Kommunalpolitik

Umkleideräume für Eisbader sorgen weiter für Zwist im Ausschuss

Umkleideräume für Eisbader sorgen weiter für Zwist im Ausschuss

Umkleideräume für Eisbader sorgen weiter für Zwist

Apenrade/Aabenraa
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So könnten die Umkleideräume für die Winterbader und die öffentlichen Toiletten am Süderstrand aussehen. Foto: Kommune Apenrade/Zeni Arkitekter

Auch in der Wiederaufnahme des Tagesordnungspunktes konnte keine Kompromisslösung gefunden werden. Es kam zur Abstimmung. Dabei sind beide Blöcke der Meinung, dem jeweils anderen eine ausgestreckte Hand gereicht zu haben.

Mit 4:3 Stimmen hat die Mehrheit im Kultur- und Freizeitausschuss am Mittwoch dem Bau von Umkleideräumen für Eisbader und Morgenschwimmer am Apenrader Süderstrand zugestimmt.

Der Streit um dieses Projekt ist damit beileibe noch nicht beigelegt.

Antrag zurückgezogen

Der Tagesordnungspunkt hatte bei der Ausschusssitzung im vergangenen Monat zum Eklat geführt. Das Projekt wurde damals – ebenso knapp – mit 4:3 Stimmen abgewiesen. Ausschussvorsitzender Lars Kristensen (Venstre) wollte deshalb eine Entscheidung des gesamten Stadtrates einfordern. Der Punkt stand auch schon auf der Tagesordnung des Ökonomieausschusses.

Hier hat sich Kristensen offensichtlich von erfahrenen Politikern aus dem eigenen Lager und der Sozialdemokraten davon überzeugen lassen, dass es taktisch klüger wäre, den Antrag zurückzuziehen und stattdessen das Projekt noch einmal dem Kultur- und Freizeitausschuss vorzulegen.

Nicht die erhoffte schiedlich-friedliche Entscheidung

Während Kristensen der Meinung ist, dass er der sozialdemokratischen Opposition eine Lösung des gordischen Knotens auf dem Silbertablett präsentiert hat, sind die Sozialdemokraten ihrerseits der Ansicht, dass sie dem Ausschussvorsitzenden sämtliche Türen geöffnet hätten, damit tatsächlich eine schiedlich-friedliche Entscheidung in dieser Sache gefällt werden kann.

Wie Signe Bekker Dhiman als Sprecherin der Sozialdemokraten im Ausschuss betont, wollen auch sie den Haushaltsvergleich nicht aufs Spiel setzen. „Das liegt uns fern. Wir sind gar nicht dagegen, die in unserem gemeinsamen Budgetplan abgesetzten 2,8 Millionen Kronen für Umkleideräume und öffentliche Toiletten auszugeben. Wir sind nur nicht überzeugt, dass die geplante Platzierung und das skizzierte Projekt die richtigen sind“, unterstreicht sie.

Die Visualisierung des Toiletten- und Umkleidegebäude – in der Ansicht vom Flensborgvej Foto: Kommune Apenrade/Zeni Arkitekter

Mangelnde Einbeziehung

„Wir sind einfach nicht auf demselben Wissensstand, weil der ganze bisherige Projektprozess ohne Einbeziehung der Mitglieder des Kultur- und Freizeitausschusses stattgefunden hat. Wir sahen die Skizzen erstmals auf der Tagesordnung der Januar-Sitzung. Wir haben Lars (Kristensen, Red.) aufgefordert, uns auf seinen Wissensstand zu bringen. Es mag ja sein, dass es das richtige Projekt ist, nur können wir das aus dem Material, das uns zur Verfügung steht, nicht wirklich sehen“, sagt Signe Bekker Dhiman.

Kristensen selbst ist der Überzeugung, dass er den Sozialdemokraten die von ihnen geforderte Information angeboten hat.

Im Gegenteil, er fühlt sich sogar gewissermaßen hintergangen, weil die Sozialdemokraten einerseits sein Angebot nicht angenommen und sie andererseits ihn nicht davon in Kenntnis gesetzt hätten, dass sie vorhätten, Einspruch gegen die Behandlung des Tagesordnungspunktes einzulegen.

Überraschung stößt auf Unverständnis

Beide Vorwürfe kann die Sozialdemokratin nicht nachvollziehen. „Ich habe ihn bei meiner Mail an die Verwaltung bezüglich der Möglichkeiten eines Einspruchs ins CC gesetzt. Es kann ihn daher gar nicht überrascht haben, dass wir Einspruch einlegen würden“, wundert sie sich.

Zur Erläuterung: Wird eine E-Mail außer dem eigentlichen Empfänger an eine weitere Person in Kopie übermittelt, so wird das Neudeutsch als „ins CC setzen“ bezeichnet. CC ist eine Abkürzung aus dem Englischen und heißt carbon copy und bedeutet auf Deutsch Durchschlag.

Ein Projekt für alle

Aus der Tagesordnung geht hervor, dass die Umkleideräumlichkeiten und Toiletten von allen Strandgästen genutzt werden können. „Schauen wir uns aber die Skizzen an, so müssen die Winterbader durch den Klubraum der ,Vikinger‘, um zu der Sauna zu gelangen. Ja, es sind nur Skizzenzeichnungen, und das Endergebnis muss ja nicht so aussehen. Da uns aber nur die zur Verfügung stehen, müssen wir befürchten, dass die Räumlichkeiten reell nur einem Verein, nämlich dem ,Vikingerklub’, zur Verfügung stehen“, begründet sie die ablehnende Haltung der drei Sozialdemokraten im Ausschuss. Ein solches Projekt solle der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und nicht nur einem einzigen Verein.

Am unteren Bildrand ist die Steinmole zu sehen, wo eine Wassersportarena angelegt werden sollte (Archivfoto). Foto: Kommune Apenrade

SP-Politiker erklärt sich

Kurt Andresen von der Schleswigschen Partei (SP) hatte im Januar noch mit den sozialdemokratischen Ausschusskollegen gegen das vorliegende Projekt gestimmt. Diesmal votierte er dafür.

Er räumt ein, dass dies Außenstehenden unverständlich vorkommen könnte, da auch er auf der Januar-Sitzung die mangelnde Einbeziehung der Mitglieder des Kultur- und Freizeitausschusses bei dem gesamten Projektprozess beanstandet hatte.

Der SP-Politiker wollte vor allem eine Konkretisierung eines Visionsplans für eine mögliche Wassersportarena an der Steinmole abwarten, um nicht 2,8 Millionen Kronen in ein Projekt zu stecken, das mit einer Platzierung an der Mole vielleicht sinnvoller gewesen wäre.

„Inzwischen ist aber ein Zeitplan für den Visionsplan ausgearbeitet worden. Eine Entscheidung soll dem nächsten Stadtrat überlassen werden – und sogar erst im 2. Halbjahr 2022. Ob und gegebenenfalls wann dann gebaut werden soll, kann man jetzt noch nicht sagen. Allerdings hätte das sicherlich lange Aussichten. So lange sollen die Winterbader dann doch nicht frieren“, begründet Andresen sein geändertes Abstimmungsverhalten.

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