Krieg in der Ukraine

Militärexperten: Kriegsteilnahme sehr genau überdenken

Militärexperten: Kriegsteilnahme sehr genau überdenken

Militärexperten: Kriegsteilnahme sehr genau überdenken

wt/ritzau
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Kyjiw nach einem russischen Luftangriff am Montag Foto: Serhii Nuzhnenko/Reuters/Ritzau Scanpix

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Für Menschen ohne ausreichende militärische Qualifikationen ist es besonders gefährlich, sich an den Kampfhandlungen in der Ukraine zu beteiligen. Sie setzten nicht nur das eigene Leben, sondern auch das anderer aufs Spiel.

Wer erwägt, sich freiwillig zu melden, um auf ukrainischer Seite zu kämpfen, sollte sich das vorher sehr genau überlegen, so der übereinstimmende Rat zweier Militärexperten. Dies gilt insbesondere für Menschen mit geringem oder keinem militärischen Training.

„Das Risiko, dass es zu zivilen Opfern kommt, ist größer, wenn man nicht weiß, was man tut. Man kann sein eigenes und das Leben anderer aufs Spiel setzen“, sagt Oberst Thomas Funch Pedersen, Leiter der Abteilung für militärische Operationen an der Ausbildungsstätte für die Streitkräfte, Forsvarsakademiet.

Auch der Veteranenverband betont, dass man ohne ausreichende Erfahrungen mehr Schaden anrichten als Hilfe leisten könnte.

Geringe Hilfe im Fall von Verletzung

Der Vorsitzende des Verbandes, Niels Hartvig Andersen, sagt, man solle daher überdenken, ob man tatsächlich am Krieg teilnehmen möchte. Er rät, es vorher mit Freunden und Familie zu besprechen, und am liebsten auch mit Menschen, die Erfahrung mit militärischen Auslandseinsätzen haben.

„Bei einem Kampfeinsatz kann sich das Leben im Bruchteil einer Sekunde ändern. Man kann getötet oder verletzt werden“, betont er.

Checkliste für Kriegsfreiwillige

Vor der Entscheidung, an Kampfhandlungen teilzunehmen, empfehlen der Veteranenverband und die Organisation „Folk og Sikkerhed“, folgende Fragen zu beantworten:

  • Habe ich Lust, mein Leben zu verlieren?
  • Habe ich Lust, für den Rest meines Lebens mein körperliches und psychisches Wohlbefinden zu verlieren?
  • Ist meine körperliche Verfassung gut genug?
  • Habe ich Erfahrung mit Situationen unter hohem Druck?
  • Habe ich Erfahrung im Umgang mit Waffen und Arbeit unter Kommando?
  • Kann ich Ukrainisch verstehen oder es schnell erlernen?

Auch sollte bedacht werden, dass man nicht versichert ist, sollte etwas geschehen. Wenn nach Dänemark evakuiert werden muss, geschieht dies auf eigene Rechnung.

Quellen: Veteranforbundet und Folk og Sikkerhed.

Auch sei man im Fall einer Verletzung bei einer Kriegsteilnahme in der Ukraine schlechter gestellt als Soldaten, die vom dänischen Staat entsendet worden sind.

„Zieht man als Privatperson los und kehrt verletzt zurück, dann hat man nicht den ganzen Apparat, den die Verteidigung seinen Verletzten zur Verfügung stellt. Das Leben ändert sich grundlegend, wenn man nachhause kommt und einen Arm oder ein Bein verloren hat“, so Hartvig Andersen.

Oberst Funch Andersen betont, es reiche nicht aus, dass man weiß, wie man mit einem Gewehr umgeht.

„Es geht auch darum, dass man Teil einer Einheit ist, in der man unter schwersten Bedingungen mit Ukrainern kommunizieren und zusammenarbeiten muss“, erläutert er.

 

 

 

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