Deutsche Minderheit
Noch ist der Ruderverein „obdachlos“ – die Bücherei gewährt für einen Abend Unterschlupf
„Obdachloser“ Ruderverein: Bücherei gewährt für einen Abend Unterschlupf
„Obdachloser“ Ruderverein: Bücherei gewährt Unterschlupf
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Der ARV-Vorsitzende Peter Asmussen ist überwältigt von dem Zusammenhalt im Verein und in der Minderheit, nachdem die Sturmflut dem Verein so übel mitgespielt hat. Auf der Jahreshauptversammlung werden die Mitglieder über den Stand der Dinge informiert.
In rund einem Monat kann der Apenrader Ruderverein (ARV), der bei der Sturmflut im Oktober des vergangenen Jahres nicht nur „obdachlos“ wurde, sondern auch kurz vor dem Aus stand, wieder in sein Domizil am Strandvej ziehen.
Über den aktuellen Stand der Dinge wird der ARV-Vorsitzende bei der Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 22. Februar, die Mitglieder genauestens informieren können.
Wegen der umfassenden Renovierungsmaßnahmen kann die Versammlung allerdings nicht wie gewohnt im Klubhaus stattfinden. Die Zentralbücherei im Haus Nordschleswig hat dem Ruderverein jedoch für den Abend „Unterschlupf“ gewährt und stellt ihm die Kantine zur Verfügung. „Ich erwarte, dass viele kommen werden“, sagt Peter Asmussen.
Zuversicht und Dankbarkeit
Die Verzweiflung, die sich im Oktober 2023 bei den Verantwortlichen des Rudervereins breit machte, ist inzwischen Zuversicht und Dankbarkeit gewichen.
„Es gibt allen Grund, dankbar zu sein. In der Not ist der Zusammenhalt in der Minderheit wirklich zum Tragen gekommen“, so der Vorsitzende des Rudervereins.
Nach der Sturmflut im Oktober schwappt jetzt eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft über den ARV.
„Es hat viele Einzelspenden gegeben, aber auch Vereine und Organisationen stehen uns mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen uns auch finanziell. Ganz besonders gerührt hat uns die Tatsache, dass die Kinder bei der Schulweihnachtsfeier für uns Spenden gesammelt haben“, betont Asmussen. Gedankt hat es der Verein schon den Jungen und Mädchen auf seine Weise.
Großes Lob an die Mitglieder
Großes Lob und tiefen Dank spricht er aber vor allem den eigenen Mitgliedern aus. „Sie haben in diesen schwierigen Monaten überdurchschnittliches Engagement an den Tag gelegt. Wir haben versierte und fleißige Leute in den eigenen Reihen. Der Zusammenhalt ist enorm“, stellt der ARV-Vorsitzende fest.
Die Reparatur- und Renovierungsarbeiten am Ruderhaus werden jedoch professionellen Handwerkerteams überlassen. Für die Bauaufsicht hat der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) dem ARV „seinen“ Bausachverständigen Christian Møller zur Seite gestellt.
„In den vergangenen Wochen wurde am Strandvej auf Hochtouren gearbeitet. Rund 280 Meter Wand sind getrocknet, begradigt und frisch verputzt worden. Wie es aussieht, werden wir in einem oder anderthalb Monaten schon wieder unser Vereinshaus übernehmen können“, ist der ARV-Vorsitzende bereits voller Vorfreude.
Keine Beitragserhöhung
Auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung ist keine Beitragserhöhung vorgesehen. „Wir haben alles mehrfach durchgerechnet und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir ohne auskommen müssten. Das freut uns“, sagt der ARV-Vorsitzende. Es hätte ihm nämlich leidgetan, wenn die Mitglieder zusätzlich zu den vielen Stunden der ehrenamtlichen Arbeit auch noch tiefer in die Tasche greifen müssten.
Neue Ruderbrücke
Auf der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr war die neue Ruderbrücke noch das vorherrschende Thema. Aufgrund der aktuellen Ereignisse ist das Vorhaben jedoch auch zunächst in den Hintergrund gerückt.
Es galt nach den Sturmflutschäden, die Existenz des Vereins zu retten.
„Wir haben deshalb auch noch keine Brückenlösung gefunden. Technisch gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für die Finanzierung beabsichtigen wir, verschiedene Stiftungen anzuschreiben. Wir sind diesbezüglich zuversichtlich und haben auch schon Spenden erhalten, die allein für dieses Projekt verwendet werden dürfen“, erläutert Peter Asmussen den Stand der Dinge.
Einzelereignis oder wiederkehrendes Phänomen
Allerdings beschäftigt den Vorstand des Rudervereins auch die Frage, ob die sogenannte „Jahrhundertsturmflut“ vom Oktober 2023 ein Einzelereignis bleibt oder künftig zu einem wiederkehrenden Phänomen wird.
„Der Strandvej hat die Höhenkote 2 (2 Meter über Normalnull, red. Anm.) und erfüllt dadurch auch eine Art Deichfunktion. 2023 wurde in Apenrade jedoch ein Pegelstand von 2,16 Meter gemessen. 1904 war das Wasser das letzte Mal so hoch“, stellt Peter Asmussen fest. Die Frage ist deshalb, ob und wie sich der ARV vor künftigen Ostseesturm-Hochwassern schützen kann.