Umwelt und Natur

„PlastTrack“-Projekt der SDU soll Gefahren durch Mikroplastik untersuchen

„PlastTrack“-Projekt der SDU soll Gefahren durch Mikroplastik untersuchen

Mikroplastik im Meer: Projekt der SDU erforscht Gefahren

Sonderburg/Sønderborg
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Mikroplastik
Welche Auswirkungen Mikroplastik auf Mensch und Natur hat, soll ein Forschungsprojekt der SDU herausfinden. Foto: Sören Funk/Unsplash

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Noch ist weitgehend unerforscht, wo Mikroplastik in der Natur landet und wie gefährlich es für die Umwelt und den Menschen ist. Mit einem neuen Forschungsprojekt an der Süddänischen Universität (SDU) soll das untersucht werden – dank einer Millionenförderung durch das deutsch-dänische Interreg-Programm.

Jedes Jahr landen in Dänemark Tausende von Tonnen Mikroplastik im Meer. Niemand weiß genau, wo es landet und wie gefährlich es für die Umwelt und den Menschen ist. Das „PlastTrack“-Projekt an der Universität Süddänemark (SDU), das von Interreg Deutschland-Dänemark mit 1,8 Millionen Euro gefördert wird, soll das untersuchen und Instrumente zur Bekämpfung der hiesigen Plastikverschmutzung entwickeln.

Zum Hintergrund: Vor einem Jahr wurde zum ersten Mal Mikroplastik im menschlichen Blut gefunden. Nicht weniger als 80 Prozent von 22 Blutproben enthielten Rückstände von einer oder mehreren Arten von Plastik. Die Entdeckung der Forscherinnen und Forscher, die in der Fachzeitschrift „Environment International“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Partikel im Blut herumschwimmen und sich in den Organen anreichern können.

Mikroplastik ist sowohl ein globales als auch ein lokales Problem. Die Partikel wurden auf dem Gipfel des Mount Everest und auf dem Grund der tiefsten Ozeane gefunden. In der Ostsee wurde Mikroplastik in 28 Prozent aller beprobten Fische gefunden.

Nano-, Mikro-, Meso- und Makroplastik

Mikroplastik sind Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser unter fünf Millimetern. Unterschieden wird auch in Mesoplastik (5 bis 25 Millimeter) und Makroplastik (>25 Millimeter). Nanoplastik ist noch deutlich kleiner als Mikroplastik und hat Größen zwischen einem und 1000 Nanometern. 

Mikroplastik gelangt etwa über Kleidung, Farbstoffe und Autoreifen in die Umwelt. Auch bei der Zersetzung von größeren Plastikstücken in der Umwelt kann Mikroplastik entstehen.

Makroplastik
Meso- und Makroplastik, das am Strand von Vejers gesammelt wurde. Mikroplastik ist mit weniger als fünf Millimetern Durchmesser noch kleiner. Foto: Gerrit Hencke

„Es muss genau erforscht werden, wie sich Mikro- und Nanoplastik nicht nur auf die Natur, sondern auch auf unseren Körper auswirken. Gleichzeitig gibt es große Wissenslücken darüber, woher die Kunststoffe in den Ozeanen kommen, wie sie abgebaut werden und wo sie letztendlich landen“, sagt Professor Jacek Fiutowski vom Mads Clausen Institut der SDU. 

Der Forscher leitet das Projekt, bei dem auf der Grundlage von Wasserproben aus der Ostsee Instrumente entwickelt werden, die den Weg des Plastikmülls verfolgen und aufzeigen sollen, wie sich Kunststoffe in verschiedenen Umgebungen verändern und auf diese auswirken.

Jacek Fiutowski
Jacek Fiutowski leitet das Projekt. Foto: Syddansk Universitet

Eine Lkw-Ladung Plastik pro Minute landet im Meer

Ein wichtiger Bericht, den die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) 2019 veröffentlicht hat, kommt zu dem Schluss, dass winzige Plastikteilchen überall zu finden sind, und dass der Mensch sie täglich zu sich nimmt. Meerestiere halten Mikroplastik im Ozean fälschlicherweise für Nahrung, da es dem Plankton ähnelt.

„Wenn wir Meeresfrüchte essen, besteht daher die Gefahr, dass wir mit dem Essen auf unserem Teller auch Mikroplastik aufnehmen“, sagt Fiutowski.

Jedes Jahr gelangen 8 bis 15 Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere, was einem Lastwagen pro Minute entspricht. Diese Menge werde sich bis 2025 voraussichtlich verdoppeln, heißt es in der Pressemitteilung der SDU. Wenn sich die gegenwärtigen Trends in gleichem Maße fortsetzten, wird es bis 2050 mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren geben.

„Wir kennen weder die Abbaugeschwindigkeit von Kunststoffen in den Ozeanen noch haben wir ein umfassendes Verständnis davon, wie sich Kunststoffe auf die Meeresumwelt auswirken“, sagt der Projektleiter. Deshalb würden im Rahmen des „PlastTrack“-Projekts künftig auch Mikro- und Nanokunststoffe kartiert.

„Außerdem werden wir Methoden zur Probennahme entwickeln, die es uns ermöglichen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Plastikverschmutzung in der Region zu begrenzen“, sagt Fiutowski.

Der Forscher fügt hinzu, dass es auch darum geht, Testmethoden für neue Materialien zu entwickeln – etwa biologisch abbaubare Kunststoffe, die eine echte grüne Alternative zu den heute verwendeten Kunststoffen darstellen könnten.

Wir kennen weder die Abbaugeschwindigkeit von Kunststoffen in den Ozeanen noch haben wir ein umfassendes Verständnis davon, wie sich Kunststoffe auf die Meeresumwelt auswirken.

Professor Jacek Fiutowski vom Mads Clausen Institut der SDU

Fachleute von beiden Seiten der deutsch-dänischen Grenze

Es gibt viele Möglichkeiten, Kunststoffpartikel zu messen. Doch je kleiner die Kunststoffpartikel sind, desto mehr ähneln sie anderen Substanzen organischen Ursprungs, sodass sehr unterschiedliche Methoden zum Nachweis von Kunststoffen erforderlich sind. Aus diesem Grund bringt das Projekt eine Reihe von Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen Nanotechnologie, Ozeanografie, Bildgebung und Spektralanalyse zusammen.

„In den vergangenen Jahren haben wir in Sonderborg Kompetenzen und Instrumente für die chemische Charakterisierung aufgebaut. Ich freue mich, dass das Projekt uns nun die Möglichkeit gibt, diese Methoden in Zusammenarbeit mit unseren Kolleginnen und Kollegen im DAMBIC (Danish Molecular Biological Imaging Centre, Anm. d. Red.) in Odense anzuwenden und auf diese Weise Lösungen für die Plastikprobleme der Welt zu finden“, sagt Horst-Günter Rubahn, Professor und Leiter des Mads Clausen Instituts.

DTU-Studie: Mikroplastik landet nicht in der Nahrungskette

Erst Ende Februar veröffentlichte die Dänische Technische Universität (DTU) eine Studie, wonach die schädlichen Partikel sich nicht, wie befürchtet, in der Nahrungskette anhäufen

Unsere Forschung zeigt, dass sich in zehn Litern Wasser weniger als ein Plastikpartikel befindet. Es befinden sich darin Hunderttausend von biologischen Partikeln der gleichen Größe. Es ist also die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Tier Plastik frisst, unvorstellbar gering.

Torkel Gissel, Professor an der DTU

„Unsere Forschung zeigt, dass sich in zehn Litern Wasser weniger als ein Plastikpartikel befindet. Es befinden sich darin Hunderttausend von biologischen Partikeln der gleichen Größe. Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein Tier Plastik frisst, ist also unvorstellbar gering“, sagte Torkel Gissel, Professor an der DTU.

Die Forschenden an der DTU haben über Jahre hinweg das Vorkommen und den Umwelteffekt von Mikroplastik in den Gewässern erforscht. Studien bei Grönland und eine Forschungsfahrt von Dänemark in die Karibik haben die Ergebnisse bestätigt.

Torkel Gissel betont, dass Plastik in den Weltmeeren natürlich trotzdem ein globales Problem darstellten. „Aber es ist wichtig, die größten Umweltprobleme zuerst anzugehen. Und das sind große Stücke Plastik – das sogenannte Makroplastik –, das Vögel, Wale und andere Säugetiere bedroht.“

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