Bauprojekt

Rundgang im Gichthospital: Hier entstehen rund 60 Mietwohnungen

Rundgang im Gichthospital: Hier entstehen rund 60 Mietwohnungen

Altes Gichthospital: Hier entstehen rund 60 Mietwohnungen

Gravenstein/Gråsten
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Leben im alten Wartezimmer – im Frühjahr 2022 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Foto: Karin Riggelsen

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Das Schwimmbad im Keller kommt weg, aber die Gemeinschaftsräume bleiben erhalten: Das Unternehmen Grønnely A/S will im einstigen Gichthospital in Gravenstein rund 60 Wohnungen errichten. Ein Rundgang durch ein Gebäude voller Geschichte.

Im alten Gravensteiner Gichthospital ist die Zeit stehen geblieben. Meterlange lila Vorhänge wehen vor den hohen Fenstern im Märzwind, in der Teeküche und zum Eingang in die Behandlungsräume hängen noch die alten Schilder.

Hier geht’s zum „Wartezimmer“, dort ist die „Information“ unbesetzt, die „Forschungseinheit“ ist verlassen, die „Physiotherapie“ verwaist, und aus dem Schwimmbad im Keller ist das Wasser längst abgelassen.

Vom Kurhotel zum Mietshaus

Doch bald schon ist es mit dem Dornröschenschlaf im alten Gichthospital vorbei. Das Unternehmen Grønnely A/S hat das Gebäude von der staatlichen Immobiliengesellschaft Freja gekauft, und will in dem einst als Kurhotel gebauten Gebäude rund 60 Mietwohnungen einrichten.

Die Beschilderung erzählt vom Alltag im Gichthospital. Foto: Karin Riggelsen

Sobald die Baugenehmigung vorliegt, wird mit dem Großprojekt begonnen. Die Wohnungen sind im Frühjahr 2022 bezugsfertig, so der Plan.

Mehrere Interessenten wollten das Gebäude kaufen

Für Grønnely ist das Projekt eine absolute Herzensangelegenheit, sagt Geschäftsführer Peder Blak. „Es war ein kurzer Prozess. Wir haben das Objekt gesehen, und wir wollten es haben.“

Den genauen Kaufpreis nennt er nicht, verrät aber, dass er höher lag als die 12 Millionen Kronen, für die das Gebäude zum Verkauf stand. „Es gab mehrere Interessenten“, erklärt Blak den gestiegenen Preis.

Bürgermeister Erik Lauritzen (l.) sah sich beim Rundgang im alten Gichthospital zusammen mit Grønnely-Geschäftsführer Peder Blak die Aussicht von einer der zukünftigen Wohnungen an. Foto: Karin Riggelsen

Verkaufen wird Grønnely die neuen Wohnungen nicht – das Unternehmen wird die Wohneinheiten vermieten und setzt vor allem auf Senioren, die ein aktives Leben führen wollen. „Aber es dürfen natürlich auch Familien und jüngere Personen einziehen“, fügt Blak hinzu.

Mietpreis steht noch nicht fest

Einen Mietpreis pro Quadratmeter kann er noch nicht nennen. „Das kommt am Ende sehr auf die Wohnungen an. Einige werden den schönsten Ausblick auf das Wasser haben, andere Wohnungen liegen nach hinten raus. Das müssen wir alles noch genau berechnen.“ Die Mietpreise werden aber etwa „auf einem mittleren Preisniveau liegen“.

Das Schwimmbad im Keller wird entfernt. Foto: Karin Riggelsen

Rund die Hälfte aller Wohnungen wird einen Blick aufs Wasser des Nübeler Noors haben. Von dort segelten einst wohlhabende Flensburger ins Kurhotel nach Gravenstein, das 1883 erbaut wurde. 1956 zog nach einer Renovierung das Gichthospital ein – und blieb bis 2019.

Jetzt beginnt ein neues Kapitel. Der Bauherr und Besitzer will so viel wie möglich vom alten Charme erhalten – und neu erschaffen.

Fenster werden renoviert

„Der Kommune Sonderburg war es wichtig, dass die Fassade weitestgehend erhalten bleibt, und das wollen wir tun. Die Farbe wird vermutlich bleiben – aber es wird neu gestrichen, und alle Fenster werden überarbeitet“, erläutert der Regionalleiter von Grønnely, Andreas Augustinussen.

Peder Blak und Andreas Augustinussen von Grønnely vor ihrem neuen Gebäude Foto: Karin Riggelsen

Die Wiederverwertung von Materialien – und generell von Gebäuden – ist ein Steckenpferd des Unternehmens, das sich auf umwelt- und energiefreundliche Bauprojekte spezialisiert hat.

„Wir werden auch so viele Wände wie möglich stehenlassen. Beton, Zement und Gips sind nicht gerade umweltfreundliche Materialien, daher nutzen wir so viel wie möglich der alten Baumasse“, sagt Peder Blak.

Möglichst viel vom alten Charme bewahren

Aus diesem Grund werden alle Wohnungen höchst individuell geschnitten sein. Im Anbau, in dem zuletzt der Speisesaal des Hospitals lag, werden insgesamt vier Wohnungen eingerichtet. Nicht nur hier wird die Deckenhöhe außergewöhnlich hoch sein.

Beim Umbauen sollen alte Stuckdecken erhalten und beispielsweise besonders schöne alte Türen eingebaut werden. Auch die charmanten Treppenhäuser sollen ihren Charme bewahren. Die drei Fahrstühle im Haus werden auf den neuesten Stand gebracht.

Im Treppenhaus des Gichthospitals Foto: Karin Riggelsen

Das Schwimmbad im Keller verschwindet – zu teuer und unpraktisch in der Unterhaltung. Umkleideräume und Räume für Werkstätten und eventuell Fitnessräume bleiben aber erhalten, auch die ehemaligen Aufenthaltsräume.

„Wir wollen, dass die Mieter so lange wie möglich bleiben“

„Wir wollen, dass unsere Mieter sich zu Hause und als Teil einer Gemeinschaft fühlen. Wir wollen, dass sie sich wohlfühlen und so lange wie möglich bleiben“, erläutert Peder Blak das besondere Angebot.

Vor dem Gebäude gehört die kleine Parkanlage bis hin zur Steinmauer am Hafen zum Haus und kann von den Mietern genutzt werden.

Grønnely stieß zur Feier des Besitzerwechsels mit Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.) an. Foto: Karin Riggelsen

Wir hatten mit dem Verkauf selbst nichts zu tun und hatten da auch kein Mitspracherecht, aber wir hätten uns keinen besseren neuen Besitzer wünschen können.

Erik Lauritzen, Bürgermeister
Aussicht von einem Raum des Gichthospitals hinaus auf den Gravensteiner Hafen Foto: Karin Riggelsen

Sobald die Pläne für alle Wohnungen vorliegen – die Architekten arbeiten derzeit unter Hochdruck – werden die Wohnungen zur Vermietung angeboten. Wer auf der Warteliste steht, kann die Entwürfe für die Wohnungen eine Woche vor der Öffentlichkeit sehen. Auf der Warteliste stehen bereits 80 Personen, verrät Peder Blak.

Peder Blak (l.) und Erik Lauritzen in einem der alten Gichthospital-Räume Foto: Karin Riggelsen

Für Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.) und die Kommune Sonderburg ist der neue Besitzer des alten Gichthospitals ein ablsouter Gewinn. „Wir hatten mit dem Verkauf selbst nichts zu tun und hatten da auch kein Mitspracherecht“, so Lauritzen, „aber wir hätten uns keinen besseren neuen Besitzer wünschen können.“

Die Kommune könne nun in anderen Stadtteilen Gravensteins in genossenschaftliche Wohnungen investieren, während im alten Gichthospital Mietwohnungen im etwas gehobenen Preisniveau entstehen.  

Im alten Speisesaal entstehen zwei Wohnungen. Foto: Karin Riggelsen

An- oder Neubauten wird es am Gebäudekomplex nicht geben, verspricht Peder Blak. Die geschätzte Investitionssumme liegt zwischen 30 und 40 Millionen Kronen. „Da es ein sehr altes Gebäude ist, kann man das schwer vorhersagen“, unterstreicht Blak.

Auf der Internetseite des Unternehmens wird der Bauherr über den Stand der Mietwohnungen informieren und Interessenten auf die Warteliste setzen: gronnely.dk

 

So sah das alte Kurhotel einst aus, es wurde 1883 erbaut. Foto: Karin Riggelsen
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