Stadtentwicklung

„Alles eine Frage der Gewohnheit“

„Alles eine Frage der Gewohnheit“

„Alles eine Frage der Gewohnheit“

Hadersleben/Haderslev
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Nicht alle sind von der Verkehrsregulierung angetan. Foto: Ute Levisen

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Ein Pilotversuch in der Woyenser Innenstadt sorgt für Kopfschütteln unter den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Seit Ende August sind einige Seitenstraßen teilgesperrt, um die viel befahrene Vestergade zu entlasten. Nicht alle sind von diesem Pilotprojekt begeistert. „Es ist auch eine Frage der Gewohnheit", verlautet seitens Forum Vojens.

In den sozialen Netzwerken von Woyens herrscht Aufruhr: Seit Ende August hat die Kommune Hadersleben Seitenstraßen der Vestergade zum Teil gesperrt. Der Autoverkehr fließt indes weiter: „Nicht alle halten sich an die Neuregelung“, sagt ein Passant an diesem Vormittag kopfschüttelnd: „Und überhaupt – wer soll diesen Unsinn bezahlen? An dieser Absperrung komme ich nicht einmal mit meinem Fahrrad durch, ohne mit meinem Seitenspiegel anzuecken.“

Blumenbeete mit Baumstämmen

Ein Grund sind die riesigen, mit Baumstämmen umrandeten Blumenbeete, die seit Kurzem jeweils eine Fahrbahn der kleinen Seitenstraßen zieren: „Ich finde sie ganz nett“, sagt eine weitere Passantin, die an diesem Vormittag mit dem Fahrrad unterwegs ist. Um in die kleine Seitenstraße mit Blumenbeet abzubiegen, steigt sie vom Rad. Vorsichtshalber.

Das Radeln ist nicht einfacher geworden. Foto: Ute Levisen

Sportlich auf der Vestergade unterwegs

Auf der Straße steht es somit in Sachen Bürgermeinung 50:50. Allerdings sind an diesem Vormittag kaum Leute auf der Vestergade per pedes oder auf dem Rad unterwegs. Dafür herrscht reger Autoverkehr – nach wie vor. Und, darin sind sich beide Passanten einig, die Autos fahren zu schnell. In Woyens, wo der Speedway-Sport zu Hause ist, sind zu viele Autofahrerinnen und -fahrer „sportlich“ auf Achse.

„Es ist eine Frage der Gewohnheit, aufs Rad umzusteigen", sagt Karl Posselt. Der Vorsitzende des Stadtentwicklungsrates Forum Vojens ist selbst häufig auf dem Rad unterwegs: „Gelänge es, einen Teil des Verkehrs umzuleiten und mehr Menschen zu bewegen, das Rad zu nehmen, wäre einiges gewonnen."

Dafür gibt es seit dem Wochenende noch bessere Möglichkeiten – dank eines neuen Pfades, mit dem Ehrenamtliche das bestehende Wegenetz von Woyens – vom Dyssebakken über den Spætmejsevej bis zum Fuglehaven – erweitert haben: Jetzt gibt es für Radler und Fußgänger einen direkten Weg zur Innenstadt – „und dieser ist wesentlich kürzer als die beste Abkürzung", so der Vorsitzende.

 

Am Donnerstag findet eine Einweihungsfeier für die Anlagen statt. Foto: Ute Levisen

Teststadt für eine lebendige Ortsmitte

Die Kommune Hadersleben und das ehrenamtlich arbeitende Stadtentwicklungsgremium Forum Vojens versuchen sich unterdessen an der temporären Verkehrsregulierung. Hintergrund ist der Umstand, dass Woyens zur „Teststadt“ für eine lebendige Ortsmitte erkoren worden ist. Die Maßnahmen werden aus dem für die Testphase zur Verfügung gestellten Mitteln finanziert.  

Seinem Status als Teststadt hat es Woyens auch zu verdanken, dass in dem Bahnhofsgebäude ein Versuch gestartet wird: „Nächster Halt" heißt das Projekt des Herbstes. Ziel ist es, Leben in das Gebäude zu bringen.

„Gute Ideen sind gefragt", sagt Karl Posselt. Auch sei es möglich, das Gebäude für Veranstaltungen von der Kommune Hadersleben zu mieten.

Einige empfinden sie als Hindernis, andere als ansprechend: die Blumenbeete, die eine der beiden Fahrbahnen der kleinen Seitenstraßen blockieren. Foto: Ute Levisen

Unmut in den sozialen Netzwerken

In den sozialen Netzwerken der alten Bahnhofsstadt findet der Versuch einer Verkehrsregulierung auf der Vestergade nur wenige Fürsprecher. Dort ist der Unmut groß, zumal Schulkinder, so ein häufiges Argument, auf die Nebenstraßen ausweichen müssten, wo sie sich wiederum die engen Straßen jetzt auch mit dem dort zunehmenden Autoverkehr teilen.

Ein Argument der Gegner ist, dass man der überschaubaren Anzahl von Geschäften, die an der Vestergade bislang überlebt haben, mit derlei Maßnahmen den Todesstoß versetze.

Leerstand von Geschäftsräumen prägt die Vestergade in Woyens. Der Versuch, sagen Skeptiker, mache alles nur noch schlimmer. Foto: Ute Levisen

Es ist ein Dilemma, unter dem Woyens seit Jahren leidet und dem die zuständigen Planungsgremien mit diesem Testlauf beikommen möchten. Stimmen werden laut, die gesamte Vestergade mit verkehrsberuhigenden Anlagen zu versehen. Der Versuch, so der Tenor der Fürsprachen, solle seine Chance haben.

Die vorläufige Verkehrsregulierung währt bis Ende September und soll anschließend, unter anderem durch Anhörung der Bevölkerung, ausgewertet werden.

Lebendige Ortsmitte

Am Donnerstag, 15. September, lädt die Kommune ab 14.30 Uhr zur Einweihung der Blumenanlagen an der Vestergade/Allégade ein. Zugleich stellt sie die Ausstellung „Stadtporträts" vor.

Das ist das Programm

14.30 Uhr: Eröffnung des temporären Stadtraums, Begrüßung und Reden

15.30 Uhr: Die große Kuchentafel

16.30 Uhr: Präsentation der Ausstellung Stadtporträts

17 Uhr: Petanque und Königsspiel

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