Kultur

So hat Corona die Museen in Nordschleswig verändert

So hat Corona die Museen in Nordschleswig verändert

So hat Corona die Museen in Nordschleswig verändert

Judith Reicherzer
Judith Reicherzer
Apenrade/Aabenraa
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Ausstellung Angst
Die Sonderausstellung „Angst", ist noch bis Oktober im Kunst- und Kultrhistorsichem Museum in Tondern (Tønder) zu sehen. Foto: Judith Reicherzer

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Kulturelle Einrichtungen wie Museen waren stark von der Corona-Pandemie und besonders von den Lockdowns betroffen. Der Sommer 2022 zog endlich wieder viele Touristinnen und Touristen nach Nordschleswig, und das war Anlass für den „Nordschleswiger“, bei verschiedenen Museen vorbeizuschauen und sich nach der aktuellen Lage zu erkundigen.

Digitales Angebot, Spracherweiterungen, neue Kunst: Die Coronazeit hat die Museen in Nordschleswig nachhaltig beeinflusst. Die kulturellen Einrichtungen in Dänemark waren von drei Lockdowns betroffen. Im September 2021 wurden alle Beschränkungen für diese und ganz Dänemark, die mit der Pandemie einhergingen, aufgehoben.

Zahl der Besuchenden 

Die Corona-Pandemie hat nicht zuletzt durch die Schließungen Schneisen in die Besuchsstatistik geschnitten. 

Interessant ist, wie die Tabelle zeigt, dass die Zahlen insbesondere 2021 niedrig waren. Die Zahlen des Kunst- und Kulturhistorischen Museums Tondern (Tønder) haben sich von vor Corona 2019 im Jahr 2021 fast halbiert. Museumsmitarbeiterin Eva Dahlmann berichtet, dass sie im Sommer 2022 endlich wieder mit den Zahlen zufrieden sind. Eine offizielle Statistik von Danmarks Statistik liegt derzeit noch nicht vor. 

Verändert hatte sich auch das Besuchspublikum, da keine Urlauberinnen und Urlauber einreisen konnten. Es waren die Däninnen und Dänen selbst, die die Museen im eigenen Land für sich entdeckten. 

„Wir haben eigentlich ein internationales Publikum, aber in Zeiten der Einreisebeschränkungen kamen fast ausschließlich Däninnen und Dänen“, sagt die Museumsmitarbeiterin im Schloss Sonderburg (Sønderborg), Manuela Diercks-Misch. 

Einige Museen sehen trotz des nach eigenen Aussagen positiven Sommers noch Potenzial, das betrifft auch die Besuchenden aus Deutschland. Das Fröslev-Lager wünscht sich zum Beispiel mehr Kooperationen mit deutschen Schulen auf beiden Seiten der Grenze.

Digitales Angebot

Im Gegensatz zu Deutschland konnten die Museen in Dänemark schnell wieder zu den gewöhnlichen Öffnungszeiten zurückkehren. Dennoch wurden in Dänemark digitale Neuerungen in Angriff genommen.

Die Schließungen, so das Magazin „Danske Museer“, hat dazu beigetragen, die Möglichkeiten, die die digitalen Medien und Sammlungen haben, auszuweiten, und viele Einrichtungen sind mit neuen digitalen Fähigkeiten aus der Pandemie herausgegangen.

In Nordschleswig hat beispielsweise der Museumsverbund Museum Sønderjylland, bestehend aus zehn Museen, ein digitales dänisches Magazin ins Leben gerufen, das über das Programm und die aktuellen Ausstellungen berichtet. Die zweite Ausgabe für die Monate Juli bis September 2022 ist unter www.msj.dk abrufbar. 

Das Kunst- und Kulturhistorische Museum Tondern verkauft jetzt digitale Tickets, die bequem von zu Hause erwerbbar sind. „Die Idee stand schon lange im Raum, aber durch die Pandemie konnten wir unser Vorhaben nun verwirklichen“, sagt Museumsmitarbeiterin Eva Dahlmann. 

Ausstellung Angst
Unter den Ausstellungsstücken sind auch lustige Motive: Lange Haarpracht, weil die Friseurläden von den Lockdowns betroffen waren. Foto: Judith Reicherzer

Corona-Kunst 

Im Kunst- und Kulturhistorischem Museum in Tondern findet die Corona-Pandemie im Rahmen der Sonderausstellung „Angst“ Ausdruck. Der Künstler Niels Pugholm hat Krüge mit Motiven aus der Pandemiezeit bemalt, die zarten Krüge mit Pastellfarben überraschen, denn die Motive zeigen Corona-Tests, -Impfungen, -Masken, dänische Fernsehansprachen zu Pandemiezeiten und vieles mehr. Wer die Kunstwerke selbst bestaunen möchte, hat noch bis einschließlich Oktober Zeit.

Spracherweiterung

Das Brundlund Museum in Apenrade nutzte die Zeit der Schließungen, um die Museumsausstellung mit deutschen Texten zu ergänzen, denn zuvor war die Ausstellung nur auf Dänisch und Englisch. „Wir haben sehr viele Touristinnen und Touristen aus Deutschland und leben in einer Grenzregion, die Erweiterung war überfällig“, sagt Museumsmitarbeiterin Luise Beltoft. 

Brundlund Schloss
Das Brundlund Schloss erweiterte seine Ausstellung um eine weitere Sprache: Deutsch. Foto: Judith Reicherzer

Bilanz

Die Museen sind erleichtert, dass sich der Betrieb wieder normalisiert hat und sich die Besuchszahlen, was die eigene Erfassung zeigt, erholt haben. Positive Nebeneffekte der Pandemie waren die Erweiterung um digitale Angebote, Corona-Kunst und im Brundlund Museum die Ergänzung um deutsche Ausstellungstexte.

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Kirsten Bachmann