neu einstellen muss. Das mag ich sehr gerne.“
„Die Kinder wachsen einem ans Herz“
Außerdem mache es unheimlich Freude, der Entwicklung der Kinder zuzusehen. „Hier haben wir Kinder von 0 bis 6 Jahren, da begleitet man die Kinder über einen langen Zeitraum, und die Kinder wachsen einem ans Herz. Wir sind für sie Heimat weg von zu Hause. Sie sollen hier froh ankommen und sich wohlfühlen. Von daher sehe ich alle Kinder hier als ,meine’ Kinder“, sagt die Erzieherin. „Als Mutter weiß ich, wie viel es bedeutet, dass hier jemand mit einem Lächeln und offenen Armen auf die Kinder wartet.“
Und genau so macht Sara Stelzner weiter. Mit Lächeln und offenen Armen für die Kinder, die ankommen und erst mal mit einer liebevollen Umarmung in den Kindergartentag starten wollen.