Umwelt

Verteidigung ignoriert PFAS-Auflagen in Skrydstrup

Verteidigung ignoriert PFAS-Auflagen in Skrydstrup

Verteidigung ignoriert PFAS-Auflagen in Skrydstrup

Hadersleben/Skrydstrup
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Die jahrelange Verwendung von PFAS-haltigem Löschschaum auf dem Militärflugplatz, aber auch auf dem Gelände der Behörde für Katastrophenschutz in Hadersleben ist eine Zeitbombe für die Trinkwasserreserven am Verteidigungsstandort Kommune Hadersleben. Foto: Ute Levisen

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Die dänische Verteidigung liegt im Clinch mit der Kommune Hadersleben. Die Behörde für Verteidigungseigentum weigert sich beharrlich, der Aufforderung nachzukommen, die Konzentration von PFAS auf dem Kampfjetstützpunkt in Skrydstrup zu messen. Der Vorsitzende des kommunalen Klimaausschusses reagiert brüskiert: „Die Verteidigung trägt eine gesellschaftliche Mitverantwortung.“

So geht das jetzt schon seit einem halben Jahr: Die Kommune Hadersleben belegt die dänische Verteidigung mit der Auflage, die Konzentration der Verunreinigung durch PFAS, kurz für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, auf dem Luftwaffenstützpunkt in Skrydstrup zu messen – und die dafür zuständige Behörde, „Forsvarets Ejendomsstyrelse“, sträubt sich. Mehr noch: Sie klagte bereits im vergangenen Sommer gegen die kommunale Auflage bei der Beschwerdekammer für Umwelt und Lebensmittel, „Miljø- og Fødevareklagenævnet“.

Klimachef reagiert verärgert

Der Vorsitzende des kommunalen Ausschusses für Technik und Klima, Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei (SP), reagiert verstimmt: „Hier geht es noch nicht einmal um die Beseitigung der Kontaminierung, sondern zunächst darum zu messen, wo genau die Kacke auf dem Areal des Stützpunktes am Dampfen ist!“

Carsten Leth Schmidt reagiert verärgert auf die Weigerung der Militärbehörde und bezeichnet deren Verhalten als inakzeptabel (Archivfoto). Foto: Ute Levisen

Kein Zutritt

Wegen der erhöhten Sicherheitsauflagen, die für Dänemarks einzigen Kampfjetstützpunkt gelten, haben die Fachleute der kommunalen Umweltabteilung dort keinen ungehinderten Zutritt. Die Fighter Wing Skrydstrup steht daher in der Pflicht.
Laut Leth Schmidt handelt es sich bei dem Messauftrag für die dänische Luftwaffe keineswegs um Raketenwissenschaft, sondern um eine überschaubare Aufgabe: „Jedes kleine Wasserwerk auf dem flachen Land nimmt solche Messungen vor. Es sollte daher auch für die dänische Verteidigung kein Problem sein.“

Willkommen heißt das Display an der Wache zum Militärstützpunkt in Skrydstrup. Die Umweltfachleute der Kommune haben dort keinen ungehinderten Zutritt. Foto: Ute Levisen

Begründung der Verteidigung: Mangelndes Fachwissen

„Danmarks Radio“ hat Akteneinsicht beantragt und kann berichten, dass das Amt für Verteidigungseigentum „Forsvarets Ejendomsstyrelse“ seine Weigerung in einer Antwort an den Sender folgendermaßen begründet: „Grundsätzlich sind wir zwar bestrebt, die Anweisungen der Kommune zu befolgen und an Untersuchungen sowie der Beseitigung von PFAS-Verunreinigungen mitzuarbeiten, aber unserer Meinung nach ist es mit dem derzeitigen Kenntnisstand und den gegenwärtigen Methoden nicht möglich, den aktuellen Auflagen gerecht zu werden.“
Eine Entscheidung der Beschwerdekammer soll Ende des Jahres fallen.

Als inakzeptabel bezeichnet der Ausschussvorsitzende das Vorgehen der Behörde: „Die Verteidigung trägt eine gesellschaftliche Mitverantwortung – erst recht, seitdem sich gezeigt hat, wie gefährlich diese Chemikalien für uns und unsere Umwelt sind. Je länger man mit Maßnahmen wartet, umso höher ist das Risiko – und umso teurer wird das Aufräumen.“

Peter Kofod verspricht, die Angelegenheit mit dem verteidigungspolitischen Sprecher seiner Partei zu erörtern. Foto: Ute Levisen

Haderslebener Parlamentarier: „Besorgniserregend“

Auch der Haderslebener Parlamentarier Peter Kofod, umweltpolitischer Sprecher der Dänischen Volkpartei (DF), sieht dringenden Handlungsbedarf: „PFAS ist überall in unserer Umwelt und wird uns wohl noch in Generationen beschäftigen. Ich bin überzeugt, dass man die Verteidigung um Messungen auf ihrem Gelände bitten darf.“
 

Entlang der dänischen Westküste hat die Umweltbehörde im vergangenen Sommer PFAS entdeckt – und davor gewarnt, mit Gischt in Kontakt zu kommen, da der Stoff im Verdacht steht, krebserregend zu sein. In den vergangenen sechs Monaten habe man den Kenntnisstand über die Risiken von PFAS ausbauen können. Nicht zuletzt deshalb bestehe dringender Handlungsbedarf, betont Carsten Leth Schmidt. Foto: Ute Levisen

Wenn beharrliches Bitten nicht hilft

„Ich werde die Angelegenheit mit unserem verteidigungspolitischen Sprecher erörtern“, verspricht der Folketingspolitiker.

Auf das angekündigte Verbot der dänischen Regierung von PFAS-haltigem Feuerlöschschäumen ab Sommer 2024 gibt Kofod nicht viel: „Das ist längst nicht weitreichend genug. Bei PFAS handelt es sich um eine globale Problemstellung, die wir in Zusammenarbeit mit der EU lösen müssen.“

 

PFAS – die Gefahr für Umwelt und Gesundheit

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) sind eine Klasse von synthetischen Chemikalien, die weitverbreitet in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden, darunter Textilien, Leder, Papier, Elektronik, Feuerlöscher und Nahrungsmittelverpackungen.
Diese Chemikalien haben lange Halbwertszeiten und sind daher schwer abbaubar, was zu einer weitreichenden Kontamination der Umwelt führt.
PFAS können negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, vor allem auf das menschliche Immun- und Hormonsystem sowie auf die Reproduktion. Überdies ist nachgewiesen worden, dass diese Stoffe krebserregend sein können.
Die dänische Regierung hat angekündigt, dass die Verwendung von PFAS-haltigen Feuerlöschschäumen ab Sommer 2024 verboten sein wird.
 

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