Geschichte

Düppel-Gedenken mit Prominenz und der Urenkelin eines Soldaten von 1864

Düppel-Gedenken mit Prominenz und der Urenkelin eines Soldaten von 1864

Düppel-Tag mit Prominenz und der Urenkelin eines Soldaten

Sonderburg/Sønderborg
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Tom Buk-Swienty (r.) mit Moderator Anders Køpke Christensen Foto: Karin Riggelsen

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In der Freiheitshalle in Sonderburg waren neben Historiker Tom Buk-Swienty auch Vertreter der deutschen Minderheit dabei. Wie kam der neue Rahmen bei den Gästen der Gedenkfeier an?

Am 18. April 1864 kam es auf den Düppeler Schanzen zur großen Schlacht zwischen Preußen-Österreich und Dänemark. Der 18. April 2023 begann am Dienstag mit dem Gedenken an die 963 verstorbenen Soldaten auf Düppel ganz traditionell.

Um 8 Uhr wurde neben der Mühle der große Danebrog gehisst, und um 10 Uhr legten Vertreterinnen und Vertreter aus Dänemark und Deutschland bei schönstem Sonnenschein feierlich Kränze an den großen Kreuzen der Gemeinschaftsgräber nieder.

Gäste aus nah und fern sowie junge Menschen der beiden Sonderburger Gymnasien und der Sporthochschule verfolgten die Feier auf der Spitze von Düppel. 

 

Hinrich Jürgensen (M.), Uwe Jessen und Christel Leiendecker bei der Feier auf Düppel Foto: Karin Riggelsen

Der 159. Jahrestag zur großen Schlacht auf Düppel wurde 2023 im Anschluss an das Gedenken auf Düppel erstmals auf ganz andere und moderne Weise gestaltet. Statt eines Abendprogramms begann für 600 Gäste um 12.30 Uhr in der „Frihedshalle“ der Sonderburger Sporthochschule eine zweistündige unterhaltsame und sehr informative Veranstaltung. In der Freiheitshalle war nicht nur die Prominenz, diesmal waren auch Sonderburgs Gymnastinnen und Gymnasiasten sowie junge Menschen von der Sporthochschule dabei.

Soldaten einst und heute

Das junge Publikum verknüpfte die alte Geschichte mit der Gegenwart. Mit Geschichten, Musik, Fotos, Filmpassagen aus dem Spielfilm „1864 – brødre i krig“ und Gesprächen wurden das Dasein der Soldaten im Jahr 1864 und die Verhältnisse der heutigen Soldaten anschaulich beschrieben. Das Schleswigsche Musikkorps lieferte die stimmungsvolle musikalische Kulisse.

Ein Blick von oben in die Freiheitshalle Foto: Karin Riggelsen

Durch das hervorragend gestaltete Programm führte der Journalist Anders Køpke Christensen vom Fernsehsender „TV-Syd“. „Diese Schlacht brannte sich in die Geschichte von Dänemark ein. Was die Ukraine heute ist, war Düppel damals", stellte er zu Beginn der Veranstaltung fest. Er freute sich, dass die jungen Leute von den Sonderburger Gymnasien und der Sporthochschule dabei waren. „Wir sind heute euretwegen hier“, so Køpke Christensen.

Krieg mit enormen Konsequenzen

Auf dem Podest saß neben dem Journalisten der gebürtige Sonderburger und preisgekrönte Historiker Tom Buk-Swienty. Der Schriftsteller hat unter anderem den Krieg auf Düppel in den Werken „Slagtebænk Dybbøl" oder „Dommedag Als" lebendig und einfühlsam beschrieben. In der Freiheitshalle vermittelte er, wie es 1864 zum finalen Kampf um die Herzogtümer in Schleswig kam und was die Menschen auf deutscher und auf dänischer Seite in dem Krieg durchgemacht haben.

Das Schleswigsche Musikkorps Foto: Karin Riggelsen

Zwischendurch spielte das Schleswigsche Musikkorps immer wieder alte Kompositionen und Marschmusik.

Mit den Geschichten vom dänischen Soldaten Niels Larsen und dem deutschen Major Ernst Schau gab es keinen Zweifel: Im Krieg 1864 gab es nur Verlierer auf beiden Seiten. Beide starben und hinterließen ihre Lieben. „Eine Geschichte lagert sich über Generationen. Ein Krieg hat enorme Konsequenzen“, so Buk-Swienty.

Aber es macht mich auch traurig. Warum werden wir nicht schlauer? Bei Kriegen gibt es nur Verlierer und Verletzte auf beiden Seiten.

Hinrich Jürgensen, BDN-Hauptvorsitzender

Zu dem gleichen Fazit kam Edith Tvede, deren Urgroßvater Jørgen Daniel Bruhn (1843-1912) nach der Niederlage 1864 zwar wieder nach Hause reisen konnte: „Aber er ist nie wirklich nach Hause gekommen. Er wurde Cowboy in Amerika. Ein Teil von ihm war abhandengekommen, bis er ihn wiederfand.“ 

Eine gelungene Veranstaltung

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, gehört seit vielen Jahren zu den Gästen der Gedenkfeier. Er lobte die Neugestaltung der Veranstaltung mit Musik, Film, Fotos und Geschichte. „Aber es macht mich auch traurig. Warum werden wir nicht schlauer? Bei Kriegen gibt es nur Verlierer und Verletzte auf beiden Seiten“, stellte er kopfschüttelnd fest. 

Hinrich Jürgensen, Uwe Jessen und Christel Leiendecker bei der Feier auf Düppel Foto: Karin Riggelsen

Karin Brodersen, früher Schmedagger (Smedager) und heute Guderup auf Alsen (Als), war wegen Buk-Swienty nach Sonderburg gefahren. „Ich habe immer von dem 18. April gelesen und wollte schon immer mal bei der Veranstaltung dabei sein. Diesmal musste es sein, weil Tom Buk-Swienty kommt. Ich habe all seine Bücher gelesen.“

Karin Brodersen, Guderup Foto: Ilse Marie Jacobsen

Mit der Neugestaltung des Düppel-Tages sollte nicht zuletzt auch jungen Menschen die Kriegsgeschichte von 1864 nähergebracht werden. Die Schülerinnen und Schüler der beiden Gymnasien sowie der Sporthochschule IHS lauschten aufmerksam. Nur wenige schauten zwischendurch mal kurz auf ihr Handy.

„Dann würde ich mir die Bücher meines Großvaters ausleihen“

Der Gymnasiastin Xenia Christensen von der Staatsschule gefiel besonders die Musik, aber auch der brutale Ausschnitt des Spielfilms. „Hätten sie nur geredet, dann wäre das vielleicht etwas langweilig geworden“, stellte sie fest. Auf die Frage, ob sie nun mehr über die Schlacht 1864 erfahren möchte, antwortete sie: „Vielleicht. Aber dann würde ich mir die Bücher meines Großvaters ausleihen.“

Jung und Alt saßen über Mittag in der Sonderburger Freiheitshalle. Foto: Karin Riggelsen
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