Leserbrief

„Hitler-Himmler-Best “

Hitler-Himmler-Best

Hitler-Himmler-Best

Peter Brix
Harrislee/Harreslev
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Siegfried Matlok fühle sich von einer als Leserbrief veröffentlichten Kritik an seinem Buch „Dänemark in Hitlers Hand“ zu Unrecht „persönlich verunglimpft“ – das meint unser Leser Peter Brix. Das Schreiben von Jutta Kristensson bezeichnet er als „sachliche Kritik“ und fügt mögliche Gründe für „fachliche Mängel“ in dem Buch an.

Am 3.3.2022 erschien im Nordschleswiger ein Leserbrief von Dr. Jutta Kristensson zu dem Buch „Dänemark in Hitlers Hand“ von 1988,
Herausgeber Siegfried Matlok.

 

In einem Leserbrief „Best-Hitler-Himmler“ vom 9.3.2022 betrachtet Matlok den Leserbrief als Angriff gegen seine Person.

 

Den Leserbrief von Dr. Jutta Kristensson lese ich als sachliche Kritik am Buch von 1988. Es ist mir seit damals bekannt und kürzlich habe ich mich wieder mit dem Buch beschäftigt. Ob ich die Kritik angemessen finde, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Aber Matlok wird im Leserbrief nicht persönlich verunglimpft. Das ist meine Beurteilung.

Das Buch ist so strukturiert, dass Dr. Best (geb. 1903 – gest. 1989) der Verfasser von 165 Seiten der gut 200 Textseiten ist.

Der Herausgeber kommentiert im Vorwort auf fünf Seiten und trägt mit retrospektiven Interviews der Hauptperson bei, deren Zeitpunkt leider unbekannt ist. Als eine kritische Darstellung von Dr. Best kann das Buch somit kaum bewertet werden, es informiert eher aus der Sicht von Dr. Best als Reichsbevollmächtigter über die Zeit 5.11.1942-5.5.1945.

Wie ist Dr. Best in die Hierarchie der SS einzuordnen?

Dr. Best wurde 1944 SS-Obergruppenführer, bis 1942 der höchste Generalsrang der SS und war damit unmittelbar Reichsführer-SS Heinrich Himmler unterstellt. Die Machthierarchie lässt sich folglich so darstellen: „Hitler-Himmler-Best“.   

Der Leiter der Wannsee Konferenz, Reinhard Heydrich, war als SS-Obergruppenführer ein ranggleicher Kollege von Dr. Best.

Die schrecklichen Verbrechen der SS gegen die Menschlichkeit im Kriege 1939-1945 sind auf die Befehle der SS-Obergruppenführer zurückzuführen. Das sollte auch die Grundlage für die Bewertung jeder der etwa 100 SS-Obergruppenführer des Deutschen Reiches bis 1945 sein. Sie werden nur durch „hervorragende Leistungen“ im Sinne des verbrecherischen Regimes in diese Spitzenposition gekommen sein. 

Ich möchte bei der Beurteilung des Buches auf folgende Problematik der regionalen Geschichtsschreibung aufmerksam machen.  

Wir haben in der Deutung der Geschichte eine Schieflage. Bezeichnend hierfür ist auch die Kritik am Buch über Dr. Best in Jyllands-Posten vom 11.12.1988. Dort wird das Buch unter der Überschrift „Intet nyt fra Best-fronten“ geradezu zerfetzt.

Ich hatte mir den Artikel damals aus der Zeitung ausgeschnitten. Mit erheblichen öffentlichen Mitteln hat der dänische Staat die historische Deutungshoheit gewonnen und aus jener Sicht werden spätere Generationen die Geschichte einordnen. Dies ist keine Kritik an der fachlichen Qualität dänischer historischer Bücher, aber für gewisse Themen fehlt eben die Motivation. Die Bücher sind überwiegend von staatlichen Angestellten geschrieben.

Für entsprechende Bücher aus deutscher Sicht stehen kaum Mittel zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund könnte man einen Dank aussprechen, dass es das Buch von 1988 überhaupt gibt. Fachliche Mängel erklären sich aus meiner Sicht aus dem Mangel an Ressourcen und nicht aus einer vorsätzlichen Orientierung des Herausgebers, wie Matlok die Kritik von Frau Dr. Kristensson auffasst. Den staatlichen Archiven und Museen in Dänemark stehen Mittel in ganz anderen Größenordnungen zur Verfügung. Über das Leben des Dr. Best kann man sich heute im Netz besser informieren. Aber das soll für ein Buch von 1988 nicht der Maßstab sein.


M.Sc. Peter Brix
Himmernbogen 28
D-24955 Harrislee

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