Kultur

Sonderausstellung „Angst“ lässt frösteln

Sonderausstellung „Angst“ lässt frösteln

Sonderausstellung „Angst“ lässt frösteln

Tondern/Tønder
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Die Corona-Krüge von Niels Pugholm sind Teil der Sonderausstellung „Angst" im Tonderner Kunstmuseum. Foto: Helge Möller

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Installationen der Sonderausstellung „Angst“ im Kunstmuseum Tondern schaffen es, die Besucherinnen und Besucher frösteln zu lassen, indem sie zeigen, was Angst macht: Krankheit, Krieg und Katastrophen. Immerhin: Die Werke weisen darauf hin, dass die Besucherinnen und Besucher mit ihren individuellen Befürchtungen nicht allein sind.

Dass sich Sommerhitze derzeit im Kunstmuseum Tondern gut ertragen lässt, liegt nicht nur am Raumklima, sondern auch an der Sonderausstellung „Angst“, die noch bis in den Oktober dort zu sehen ist. Besonders die Installation des dänisch-österreichischen Künstlerkollektivs Signa mit dem Namen „An einem Himmel vorbei“ lässt einem einen Schauer über den Rücken fahren. In einem großen Raum voller weißer Feldbetten sind Puppen in Brautkleidern platziert, deren Gesichter durch den Brautschleier verdeckt werden. Plastiktüten voller Wäsche verstärken den Eindruck eines Lagers, errichtet, weil Menschen vor Katastrophen, Kriegen, wirtschaftlicher Not flüchten – das bleibt unklar. 

Wie Museumskurator Rune Finseth schreibt, setzt sich die Ausstellung mit der gegenwärtigen Unsicherheit auseinander, hervorgerufen durch Krieg, Klimakrise, Migration und Corona-Pandemie.

Die Installation der Künstergruppe Signa lässt einen frösteln. Foto: Helge Möller

An sechs Orten innerhalb des Museums sind die Kunstwerke untergebracht. Besucherinnen und Besucher gehen nach dem Lösen des Tickets in Richtung Cafeteria und durchschreiten einen mit Plastikstreifen verhängten Durchgang, hinter dem, in verschiedenen Räumen, sich der überwiegende Teil der Exponate der Sonderausstellung verbirgt. Neben der bereits erwähnten Installation des Künsterkollektivs Signa, die aufgrund ihrer Größe und der Details ein wenig Zeit erfordert (und den Willen, sich auf die gespenstische Atmosphäre einzulassen), kommen in den anderen, kleineren Räumen, Installationen unserer Zeit mit älteren Werken zusammen.
 

Ein Globus aus künstlichem Afrohaar der Künstlerin Jeanette Ehlers Foto: Helge Möller

Jeanette Ehlers Werk „We're magic. We‘re real #2“ sticht in Raum 3 ins Auge, ein Globus mit einem Durchmesser von zwei Metern aus synthetischem Afrohaar dreht sich in einem scheinbar goldenen Universum. Das Thema Angst und Faszination des Fremden nehmen auch ältere Werke auf. Etwa durch ein Gemälde von Jens Juel von etwa 1790 oder durch Melchior Lorcks Holzschnitte  aus den Jahren 1555 bis 1559. In Raum 4, genau hinter dem Vorhang aus Plastikstreifen, erwartet die Besucherinnen und Besucher die Plastik „Onset of Fever“, von Miriam Kongstad, die ebenfalls frösteln lässt, da sie es versteht, Schmerz und Krankheit sichtbar zu machen. Auch hier umrahmen Werke anderer Künstlerinnen und Künstler die Installation. 

 

Miriam Kongstad stellt Schmerz und die Angst plastisch dar. Foto: Helge Möller

Niels Pugholm greift im obersten Stockwerk des Wasserturms ein aktuelles Thema auf: die Corona-Pandemie, die der Künstler mithilfe von Tonkrügen ins Gedächtnis ruft. Die Krüge sind Teil einer Installation und zeigen Motive, die sich ins Bewusstsein der Menschen eingeprägt haben – Spritzen, Mundschutz, die außer Form geratenen Frisuren sowie die Pressekonferenzen, auf denen Einschränkungen angekündigt oder später auch aufgehoben wurden.

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