Suchtproblematik

Fast jeder fünfte Erwachsene trinkt zu viel

Fast jeder fünfte Erwachsene trinkt zu viel

Fast jeder fünfte Erwachsene trinkt zu viel

Ritzau/nb
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Corona hat sich grundsätzlich nur geringfügig auf das Trinkverhalten der Bevölkerung ausgewirkt. Dennoch antwortet jeder Zehnte in einer aktuellen Untersuchung, während des Lockdowns mehr Alkohol getrunken zu haben. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Mehr als 860.000 Erwachsene trinken mehr, als von den Gesundheitsbehörden empfohlen wird. Vielen fällt es schwer, darüber zu sprechen.

Der Verbrauch an Alkohol steigt hierzulande. Fast 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung überschreiten die von der Gesundheitsbehörde definierte sogenannte Risikogrenze und haben damit einen ungesunden Alkoholverbrauch.

Vergleichsweise vielen Menschen fällt es schwer, nach einem oder zwei Gläsern Alkohol mit dem Trinken aufzuhören. Gleichzeitig räumen zwei von drei Personen ein, dass es ihnen nicht leicht falle, mit einer nahestehenden Person darüber zu sprechen.

Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Analyseinstitut YouGov für den Interessenverband Alkohol & Samfund und die allgemeinnützige Organisation TrygFonden durchgeführt hat.

Dabei handelt es sich um eine repräsentative Stichprobe unter 2.002 Personen im Alter zwischen 30 und 65 Jahren.

Auf die Menge kommt es an

Das Risiko, an Alkohol zu erkranken, ist der Gesundheitsbehörde zufolge verhältnismäßig gering, sofern Frauen nicht mehr als 7 und Männer maximal 14 Gläser alkoholischer Getränke pro Woche konsumieren.

Dies ändert sich jedoch, wenn Frauen 14 und Männer 21 Gläser mit Alkohol pro Woche trinken. Das Risiko, an Alkohol zu erkranken, steigt dann stark an.

Große Berührungsängste

„Die Untersuchung zeigt, dass die Dänen der Auffassung sind, dass wir zu viel trinken. Aber auch, dass es große Berührungsängste gibt, wenn es darum geht, über die eigenen Alkoholgewohnheiten zu sprechen“, sagt Bjarne Stenger Elholm.

Er leitet die Online- und Telefonberatung zum Thema Alkohol (Alkolinjen), die von Alkohol & Samfund betrieben wird.

Jeder dritte Befragte ist der Ansicht, Bekannte zu haben, die zu viel trinken. Gleichzeitig empfinden zwei von drei Personen es als schwierig, über das Thema zu sprechen.

„Es gibt viele, die gern ihnen nahestehenden Personen, die zu viel trinken, helfen wollen. Aber das ist sehr schwierig, da sie entweder das Gefühl haben, zu dicht oder zu weit weg von der betroffenen Person zu sein“, sagt Bjarne Stenger Elholm.

Angehörige können großen Einfluss haben

Aus früheren Untersuchungen ist Alkohol & Sundhed zufolge bekannt, dass Angehörige einen großen Einfluss auf die Trinkgewohnheiten ihrer Angehörigen haben.

Deshalb sei es gut, darüber zu sprechen, meint Bjarne Stenger Elholm. Er verweist auf die Online- und Telefonberatung zum Thema Alkohol, bei der Betroffene Hilfe erhalten können.

Über einen Alkoholkonsum nachdenken

Stenger Elholm empfiehlt, dass jeder über seinen eigenen wöchentlichen Alkoholkonsum nachdenken sollte. Für Angehörige von Betroffenen empfiehlt er, ein Gespräch über Alkoholkonsum im Vorfeld zu planen und zu üben, sodass das, was gesagt werden soll, genau geplant ist. Außerdem helfe ein fürsorglicher Zugang, da es anderen Menschen generell schwerfalle, nicht davon betroffen zu sein, wenn sich jemand um sie Sorgen mache.

Außerdem könne es hilfreich sein, beispielsweise nach einer Woche erneut darüber zu sprechen, nachdem der Betroffene Zeit gehabt hat, über das Gespräch nachzudenken.

Die Untersuchung erscheint im Vorfeld der Kalenderwoche 40, in der jedes Jahr ein besonderes Augenmerk auf dem Thema „Alkoholverbrauch“ liegt.

Junge und Ältere besonders gefährdet

54 Prozent und damit mehr als jeder Zweite in der Altersgruppe 30-65 Jahre sind laut einer von Alkohol & Samfund und TrygFonden durchgeführten Untersuchung der Auffassung, dass zu viel Alkohol in Dänemark getrunken wird.

Fast jeder Fünfte überschreitet die von der Gesundheitsbehörde festgesetzte Hochrisikogrenze. Diese beträgt 14 Gläser mit Alkohol pro Woche für Frauen und 21 für Männer.

Die Behörde empfiehlt, während des Konsums von Alkohol vor dem fünften Glas aufzuhören.

Junge und ältere Menschen sind besonders gefährdet. Insbesondere jüngere Menschen unter 16 Jahren haben ein hohes Risiko, Folgeschäden durch Alkoholkonsum zu erleiden, unter anderem kann es zu Gehirnschäden kommen. Aus diesem Grunde sollten sie gar keinen Alkohol trinken.

Ältere Menschen reagieren empfindlicher auf die Folgewirkungen von Alkohol und bekommen schneller einen höheren Promillegehalt als jüngere Menschen. Ihr Körper baut Alkohol zudem langsamer wieder ab.

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