Umwelt

Nordschleswigs Förden: Sauerstoffmangel noch alarmierender als 2023

Nordschleswigs Förden: Sauerstoffmangel noch alarmierender als 2023

Nordschleswigs Förden: Sauerstoffmangel größer als 2023

Apenrade/Aabenraa
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Tote Meeresböden wie dieser sind längst keine Seltenheit mehr (Archivbild). Foto: Asger Ladefoged/Ritzau Scanpix

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Der Sauerstoffmangel war in den dänischen Gewässern im Jahr 2023 so ausgeprägt wie seit 21 Jahren nicht mehr. Aktuell ist die Lage laut einem neuen Bericht des „Nationalen Zentrums für Umwelt und Energie“ jedoch noch gravierender und dreimal so weit verbreitet wie im Vorjahr.

Die aktuelle Lage des Sauerstoffmangels in den dänischen Gewässern ist bereits alarmierend und könnte sich in den kommenden Wochen weiter verschärfen, wie der jüngste Bericht des DCE (Nationeles Zentrum für Umwelt und Energie) zeigt. Nach dem schlimmsten Sauerstoffmangel seit 21 Jahren im Jahr 2023 deutet alles darauf hin, dass die Situation in diesem Jahr noch kritischer wird.

Das „Nationalt Center for Miljø og Energi“ (DCE) berichtet jeden Spätsommer und -herbst über die Ausbreitung und Intensität des Sauerstoffmangels auf Basis von Messungen der Umweltschutzbehörde sowie Daten von Behörden aus Deutschland und Schweden.

Bereits im Mai wurden in verschiedenen Gewässern Sauerstoffmangelereignisse registriert. Dazu gehörten das Nübel Noor (Nybøl Nor), die Flensburger Förde (Flensborg Fjord), die Apenrader Förde (Aabenraa Fjord), der Limfjord und das Südfünische Inselmeer. 

Eine anhaltend heiße Sommerperiode mit wenig Wind hat die Situation weiter verschärft. Laut aktuellen Messungen ist die von Sauerstoffmangel betroffene Fläche in Dänemark inzwischen vergleichbar mit der Größe von Fünen (Fyn) und somit dreimal so groß wie zur gleichen Zeit im Vorjahr.

Die Karte zeigt mit roter Unterlegung, wo im August 2024 landesweit Sauerstoffmangel in dänischen Küstengewässern herrschte. Foto: DCE

Anfang August wurde an mehreren dieser betroffenen Stellen sauerstofffreies oder nahezu sauerstofffreies Wasser am Meeresboden festgestellt. In einigen Regionen führt dies zu Freisetzungen von giftigem Schwefelwasserstoff. Im Limfjord wurden bereits im Juni tote Bodenlebewesen und Fische gesichtet, und im Roskilde Fjord kam es im August zu einem Fischsterben.

Schwefelwasserstoff in Haderslebener und Flensburger Förde

Auch in der Haderslebener Förde, der Flensburger Förde und im Nübel Noor wurde zuletzt die Freisetzung von giftigem Schwefelwasserstoff beobachtet, was die Situation in den Gewässern weiter verschärft.

Bei starkem Sauerstoffschwund bilden Schwefelwasserstoffbakterien sogenannte weiße „Leichentücher“ auf dem Meeresgrund (Archivbild). Foto: Morten Rasmussen/Biofoto/Ritzau Scanpix

Die Ursachen für den ausgeprägten Sauerstoffmangel sind vor allem die Kombination aus anhaltender Wärme und hohen Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft.

Nach Berechnungen von dänischen Expertinnen und Experten kommen zwischen 60 und 70 Prozent des Stickstoffs durch die Landwirtschaft in die dänischen Gewässer. Der Eintrag von Stickstoff führt dazu, dass Algen stark wachsen. Wenn diese dann am Meeresboden verfaulen, verbraucht dieser Prozess den Sauerstoff.

Landwirtschaft, Wärme und Regen

Zudem wurden 2024 ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen verzeichnet, die den April zum regenreichsten Monat seit Beginn der Aufzeichnungen machten. Diese erhöhte Niederschlagsmenge hat die Nährstoffbelastung im Wasser weiter verstärkt. 

Ohne signifikante Änderungen bezüglich der Wetterbedingungen oder eine längere Periode starker Winde, die die Sauerstoffverhältnisse verbessern könnten, bleiben die Aussichten für das marine Ökosystem besorgniserregend.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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