Coronakrise

Hoher Standard schützt Mitarbeiter dänischer Schlachthöfe vor Coronaausbrüchen

Dänische Schlachthöfe sichern sich vor Coronaausbrüchen

Dänische Schlachthöfe sichern sich vor Coronaausbrüchen

Apenrade/Aabenraa
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In den Schlachthöffen des dänischen Unternehmens Danish Crown wird in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften für Schutz vor Corona-Infektionen gesorgt. Foto: Danish Crown

Die Gewerkschaft NNF stellt sich vor ihre ausländischen Kollegen. Erntehelfer werden über Billund nach Nordschleswig eingeflogen.

In Dänemark verhindert ein hoher Standard bei den Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen die Ausbreitung von Corona-Infektionen in den Mitarbeiterstäben. „Uns sind keine Ausbrüche von Corona-Erkrankungen in den Mitarbeiterstäben bekannt“, so der Pressechef des Dachverbandes der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie in Dänemark, Morten Nielsen, gegenüber dem Nordschleswiger.

Zwangspause in Scherrebek

Allerdings musste am Montag der Schlachtereibetrieb des genossenschaftlichen Unternehmens Danish Crown in Scherrebek/Skærbæk seine Produktion einstellen, weil dort geschlachtete Sauen nicht zur Weiterverarbeitung nach Deutschland geschickt werden können. Der zuständige fleischverarbeitende Betrieb Westpork in Dissen bei Osnabrück in Deutschland hatte wegen eines Coronausbruchs unter Beschäftigten seinen Betrieb eingestellt. Danish Crown will auf einen anderen Verarbeitungsbetrieb ausweichen.

In Deutschland waren Mitarbeiter von Schlachthöfen mit Coronaviren infiziert worden, die in Wohnstätten mit mangelhaftem Infektionsschutz untergebracht waren.

Dänische Betriebe streng überwacht

„Die Schlachthöfe in Dänemark werden streng überwacht. Hohe Hygienestandards werden eingehalten, um den Fleischexport zu sichern“, so Morten Nielsen, der darauf hinweist, dass seit dem Beginn der Coronakrise Fleischverarbeitung und -export aus Dänemark reibungslos laufen. Es habe in der Branche kaum Corona-Fälle gegeben.

Ausländische Kollegen im Einsatz

Er erklärt, dass es auch keine Probleme beim Einsatz ausländischer Mitarbeiter in Schlachtereien und auf den Höfen gibt. „Ausländische Mitarbeiter konnten immer über die Grenze einreisen, weil sie mit dem Nachweis ihres Arbeitsplatzes in Dänemark einen anerkennungswürdigen Einreisegrund vorweisen können“, so Nielsen. Nur während der ersten Tage nach der Grenzschließung habe es Probleme gegeben.

Erntehelfer per Flugzeug nach Nordschleswig

Auch der nordschleswigsche Öko-Erdbeererzeuger aus Duborg bei Tingleff/Tinglev, Peter Schmidt, bestätigt, dass es einige Zeit nach der Grenzschließung gelungen sei, die von ihm dringend aus Rumänien erwarteten Saisonkräfte nach Dänemark zu holen. Diese bangten um ihre Reisemöglichkeit, weil sie Länder wie Ungarn passieren mussten, die ihre Grenzen total verschlossen hatten. „Die ersten Mitarbeiterinnen sind aus Rumänien per Flugzeug nach Billund gekommen“, so Peter Schmidt, der mit weiteren Erntehelferinnen zu Beginn der Ernte rechnet. Wie in weiteren Betrieben in Dänemark werden die Saisonkräfte meist auf den Höfen untergebracht. Peter Schmidt hat seit vielen Jahren einen Mitarbeiterstab aus Rumänien. Er bangte bereits um die bevorstehende Ernte seiner Ökoerdbeeren.

Peter Schmidt aus Duborg bei Tingleff erwartet sein Team zur Erdbeerernte in wenigen Wochen aus Rumänien. Foto: Volker Heesch

 

In Dänemark war nach Beginn der Restriktionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Stimmung gegen die Tätigkeit ausländischer Mitarbeiter in Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie gemacht worden. Die Gewerkschaft der Beschäftigten in der Nahrungsmittelindustrie NNF hatte sich allerdings hinter ihre ausländischen Kollegen und Mitglieder gestellt.

Quarantäne abgewendet

„Es wäre eine Katastrophe für die Nahrungsmittelbranche geworden, wenn alle ausländischen Mitarbeiter zu einer 14-tägigen Quarantäne verpflichtet worden wären“, so der NNF-Vorsitzende Ole Wehlast, in dessen Gewerkschaft 25 Prozent der Mitglieder Ausländer sind. Viele wohnen inzwischen dauerhaft in Dänemark. Aus Deutschland und Polen pendeln Mitglieder nach Dänemark. 

Nahrungsmittelbranche arbeitet trotz Krise

 Wehlast dankte Beschäftigungsminister Peter Hummelgaard, dass er in Übereinstimmung mit Gewerkschaft und Arbeitgebern dafür gesorgt hat, dass die Nahrungsmittelindustrie während der Coronakrise weiterarbeiten konnte und Vorkehrungen des Gesundheitsschutzes der Mitarbeiter dazu beigetragen haben, dass es in dieser Branche nicht zu massiven Arbeitsplatzverlusten gekommen ist. Ein Blick auf die Internetseite des Schlachtereikonzerns Danish Crown zeigt, dass dort aktuell in vielen Betrieben Mitarbeiter gesucht werden.

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