Wirtschaft und Umwelt

Wachsender Deponieberg bei Uk mit Nordic Waste angeblich nicht zu vergleichen

Wachsender Deponieberg bei Uk – Mit Nordic Waste angeblich nicht zu vergleichen

Deponieberg bei Uk – angeblich alles nach Vorschrift

Uk/Uge
Zuletzt aktualisiert um:
Der „Berg" der Erddeponie bei Uk. An den Seiten sind kleine Abbrüche erkennbar. Foto: kjt

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nach dem verheerenden Erdrutsch auf einer Deponie des Unternehmens Nordic Waste in Ølst drängt sich bei hiesigen Bürgerinnen und Bürger die Frage auf, ob von dem großen Deponie-Erdhaufen nahe Uk ein Umweltrisiko ausgeht. Der Direktor der Betreiberfirma wiegelt ab. Man könne die beiden „Haufen“ nicht vergleichen. Der Naturschutzbund steht der Lagerung skeptisch gegenüber.

Erst jede Menge Sand aufschichten, um nach Ende der Lagerung einen Skiberg oder einen Multifunktionshügel als aktivitätsreiches Naherholungsgebiet daraus zu machen: Die Pläne für die Deponie mit leicht verunreinigtem Erdreich bei Uk klangen und klingen verheißungsvoll.

Spätestens nach dem Nordic-Waste-Zwischenfall in Ølst, als es auf einem Deponiegelände zu einem massiven Erdrutsch kam und sich eine Umweltkatastrophe anbahnte, fragen sich Menschen aus Uk und Umgebung, ob vom Uker Berg, der seit Jahren immer weiter wächst, ebenfalls eine Gefahr ausgeht.

Betreiber des „Erdhaufens“ aus „leicht verunreinigtem Boden“ ist das Unternehmen „Norrecco“ mit Niederlassungen in ganz Dänemark.

Was kann die Firma den Menschen in der Gegend von Uk sagen, die sich Sorgen über die Größe, Höhe und den Inhalt des „Berges“ machen?

Alles in Abstimmung mit der Kommune

„Für uns ist es von entscheidender Bedeutung, dass mit Erdreich verantwortungsvoll und im Einklang mit den Genehmigungen und Anweisungen der Behörden umgegangen wird, damit die Bürger sicher sein können“, antwortet Norrecco-Direktor Karsten Ludvigsen auf entsprechende Anfrage.

Der Deponiestandort von Norrecco bei Uk Foto: kjt

„Wir verstehen natürlich, dass viele die Sorge haben, dass es anderswo zu ähnlichen Situationen wie in Ølst kommen könnte. Daher ist es für uns wichtig zu betonen, dass das Projekt in Uk in engem Dialog mit der Kommune Apenrade vorbereitet wurde, und die Kommune eine genaue und gründliche Überwachung der Zuführung von Erde durchführt.“

Bei dem in Uk angelieferten Boden handle es sich überwiegend um ein leicht verunreinigtes Erdreich, so der Direktor, der allerdings ergänzt: „Es besteht auch die Möglichkeit, stärker verunreinigten Boden und Restprodukte auf einem versiegelten Betonbelag entgegenzunehmen und nach der Aufbereitung in das Projekt einzuarbeiten.“

Leicht verunreinigt

Gering belastet bedeute in der Praxis, dass der Boden über längere Zeit einer bestimmten Belastung ausgesetzt war. Dabei kann es sich beispielsweise um Erde aus einer Zone mit Auto- oder Industrieabgasen handeln. Die meisten Böden aus städtischen Gebieten werden als leicht kontaminiert eingestuft.

Der Erdwall bei Uk ist laut Betreiberfirma 26,5 Meter hoch. Foto: kjt

Je nach Belastung des Bodens bestehe die Möglichkeit einer Zwischenlagerung mit Reinigung und anderer Bearbeitungsform des Erdreichs, so der Norrecco-Chef.

Alle Anlieferungen erfolgen mit den erforderlichen Landzonen- und Umweltgenehmigungen, betont Karsten Ludvigsen, der weiterhin von einem Ski- und Schlittenberg spricht, da der Änderungsantrag auf Naherholungsberg und Erweiterung der Lagerfläche nicht durchkam.

Es sei wichtig anzumerken, dass der „Skiberg“ in Uk nicht mit dem Nordic-Waste-Projekt in Ølst verglichen werden könne. In Uk sind laut Ludvigsen 1,6 Millionen Tonnen angeliefert worden. Soweit bekannt, hatte Nordic Waste in Ølst die Genehmigung für 14 Millionen Tonnen Erde.

Angeblich stabil durch „langsames“ Lagern

Es gebe noch einen weiteren zentralen Unterschied. Ludvigsen: „Das Anliefern und Einarbeiten der Erdmassen in Ølst ist in einem hohen Tempo geschehen. Wir haben in Abstimmung mit der Kommune Apenrade darauf geachtet, die Zufuhr von Boden anzupassen.“

Der Skiberg liege zudem über einer alten Mülldeponie auf einer ebenen Fläche, die dafür sorgt, dass nichts verrutscht, so Ludvigsen.

„Es handelt sich also um zwei sehr unterschiedliche Projekte, weil die Fundamente der Anlagen sehr unterschiedlich  und die Proportionen und Größenverhältnisse nicht vergleichbar sind.“

Winterpause

Aufgrund des winterlichen Wetters ist die Anlieferung vorübergehend eingestellt. Im April wird es voraussichtlich erst weitergehen.

Das Erdreich auf der Deponie bei Uk ist größtenteils von der Kategorie „leicht verunreinigt". Foto: kjt

„Selbstverständlich werden wir ein wachsames Auge auf das Projekt haben und werden daher erst wieder mit der Bodeneinarbeitung beginnen, wenn alle technischen Daten noch einmal geprüft sind“, versichert der Norrecco-Chef.

Laut  Ludvigsen liegt der höchste Punkt des „Skibergs“ nach jüngster Vermessung im Mai 2023 bei 26,5 Metern.

Wie viel Erde wird noch dazukommen?

Die aktuellen Entwurfspläne sind auf ein Volumen von ca. 2,5 Millionen Tonnen Erde ausgerichtet. Eine Maximalmenge ist in den Genehmigungen allerdings nicht festgeschrieben, so Ludvigsen.

Naturschutzverein bleibt skeptisch

Auch wenn die Uker Deponie mit der in Ølst nicht zu vergleichen sein sollte, steht das Apenrader Ortskomitee des dänischen Naturschutzverbandes „Danmarks Naturfredningsforening“ der Erdanhäufung in Uk und an anderen Standorten in der Kommune, darunter Bodum, nach wie vor skeptisch gegenüber.

Der Verband sieht eine Gefahr für Mensch, Tier und in der Summe auch fürs Grundwasser. Dass die Uker Deponie obendrein über einer früheren Müllhalde liegt, sorgt für eine zusätzliche Brisanz.

Man habe weit vor dem Zwischenfall in Ølst Informationen bei der Kommune zum Umfang, zur Herkunft und zur Art der Bodenanlieferungen in Uk sowie zu den Kontrollmechanismen angefordert und erwarte zeitnahe eine Klärung, so Ortskommitee-Vorsitzender Lorens Bo Nielsen aus Krusau (Kruså) zum „Nordschleswiger“.

Auch Politikerinnen und Politiker wollen Klarheit

Was an der Deponie dran und vor allem drin ist, wollen auch die Politikerinnen und Politiker des zuständigen Ausschusses für nachhaltige Entwicklung wissen. Sie haben die Verwaltung um entsprechende Informationen gebeten.

Der ganz Wirbel um die Nordic-Waste-Sache hatte Unruhe und Besorgnis geschürt und viele Fragen an die Verwaltung und die Politikerinnen und Politikern aufgeworfen. Man wolle sich daher ein genaues Bild verschaffen, hatte Ausschussvorsitzender Erik Uldall Hansen (Sozialdemokraten) gegenüber „JydskeVestkysten" gesagt.

Die Bürgerinnen und Bürger hätten ein Anrecht auf Antworten und auch „wir Politikerinnen und Politiker haben ein klares Interesse daran, zu wissen, ob alles mit rechten Dingen zugeht“, so Uldall.

Interaktive Übersichtskarte von Arealen mit belastetem Erdreich Foto: Bildschirmfoto/Kommune Aabenraa

Das Abtransportieren und Lagern von Erde muss in der Regel der Kommune gemeldet werden, da ein Verunreinigungsgrad vorliegen könnte.

Auch Privatpersonen sind meldepflichtig, wenn es sich um den Abtrag größerer Mengen vom Grundstück handelt. Kleinere Mengen – in etwa ein Anhänger voll – können Bürgerinnen und Bürger bei Recyclinghöfen abgeben, wo die Erde im Falle einer Belastung nach Verunreinigungsgrad eingestuft wird.

Der Staat, die Regionen und Kommunen haben gemäß des Bodenverunreinigungsgesetzes (Jordforureningsloven) Gebiete klassifiziert. Eine Karte mit V1- und V2-Zonen liegt auch für Apenrade vor. Bei der  Einstufung von Bodenverunreinigung auf Grundstücken sind die Werte  F0, F1 (nicht oder kaum unbedenklich) und F2 üblich. 

 

 

 

 

Verunreinigte Erde

In vielen städtischen Gebieten, typischerweise in den älteren, ist der Boden geringfügig kontaminiert. Die leicht verunreinigten Böden sind oft das Ergebnis einer dauerhaften Belastung. Die Bodenbelastungen sind durch langfristige Ausbreitung oder Vermischung  aus unterschiedlichen Quellen entstanden,  insbesondere Autoabgase und Industrieemissionen. Ob der Boden in privaten Gärten oder auf dem örtlichen Spielplatz leicht verunreinigt ist, ist unmittelbar nicht sofort zu erkennen oder zu riechen.

Seit dem Januar 2008 gelten die Flächen in allen Stadtgebieten grundsätzlich als gering belastete Gebiete. Die Kommunen des Landes haben jedoch jederzeit die Möglichkeit, größere zusammenhängende Gebiete in die Gebietsklassifizierung einzubeziehen bzw. davon auszuschließen.

Das Gesundheitsrisiko leicht kontaminierter Böden ist im Vergleich zu vielen anderen Risikofaktoren gering. Das Gesundheitsrisiko liegt in der gleichen Größenordnung wie das Risiko durch Umweltverschmutzung in der normalen Ernährung und deutlich geringer als das Risiko durch Luftverschmutzung in größeren Städten. 

Quelle Miljøstyrelsen

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Jan Køpke Christensen
„Ønskes: Et Danmark i balance!“