Analyse

SP Hadersleben schießt übers Ziel hinaus

SP Hadersleben schießt übers Ziel hinaus

SP Hadersleben schießt übers Ziel hinaus

Hadersleben/Haderslev
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Carsten Leth Schmidt zieht nach der Kommunalwahl eine positive Bilanz. Zu Recht. Nach der Wahl ist vor der Wahl, das weiß auch der Politiker, der sich seiner neuen Verantwortung durchaus bewusst zeigt. Foto: Ute Levisen

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Die Schleswigsche Partei in der Großkommune Hadersleben ist bei der Kommunalwahl weit über ihr gestecktes Planziel hinausgeschossen. Das Kandidaten-Team kann stolz auf sich sein. Nie zuvor war der politische Einfluss in der Kommune größer: Das verpflichtet.

Die Konstituierungs-Vereinbarung ist in trockenen Tüchern – die politischen Ämter vergeben. Die Schleswigsche Partei (SP) in der Großkommune hat – man darf es ohne Übertreibung so formulieren – politisch ordentlich „abgesahnt“. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes über ihr Ziel hinausgeschossen! Nie zuvor war der Einfluss der Partei der deutschen Minderheit in der Großkommune Hadersleben größer.

SP-Wünsche erfüllt

Spitzenkandidat Carsten Leth Schmidt und sein Team können daher stolz auf sich sein. Leth Schmidt erhält seinen „Traumposten“, den Vorsitz im Technischen Ausschuss, der fürder die Bezeichnung Klima und Umwelt trägt. Mehr noch: Auch ein Sitz im Finanzausschuss, dem einflussreichsten Ausschuss des Kommunalparlaments, ist ihm sicher. Ebenso eine Repräsentation im Arbeitsmarktausschuss.

Parteiübergreifender Koordinierungsausschuss

Darüber hinaus soll ein Koordinierungsausschuss, in dem alle Parteien vertreten sind, in Zukunft dafür sorgen, dass die Politikerinnen und Politiker im Rat mit Blick auf die Tagesordnung auf Tuchfühlung bleiben. Nicht zuletzt darf erwähnt werden, dass die Gespräche des designierten Bürgermeisters Mads Skau (Venstre) mit den Parteien des linken Flügels mit Blick auf eine breite Zusammenarbeit andauern, ebenfalls ein ausdrücklicher Wunsch der SP.

In wenigen Wochen nimmt der neue Kommunalvorstand seine Arbeit im Rathaus auf. Foto: Ute Levisen

Politische Kamikaze-Mission

Kein Wunder, dass Carsten Leth Schmidt sein „Glück“ fast einen Monat nach der Wahl nicht so recht fassen kann. Kurz vor der Wahl hatte der erklärte Befürworter der Energiewende wieder einmal eine Bresche für regenerative Energiequellen in Hadersleben geschlagen ­ – und dies in der „Höhle des Löwen“ – dort, wo der Widerstand am größten ist. Leth plädiert – nicht zum ersten Mal – für einen modernen Windpark in Kastrup-Thiset-Enge und einen Solarpark bei Skrydstrup. Mit einer Charme-Offensive im Wahlkampf hatte dies wenig zu tun.

Fast alle Parteien in Deckung

Es war eine SP-Initiative, die politische Beobachter, aber auch Ratskollegen als regelrechte Kamikaze-Aktion im Wahlkampf interpretierten. Die wenigsten Parteien hatten Leths Einladung zu einer Wahlveranstaltung in Gramm angenommen und waren stattdessen, wohl wissend um den Widerstand in der Bevölkerung vor Ort, wenige Tage vor der Wahl in politische Deckung gegangen.

Mirjam Fibiger Olesen (links) trennten gerade einmal 22 Stimmen von einem Mandat. Niemand hatte damit gerechnet, dass es derart knapp für ein zweites Bündnis-Mandat werden könnte. Foto: Ute Levisen

Tacheles zu reden, lohnt sich

Analysiert man das Wahlergebnis, zahlt es sich aus, Tacheles zu reden – und zwar vor einer Wahl und nicht im Nachhinein. Die sogenannte Kamikaze-Mission erwies sich als Erfolg: Bei der Kommunalwahl im November erhielt die SP gerade aus der Region um Kastrup, Gramm und Thiset Stimmenzuwächse im Vergleich zur Wahl 2017.

Erfolgreiche Allianz

Die Haderslebener SP und ihre Bündnispartner von den Christendemokraten und Die Alternative können somit eine erstaunliche Bilanz ziehen: Zum einen hat die SP ihr Ziel, das Direktmandat zu bewahren, erreicht – zum anderen hat das Wahlbündnis um gerade einmal 22 Stimmen das zweite Mandat für die Spitzenkandidatin der Christendemokraten, Mirjam Fibiger Olesen, haarscharf verfehlt.
Olesen war mit 386 persönlichen Stimmen ein beachtlicher Erfolg beschert – erst recht, wenn man bedenkt, dass sie eine politische Newcomerin ist. Dass es derart knapp werden könnte, davon hätten wohl die wenigsten zu träumen gewagt. Nicht zuletzt hat Mogens Rerup (244 Stimmen) von Die Alternative mit seiner persönlichen Stimmenzahl zum unerwarteten Erfolg des Wahlbündnisses beigetragen.

Dieser Erfolg und der neue politische Einfluss der SP verpflichten. Mehr denn je. Leth Schmidt hat schon mal die Ärmel hochgekrempelt: Herausforderungen gibt es zuhauf. Aber als Bio-Bauer ist er es gewohnt, Probleme an der Wurzel zu packen.

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