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Domorganist: „Orgelspielen lernt man nicht einfach so“

Domorganist: „Orgelspielen lernt man nicht einfach so“

Domorganist: „Orgelspielen lernt man nicht einfach so“

Hadersleben/Haderslev
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Seit November 2011 ist Henrik Skærbæk Jespersen Domorganist in Hadersleben. Foto: Annika Zepke

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Eine Orgelkonzert-Reihe lockt diesen Sommer viele Besucherinnen und Besucher in den Dom zu Hadersleben. Doch wie wird man eigentlich Organist oder Organistin, und was gibt es beim Spielen des Pfeifeninstruments zu beachten? Das verrät Domorganist Henrik Skærbæk Jespersen im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Es ist mittlerweile eine feste Tradition: Der Sommer steht in Hadersleben im Zeichen des Orgelspiels. Im Juli und August veranstaltet die Haderslebener Domgemeinde jeden Freitagnachmittag ein kostenloses Konzert mit Orgelmusik im Dom zu Hadersleben.

„Der Nordschleswiger“ hat das zum Anlass genommen, sich der „Königin der Instrumente“ und der Kunst des Orgelspielens zu widmen – immerhin sind Orgelbau und Orgelmusik in Deutschland von der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt worden.

Per Zufall zum Orgelspiel

Einer, der das Instrument beherrscht wie kaum jemand anderes in der Kommune Hadersleben, ist Henrik Skærbæk Jespersen. Seit 2007 begleitet der am westjütischen Musikkonservatorium in Esbjerg ausgebildete Musiker die Gottesdienste der Haderslebener Domgemeinde an der Orgel. 2011 wurde er sogar zum Domorganisten befördert.

Das Orgelspiel ist eine komplizierte Angelegenheit, weiß der Domorganist aus Erfahrung. Seinen Schülerinnen und Schülern rät er daher vor allem eines: üben, üben, üben. Foto: Annika Zepke

Dabei sei er eigentlich nur durch einen Zufall zum Orgelspiel gekommen, verrät Skærbæk Jespersen: „Ich habe erst mit 17 angefangen, Orgel zu spielen. Damals fehlte in meiner Kirchengemeinde ein Organist. Ich hatte bis dato nur Klavier gespielt, wurde aber trotzdem gefragt, ob ich die Gottesdienste begleiten könnte. Das war ein schöner Nebenjob für mich.“

Talent allein reich nicht

Aus dem anfänglichen Nebenverdienst ist inzwischen eine eindrucksvolle Karriere geworden: Henrik Skærbæk Jespersen begleitet nicht nur seit vielen Jahren die Gottesdienste in Hadersleben an der Orgel und gibt Solokonzerte im In- und Ausland, sondern unterrichtet auch Nachwuchs-Organistinnen und -Organisten.

„Es gibt nicht viele, die das Interesse und vor allem die Motivation aufbringen, das Instrument zu erlernen“, erklärt der Domorganist.

Das Spiel auf der Orgel zu beherrschen sei schwer, erfordere viel Ausdauer und noch mehr Fleiß. „Man muss wirklich gerne spielen und es lieben, viel zu üben. Orgelspielen lernt man nicht einfach so“, meint Skærbæk Jespersen.

Am kommenden Freitag spielt Henrik Skærbæk Jespersen ein Konzert auf der Hauptorgel im Dom zu Hadersleben. Das Pfeifeninstrument ist die viertgrößte Kirchenorgel in Dänemark (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

Schließlich gilt es über Tasten, Pedale und zahlreiche Register teilweise mehrere Tausend Orgelpfeifen zu bedienen. Für Musikeinsteigerinnen und -einsteiger sei das Instrument daher nicht geeignet, so der studierte Kirchenmusiker: „Am besten lernt man vorher erst einmal Klavier spielen.“

Mangelware

Dass es in vielen Kirchengemeinden an Organistinnen und Organisten mangelt, verwundert somit nicht. Henrik Skærbæk Jespersen sieht sich auch deshalb in der Pflicht, sein Wissen und seine Fertigkeiten auf dem Pfeifeninstrument an nachfolgende Generationen weiterzugeben.

Bis zu sechs Schülerinnen und Schüler hat er zwischenzeitlich unterrichtet. Mittlerweile habe er jedoch eine Art Warteliste für Interessierte einrichten müssen, gesteht der Domorganist: „Das ist natürlich etwas, was ich neben meinem eigentlichen Job organisieren muss.“

Über die Register werden mehrere Orgelpfeifen gleichzeitig bedient. Foto: Annika Zepke

Instrument mit Persönlichkeit

Zudem soll auch für eigene Konzerte noch Zeit bleiben – und die verlangen auch einem erfahrenen Organisten wie Henrik Skærbæk Jespersen viel Vorbereitungszeit ab: „Keine Orgel gleicht der anderen, jedes Instrument klingt unterschiedlich“, erklärt er.

Bevor man auf einer fremden Orgel ein Konzert geben könne, sollte man das Instrument erst einmal kennenlernen, erklärt der Domorganist: „Das ist wie beim Menschen, man muss sich erst anfreunden.“

Er selbst reise bei auswärtigen Konzerten daher meist einen Tag früher an, um sich mit der jeweiligen Orgel vertraut zu machen.

Konzert im Dom

Bei seinem nächsten Konzert bleibt ihm die Eingewöhnungsphase allerdings erspart. Im Rahmen der Orgelkonzert-Reihe im Dom greift Henrik Skærbæk Jespersen am kommenden Freitag zu einem Pfeifeninstrument, dessen Tasten, Pedale und Register ihm nur allzu vertraut sind: die imposante Hauptorgel am Westgiebel des Haderslebener Doms, die mit ihren 5.500 Pfeifen zu einer der größten des Landes zählt.

Beim Orgelspielen müssen die Musikerinnen und Musiker vollen Körpereinsatz zeigen: Während die Finger Tasten und Register bedienen, bespielen die Füße die Pedale. Foto: Annika Zepke

Zum Besten gibt er unter anderem Werke von Edward Elgar, Johann Sebastian Bach und César Franck. Letzterer zieht sich in diesem Jahr wie ein roter Faden durch die Konzerte der internationalen Organistinnen und Organisten, weil der französische Komponist im Dezember 200 Jahre alt geworden wäre.

Konzertbeginn am Freitag, 12. August, ist um 16.30 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

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