Umwelt und Natur

Königsau wird renaturiert: Finanzierung für gigantisches Naturprojekt gesichert

Königsau wird renaturiert: Finanzierung für Naturprojekt gesichert

Königsau: Finanzierung für Naturprojekt gesichert

Esbjerg
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Die Wiederherstellung der natürlichen Mäander der Kongeå ist einer der wichtigsten Teile des Naturprojekts. Hier sieht man den begradigten Verlauf der Kongeå, und die natürlichen Mäander sind in der Landschaft noch sichtbar.
Die Wiederherstellung der natürlichen Mäander der Kongeå ist einer der wichtigsten Teile des Naturprojekts. Hier sieht man den begradigten Verlauf des Flusses. Die natürlichen Läufe sind in der Landschaft noch sichtbar. Foto: Kommune Esbjerg

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Für 100 Millionen Kronen soll der frühere Grenzfluss Königsau (Kongeå) renaturiert werden. Das historische Naturprojekt wird durch das EU-Life-Förderprogramm unterstützt. 644 Hektar Felder und Wiesen sollen in ein Naturgebiet umgewandelt werden, das auch auf Klimaveränderungen reagieren kann.

An der Königsau (Kongeå) wird ein historisches Naturprojekt nun Wirklichkeit. Das Budget beläuft sich auf 100 Millionen Kronen. Dank 58 Millionen Kronen aus dem Life-Förderprogramm der EU ist die Finanzierung in greifbare Nähe gerückt. Das teilt die dänische Naturstiftung (Den Danske Naturfond) am Dienstag mit

Die Finanzierung ist entscheidend für die Wiederherstellung von 644 Hektar Feldern und Tieflandböden in ein Naturgebiet, das auch dem Klimawandel entgegenwirken kann.

Das „Projekt Kongeå“ soll das zunehmende Problem der Überschwemmungen in dem Gebiet entlang des Flusses von Jedsted Mølle bei Gredstedbro bis zum Wattenmeer lösen.

Gleichzeitig wird ein einzigartiger Naturraum geschaffen. Hier sollen Klimaanpassung, Natur, biologische Vielfalt, sauberes Wasser und Naturerlebnisse Hand in Hand gehen, heißt es in der Pressemitteilung der Kommune Esbjerg. 

Königsau
Das Gebiet am Kongeå umfasst 644 Hektar. Foto: Naturfonden

Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der dänischen Naturstiftung, der Stiftung 15. Juni (15. juni fonden), der dänischen Umweltschutzbehörde, Sydvestjysk Landboforening und dem Nationalpark Wattenmeer realisiert.

„Das Projekt verknüpft viele Fäden und löst auf elegante Weise ein großes Problem, das einen großen Mehrwert schafft. Alle Beteiligten können zu Recht stolz darauf sein, dass wir dieses Stadium des Prozesses erreicht haben, und die vielen Beteiligten und Partner sind zu loben“, sagte Esbjergs Bürgermeister Jesper Frost Rasmussen.

Bengt Holst, Vorsitzender der dänischen Naturstiftung, freut sich darauf, der Natur so viel mehr Raum mit so vielen guten Lebensräumen zu sichern. „Durch die Neugestaltung der Kongeå gewinnen alle. Tiere und Pflanzen erhalten neue Lebensräume, das Wasser in der Kongeå wird sauberer, und jeder wird Zugang zu großartigen neuen Naturerlebnissen haben. Landwirtinnen und Landwirte, deren Felder überschwemmt werden, können ihr Land verkaufen oder tauschen“, sagt Bengt Holst.

Ackerland wird zur Natur

Die Vereinbarung über die EU-Finanzierung in Höhe von 58 Millionen Kronen wird noch vor Juli formell unterzeichnet, was der Startschuss für ein Landverteilungsprogramm sein wird. Im Fokus steht der Aufkauf der tief liegenden landwirtschaftlichen Flächen entlang der Kongeå-Strecke.

Danach wird mit der Umgestaltung des Flusses begonnen, die auch dazu dienen soll, die Population des gefährdeten Schnäpels in diesem Gebiet zu erhöhen. Dazu gehört auch, dass mehr Jungfische gefangen und ausgesetzt werden.

Durch die Neugestaltung der Kongeå gewinnen alle. Tiere und Pflanzen erhalten neue Lebensräume, das Wasser in der Kongeå wird sauberer, und jeder wird Zugang zu großartigen neuen Naturerlebnissen haben. Landwirtinnen und Landwirte, deren Felder überschwemmt werden, können ihr Land verkaufen oder tauschen.

Bengt Holst, Vorsitzender der dänischen Naturstiftung

„Mit dem Naturprojekt können wir mehrere Instrumente kombinieren und auf vielfältige Weise Werte schaffen. Wir machen die landwirtschaftlichen Flächen klimafest und schaffen gleichzeitig ein ungestörtes Gebiet für Vögel, Pflanzen und Insekten“, sagt Niels Laursen, Vorsitzender von Sydvestjysk Landboforening.

Die Landeigentümerinnen und -eigentümer hätten großes Interesse an der Teilnahme an einem Landverteilungsprogramm gezeigt. Sie verkaufen landwirtschaftliche Flächen in der Nähe des Flusses, um auf Wunsch Ersatzflächen zu erwerben. Sie würden nun erneut kontaktiert, um sicherzustellen, dass das Projekt weiterhin unterstützt wird.

„Ich freue mich auf dieses wichtige Projekt, das sowohl zur Verbesserung der Artenvielfalt als auch zur Lösung der Probleme im äußeren Teil des Flusses beitragen wird. Es ist ein gemeinsames Projekt, an dem viele Interessengruppen beteiligt sind, wobei die Gemeinde Esbjerg und der Agrarsektor eine entscheidende Rolle spielen. Vom Nationalpark Wattenmeer aus werden sich die Expertinnen und Experten auf die Populationen von Marderhund, Mink und Fuchs konzentrieren, die weiterhin eine Bedrohung für die Population der Wiesenvögel darstellen“, sagt Janne Liburd, Vorstandsvorsitzende des Nationalparks Wattenmeer.

Bedrohte Arten erhalten neue Chancen

Das neue Naturgebiet werde einer Reihe von bedrohten oder im Rückgang begriffenen Arten im Wasser und an Land gute Lebensbedingungen bieten. „Dies ist ein kreativer Ansatz zur Bewältigung der klimatischen Herausforderungen, der gleichzeitig mehr Natur schafft und die Artenvielfalt fördert. Es ist ein einzigartiges Projekt, das endlich seiner Verwirklichung näher kommt“, sagte Jørgen Ahlquist, Vorsitzender des Klima- und Umweltausschusses.

„Das Wattenmeergebiet ist eines der reichsten und größten Naturgebiete Dänemarks. Allerdings ist die Marschlandschaft an vielen Stellen durch landwirtschaftliche Betriebe geprägt, die die Natur in dem Gebiet über viele Jahre hinweg beeinträchtigt haben. Es ist daher eine große Freude für die Stiftung 15. Juni, dass wir zu diesem sehr ehrgeizigen Projekt zur Wiederherstellung der Natur rund um den Kongeå beitragen können“, sagt dessen Direktor Per Voetmann.

Ohne die Flora und Fauna des künftigen Naturgebiets zu stören, sollen am Rande des Projektgebiets auch Erholungsmöglichkeiten geschaffen werden, damit die Besucher die durch das Projekt entstehende Natur genießen können. Der Naherholungsanteil ist jedoch nicht Teil des Antrags an des EU-Life-Programms, sondern wird stattdessen vom A. P. Møllerske Støttefond unterstützt. Die Öffnung dieses Teils der Kongeå für die Öffentlichkeit markiert auch die Fertigstellung eines umfassenden Weges durch Jütland von der Quelle der Kongeå in Kolding bis zu ihrer Mündung in die Marschen, den die A.P. Møller Stiftung ebenfalls unterstützt hat.

Finanzierung des Projekts

Die Finanzierung des Projekts stützt sich auf das Life-Förderprogramm der EU, das 58 Millionen Kronen zur Verfügung stellt, sowie auf den dänischen Naturfonds, der 17 Millionen Kronen beisteuert. Der 15. Juni-Fonds unterstützt das Projekt mit 4,5 Millionen Kronen, der Nationalpark Wattenmeer mit 185.000 Kronen. Auch die dänische Umweltschutzbehörde steuert 100.000 Kronen bei. Die Sydvestjysk Landboforening unterstützt mit 50.000 Kronen und die Gemeinde Esbjerg gibt 6 Millionen Kronen aus.

Darüber hinaus werden 5,5 Millionen Kronen aus dem A.P. Møllerske Støttefond für Erholungszwecke bereitgestellt, und ein Teilbereich wird im Rahmen des Programms für Feuchtgebiete realisiert. Die letztgenannten Projekte sind nicht Teil des Antrags für das EU-Förderprogramm.

Über das Projekt

Im Mittelpunkt des Naturprojekts steht die Umwandlung der tiefer gelegenen Gebiete des Kongeå von landwirtschaftlichen Flächen in ein üppiges Naturgebiet. Nach der Aufteilung des Landes wird die Kongeå auf einer Strecke von Jedsted Mølle bei Gredstedbro bis zum Wattenmeer neu geordnet. Dadurch wird der Flusslauf um etwa 3,5 Kilometer verlängert. Um das 644 Hektar große Gebiet herum werden Deiche und Gräben gebaut, damit das Gebiet die größeren Wassermengen, die bei extremen Wetterereignissen durch die Kongeå fließen, aufnehmen kann.

Etwa 500 Hektar des Gebietes werden künftig in der Nähe des Wasserlaufs mit unterschiedlichem Feuchtigkeitsgrad naturnah gestaltet, und es werden auch flache Seen und Gräben angelegt. Die Umgestaltung der Kongeå soll die Bedingungen für eine Reihe von Arten verbessern. Unterhalb des Wasserspiegels sind es vor allem der Schnäpel, das Neunauge und der Lachs. Im Uferbereich werden vor allem Knoblauchkröte und Erdkröte sowie die Grüne Mosaikjungfer profitieren. An Land wird die reiche Vogelwelt des Wattenmeeres ebenfalls von den neuen Rast- und Futterplätzen profitieren. 

Hintergrund des Projekts

Die Idee für ein Naturprojekt in Kongeåen geht auf einen Bericht zurück, in dem Lösungen für den Hochwasserschutz in dem Gebiet vorgeschlagen wurden. In der Folge wurden unter Beteiligung von Grundeigentümerinnen und -eigentümern, Interessensverbänden sowie der Sydvestjysk Landboforening und der Gemeinde Esbjerg zunächst zwei Sandfänge bei Gredstedbro und ein weiterer vor der Schleuse Kongeåen realisiert. Umfangreicher war es, die landwirtschaftlichen Flächen in ein Naturprojekt einzubeziehen.

Früherer Grenzfluss

Die Kongeå (deutsch: Königsau) bildete vor 1864 die Grenze zwischen Dänemark und dem Herzogtum Schleswig. Von 1864 bis 1920 bildete sie einen Teil der Grenze zwischen Dänemark und Preußen (Ribe und die Umgebung gehörten zu Dänemark). Mehr zur Königsaugrenze hier.

Der Fluss ist 65 Kilometer lang und entspringt zwischen Ødis-Bramdrup und Vamdrup in der Kolding Kommune. Er mündet westlich von Gredstedbro in die Nordsee. Er wurde 1945 begradigt.

Entlang des Flusslaufes der Kongeå ist ein Wanderweg (Kongeåstien) angelegt. Es ist ein einfacher Trampelpfad, der mit Pfählen markiert ist.

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