Deutsche Schule Buhrkall

„Wir wollen das Verantwortungsgefühl der Kinder stärken“

„Wir wollen das Verantwortungsgefühl der Kinder stärken“

„Wir wollen das Verantwortungsgefühl der Kinder stärken“

Buhrkall/Burkal
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Joselyn und Maurice aus der 3. Klasse kümmern sich um Henriette, Ferby, Ib und Bloppi. Foto: Nils Baum

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Jeden Morgen raus auf das Schulgelände und Hühner und Kaninchen füttern. Das ist der Alltag für die Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse an der Deutschen Schule Buhrkall. Schulleiterin Ute Eigenmann legt großen Wert auf nachhaltigen Unterricht im Einklang mit Natur und Umwelt und möchte so die Entwicklung der Kinder fördern.

Ein lautes Gegacker schallt über das Gelände der Deutschen Schule Buhrkall. Es ist gar nicht so leicht für Joselyn, dem Huhn Henriette ein Stück Lauch anzubieten, denn erst einmal nimmt es Reißaus und flüchtet sich in die hintere Ecke des Hühnerstalls neben dem Schulgebäude. Dennoch sind zwei der Hühner so zahm, dass man sie streicheln kann.

„Ich habe selbst Hühner. Es ist toll, sie zu füttern“, sagt Joselyn aus der dritten Klasse.

Huhn Henriette ist so zutraulich, dass Joselyn es streicheln kann. Foto: Nils Baum

Hühner seit Sommer vergangenen Jahres

Seit Juni vergangenen Jahres ist dank der vier Hühner Ferby, Henriette, Ib und Bloppi wieder Leben im Hühnerstall der Deutschen Schule Buhrkall eingekehrt. Zwar hatte die Schule bereits einmal Hühner, allerdings fielen sie 2019 dem Fuchs zum Opfer. „Wir haben dann mit den Kindern besprochen, ob wir uns wieder Hühner anschaffen sollen. Und das wollten sie, aber es kam auch noch der Wunsch nach Kaninchen auf. Da der Herbst allerdings kein guter Zeitpunkt für die Anschaffung von Tieren ist, haben wir im Frühjahr 2020 den Kaninchenstall angelegt. Doch dann kam Corona und hat hier erst einmal alles durcheinandergewirbelt“, sagt Schulleiterin Ute Eigenmann.

Und so ging noch ein wenig Zeit ohne tierische Begleiter ins Land. Erst als im Frühjahr 2022 keine Energie mehr auf wechselnde Corona-Richtlinien verwendet werden musste, war der Weg frei, um neue Tiere anzuschaffen.

Die Deutsche Schule Buhrkall hat das grüne Element seit vier Jahren auch in ihrem Schullogo. Foto: Nils Baum

Grüne Schule

Buhrkall ist eine grüne Schule, hier wird großer Wert auf die Natur gelegt. „Die grüne Ausrichtung ist bei uns fester Bestandteil des Alltags. Denkt daran, das Licht auszuschalten oder den Wasserhahn gleich nach dem Waschen der Hände fest zuzudrehen. Allein dadurch haben wir beispielsweise unsere Wasserkosten trotz gestiegener Schülerinnen- und Schülerzahlen stabil halten können“, so Ute Eigenmann.

Funktionieren tue das vor allem durch konkrete Anreize. „Wenn ich den Kindern erkläre, dass ich nicht mehr Geld in der Kasse habe und jetzt mehr Geld für Wasser ausgeben muss, dann muss ich schauen, wo ich sparen kann. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, das Eis bei der nächsten Klassenfahrt wegzusparen. Und da war den Kindern dann ein Zusammenhang klar“, verrät Ute Eigenmann ihre Vorgehensweise.

Schulleiterin Ute Eigenmann versucht, ihren Schülerinnen und Schülern die Bedeutung nachhaltigen Handelns pädagogisch näherzubringen. Foto: Nils Baum

Nachhaltiger Unterricht im Einklang mit Natur und Umwelt

Konkretisiert werden die Initiativen durch das Konzept der „Grünen Schule“, ein vom Friluftsråd entwickeltes Unterrichtsprogramm, bei dem der nachhaltige Unterricht im Einklang mit Natur und Umwelt sowie Erlebnissen in der freien Natur im Fokus stehen.

Es gibt eine Reihe an übergeordneten Themenvorschlägen, woraus die Schule ein Thema auswählt. Im Herbst wird dann überlegt, wie damit gearbeitet werden soll, im Winter findet der theoretische Unterricht dazu statt, und im Frühjahr geht es an die praktische Arbeit. Bis zu den Sommerferien muss dann wieder ein Bericht an den Friluftsråd geschickt werden. Ute Eigenmann hofft, dass ihre Schule auch in diesem August wieder ein grünes Zertifikat vom Friluftsråd erhält, es wäre das Siebte.

Steven, Ute, Maurice und Joselyn auf dem Weg zum Hühner- und Kaninchenstall Foto: Nils Baum

Im vergangenen Sommer hat die Schule das grüne Zertifikat für ihren Schulgarten bekommen. Zuvor hatten die Kinder Blumensamen ausgesät, ein natürliches Insektenhotel sowie Hochbeete mit Radieschen und Wurzeln angelegt; zudem haben sie das Gewächshaus mit Gurken und Tomaten bepflanzt. Somit gelingt es den Kindern seit 2017 jedes Jahr aufs Neue, sich mit dem Prädikat der grünen Schule schmücken zu dürfen.

Und wie hängen nun die Tiere mit der grünen Schule zusammen?

Der Kaninchenstall stand bis zum vergangenen Oktober leer, seitdem ist er von Coco und Flecki bewohnt. Foto: Nils Baum

Natur zum Anfassen

„Unser Ziel ist es, so viel wie möglich mit den Kindern draußen zu sein. Sie sollen Schneeglöckchen nicht nur malen, sondern auch anfassen. Aus diesem Gedankengang ist die Idee mit den Hühnern entstanden“, erklärt Ute Eigenmann.

Im Oktober vergangenen Jahres kamen dann mit Coco und Flecki auch noch die von den Kindern gewünschten zwei Kaninchen an die Schule. Sie waren das Geschenk einer Familie aus der Umgebung.

Colin und Thor sind zwei der Schüler, die nach Coco und Flecki schauen. „Es ist schön, sich um Tiere zu kümmern. Sie sind so kuschelig“, meint Thor. Colin pflichtet ihm bei. „Es macht Spaß, sie zu füttern. Manchmal streichele ich sie auch. Sie sind süß.“

Colin (vorne) und Thor misten den Kaninchenstall aus. Foto: Nils Baum

Eine Woche lang Hühner- oder Kaninchendienst

Neben dem Sachunterricht, das an der Deutschen Schule Buhrkall den Titel „Waldschule“ trägt, steht in der 3. und 4. Klasse das Fach „Wald und Garten“ auf dem Stundenplan, für das Heike Clausen verantwortlich ist.

„Es geht darum, den Umgang mit Tieren kennenzulernen und die damit verbundene Verantwortung sowie das Miteinander, wenn sich die Kinder um die Tiere kümmern. Die Schülerinnen und Schüler machen das gemeinschaftlich in kleinen Gruppen für jeweils eine Woche. Jede Gruppe schaut morgens auf den Hühner- und den Kaninchen-Plan und weiß dann, wer dran ist. Die Tiere werden jeden Morgen gefüttert, einmal wöchentlich wird der Stall ausgemistet. Dabei lernen die Kinder Struktur und Kontinuität“, sagt Heike Clausen.

Auf dem Hühner- und Kaninchenplan können die Schülerinnen und Schüler sehen, wer von ihnen sich um die Tiere kümmern muss. Foto: Nils Baum

Kinder sammeln neue Erfahrungen

Einige Kinder haben auch selbst Haustiere, aber das kontinuierliche Füttern und Pflegen würde oftmals von den Erwachsenen übernommen, ist sich Heike Clausen sicher. Denn viele Kinder seien unsicher, wie sie mit den Tieren umgehen sollen. Sie sammeln dank der Hühner und Kaninchen jetzt ganz neue Erfahrungen.

Auf die Frage, ob sie bei ihren Sprösslingen Veränderungen wahrnehmen kann, antwortet Heike Clausen: „Sie sind interessiert und nehmen die Herausforderung an, aber vieles ist auch neu für sie. So sind sie immer noch stolz, wenn sie Eier finden.“ Entscheidend sei, dass sich die Erwachsenen nicht einmischen, sondern die Kinder sich eigenständig um die Tiere kümmern und somit quasi die Rolle der Tierhalter übernehmen. Dadurch lernen die Kinder auch, bei jedem Wetter rauszugehen, was bei ihnen das gute Gefühl „Das kann ich, das schaffe ich“ vermittele, und auf diese Weise würden sie mehr Selbstbewusstsein entwickeln, so Heike Clausen.

„Einige Kinder sind so begeistert, dass sie in jeder Pause gucken, ob da ein neues Ei liegt“, weiß Ute Eigenmann zu berichten. Foto: Nils Baum

Verantwortungsbewusstsein fördern

Schulleiterin Ute Eigenmann ergänzt: „Wir erleben, dass die Kinder verantwortungsvoller werden. Sie müssen heutzutage zuhause nicht mehr im gleichen Maße Pflichten und Aufgaben erfüllen wie noch vor fünf Jahren. Inzwischen müssen wir die Kinder aber nicht mehr täglich daran erinnern, dass sie die Hühner- und Kaninchendienste haben. Das ist eine sehr positive Entwicklung. Der Effekt ist also, dass die Kinder lernen, dass man sich auch mal anstrengen muss, um etwas zu erreichen. Wir wollen so Konzentrationsfähigkeit, Anstrengungsbereitschaft und Verantwortungsgefühl stärken“, sagt Ute Eigenmann.

Heike Clausen (links) ist für das Fach „Wald und Garten“ verantwortlich und tauscht sich mit Ute Eigenmann über das Neueste in puncto „Tiere“ aus. Foto: Nils Baum

Tiere als pädagogische Gehilfen 

Und dabei sind die Tiere wunderbare Helferinnen und Helfer. Die Kinder bekommen nämlich schnell heraus, in welcher Reihenfolge die Dinge am besten gemacht werden, zum Beispiel, dass erst das Futter und danach die Eier geholt werden, denn mit Eiern in den Händen lässt es sich schlecht füttern. Kinder von heute müssten sich konzentrieren, um diese Reihenfolge einzuhalten. Oder um daran zu denken, den Deckel wieder auf den Futterbehälter zu tun. Und die Hühner auch im Regen zu füttern, könne anstrengend sein, fördere aber das Verantwortungsgefühl, ist Ute Eigenmann überzeugt. „Einige Kinder sind so begeistert, dass sie in jeder Pause gucken, ob da ein neues Ei liegt“, sagt sie lachend.

Ohne fleißige Helferinnen im Hintergrund würde all das trotzdem nicht funktionieren. Ein besonderer Dank geht deshalb an die Busfahrerin der Schule, Kerstin Riechers. Sie übernimmt die Pflege der Tiere an den Wochenenden und während der Ferien.

Das Futter für die Tiere wird aus dem Schulhaushalt finanziert. Foto: Nils Baum

Fische in der SFO

Doch mit Hühnern und Kaninchen hört der tierische Spaß noch nicht auf. In der Schulfreizeitordnung (SFO) steht seit Ende Februar ein Aquarium mit Fischen, das jemand aus dem Kollegium übrighatte. SFO-Mitarbeiter Christian Flader kümmert sich darum.

„Die Fische kommen hervorragend an. Wenn die Kinder in die SFO rübergehen und sich vor das Aquarium setzen, kommt Entschleunigung in den SFO-Alltag. Die Kinder werden dadurch ruhiger und gelassener“, sagt er.

Lily aus der SFO zeigt begeistert auf eine Reihe an Fischeiern, die sie an einer der Algen entdeckt hat. Foto: Nils Baum

Vorerst keine weiteren Tiere

Weitere Haustiere sind derzeit allerdings nicht geplant. „Mir fällt auch keines mehr ein, von dem ich denke, das ist in einer Schule machbar“, sagt Schulleiterin Ute Eigenmann mit einem Lächeln.

Das Huhn Henriette ist besonders zutraulich. Foto: Nils Baum
Die Deutsche Schule Buhrkall Foto: Nils Baum
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