Leserbrief

„Matlok und Dr. Best in Dänemark“

Matlok und Dr. Best in Dänemark

Matlok und Dr. Best in Dänemark

Jutta Kristensson
Schwentinental
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Unserer Leserin Jutta Kristensson sträuben sich bei der Lektüre des Buches „Dänemark in Hitlers Hand“ die Nackenhaare – angesichts der unwidersprochenen Rechtfertigungen des Nazis Werner Best, den Matlok unkommentiert lügen lasse. Sie zeigt sich misstrauisch, ob Matlok bei einem Vortrag in Kürze nicht „eine ähnliche Schieflage“ inszenieren werde.

Eine Telefonzelle bei Gravenstein brachte es an den Tag: dort fand ich im Januar dieses Jahres das Buch „Dänemark in Hitlers Hand“, Hrsg. Siegfried Matlok, Husum Verlag 1988.

Neugierig blätterte ich, und je mehr ich blätterte, desto mehr sträubten sich mir die Nackenhaare – und desto mehr wunderte ich mich.

Der Titel suggeriert eine Form umfassender Darstellung dieser Zeit der deutschen Besatzung. Es folgen jedoch Dokumente aus der Besatzungszeit und „wertvolle persönliche Studien“ des deutschen Statthalters in Dänemark. Und ein Interview, in dem sich Best unwidersprochen und unkommentiert rechtfertigt.

Eine juristische oder moralische Anklage lehnt er ab, Reue, Schuldeingeständnis sucht man vergeblich. Der Angriff auf Dänemark wird unwidersprochen gerechtfertigt. So geht das nicht, Herr Matlok!

Unbedarfte Leser könnten den Eindruck gewinnen, hier war Holocaust-Light am Werke, denn er wies die Polizisten ja an, bei Abholung der verfolgten Juden doch bitte nicht die Türen einzutreten. Zynismus und Menschenverachtung pur!

Der dänische Politiker Scavenius nannte ihn vor und nach 45 „Freund“; leider fehlen Dokumente derer, die Best eher weniger als Freund, denn als Bedrohung und Todesbedrohung gesehen haben.

Die Selbstmorde der verfolgten Juden, die erschossenen Fischer, die Juden bei der Flucht geholfen haben und nicht zuletzt all die dänischen Widerständler. Ich erinnere an den grandiosen Film „Flammen og Citronen“ („Tage des Zorns“).

Im Interview lügt Best unwidersprochen, dass er nach 43 in Dänemark geblieben sei, damit nicht „noch mehr Porzellan zerschlagen“ werde. Bests Lebensdaten (S. 208 -209) sind äußerst unvollständig. Es fehlen alle Informationen über seine Initiativen als Personalchef der Gestapo , die Konzeption und erstmalige Aufstellung sogenannter Einsatztruppen (Ermordung der Juden in eroberten Gebieten), seine Ideen zur Enteignung französischer Juden als hoher Offizier der Wehrmacht im besetzten Frankreich, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Mann hat so viel „Dreck am Stecken“, dass es einen gruselt. Und bei Matlok darf er sich als netter Freund der Dänen darstellen.

Irritierend sind auch die fehlenden Fußnoten, die einseitige Quellenauswahl, die  mangelnde Kommentierung und historische Einordnung dieser Nazigröße, die unermüdlich dafür gesorgt hat, in einem Terrorsystem für Angst und Schrecken zu sorgen.

Es bleibt zu hoffen, dass Herr Matlok am 11. bis 13. März keine ähnliche Schieflage inszeniert bei einer Veranstaltung in Sankelmark mit dem Titel „Nordeuropa und Deutschland im Zweiten Weltkrieg“. Hier möchte Matlok Friedrich Wilhelm Lübke offenbar als Retter der dänischen Juden anpreisen. Ich werde misstrauisch ..., zumal sein Buch „Danmark i Hitlers Hånd“ im Programm der Akademie noch jetzt als „dänischer Bestseller“ beworben wird.

Vielleicht gelingt es irgendwann einmal, in einem „Nebensatz“ in würdiger Form auf die Opfer hinzuweisen, zum Beispiel die über 100 Grenzgendarmen, die im Verlaufe des Krieges durch deutsche Hand ihr Leben ließen (Sonderburg, Deutsches Museum).

 

Mit kritischen Grüßen,

 

Dr. Jutta Kristensson, Schwentinental

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