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Nordic-Waste-Debakel: Die Kosten und die Suche nach Verantwortlichen
Nordic-Waste-Debakel: Die Kosten und die Suche nach Verantwortlichen
Nordic-Waste: Die Kosten und die Suche nach Verantwortlichen
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Bis zu 2,2 Milliarden Kronen könnte der Erdrutsch auf einer Deponie im Süden von Randers kosten. Die Landespolitik bringt sich ein, und auch die Medien suchen nach Verantwortlichen. Ein Überblick.
Auf einer Deponie südlich von Randers sind bis zu sechs Millionen Kubikmeter belastetes Erdreich ins Rutschen gekommen. Der Betreiber, Nordic Waste, hat mittlerweile Insolvenz beantragt. Er hatte vor Weihnachten die Aufräumarbeiten eingestellt und diese der Kommune überlassen. Letztere versuchte, eine drohende Umweltkatastrophe zu verhindern. Es soll weiterhin verhindert werden, dass die Alling Å, die in unmittelbarer Nähe zur Deponie fließt, verunreinigt wird. Die Au mündet in den Randers Fjord. Derzeit bewegt sich der verschmutzte Boden mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Zentimetern am Tag vorwärts.
Der verunreinigte Boden
Der Sender „Danmarks Radio“ erklärt, bei dem verunreinigten Boden handelt es sich um Abfall der Kategorie 2, also leichter verunreinigt. Dem Sender sagte Chemieingenieurin Mette Christophersen, derartiges Erdreich stamme meist aus Stadtzentren, das beispielsweise mit Benzin oder Diesel belastet sei. Auch Teer und Schwermetalle könnten im Boden vorkommen. Auch Boden aus den Nerz-Massengräbern soll dort gelagert sein.
Die Kosten
Gut einen Monat später, nachdem die Kommune die Aufgabe übernommen hatte, teilte diese mit, nach Ausgaben von mindestens 83 Millionen Kronen werde sie keine Mittel mehr bereitstellen. Jesper Kaas Schmidt, Kommunaldirektor der Kommune, sagte der Zeitung „Randers Amts Avis“, die Umweltbehörde (miljøstyrelsen) werde nun die behördliche Verantwortung übernehmen – und die Rechnungen. Die Kommune hatte zuvor erklärt, die Aufräumarbeiten würden 2 Millionen Kronen am Tag kosten.
Das Folketing hat bereits zugestimmt, 205 Millionen Kronen bereitzustellen, um mögliche Umweltschäden abzuwenden.
Wie teuer es werden könnte, das hat die Beratungsfirma Cowi durchgerechnet und kommt auf bis zu 2,2 Milliarden Kronen, die der Erdrutsch kosten könnte. Wie groß der Schaden letztlich wird, ist aber nicht klar.
Die Suche nach Verantwortlichen
Am 11. Dezember warnte die Firma Nordic Waste in einer Mitteilung vor einem bedeutenden Erdrutsch, der bereits zu umfassenden Schäden auf dem Grund der Firma führe. Am 16. Dezember wurde die Hauptstraße im Süden und Norden von Nordic Waste gesperrt.
Am 19. Dezember stellte die Firma die Versuche ein, den Erdrutsch unter Kontrolle zu bekommen. Der dänische Multimilliardär Torben Østergaard-Nielsen ist mit seinen Töchtern Hauptaktionär von Nordic Waste.
Die Kommune Randers ist der Ansicht, dass die Verantwortung beim Unternehmen liegt, da der Vorfall auf dem Gelände des Unternehmens stattfindet.
Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.) sagte am Montag, 23. Januar, bei einem Besuch der Deponie, es wäre vollkommen unangemessen, wenn Kinder und Ältere aus Randers für den Schaden aufkommen müssten. Sie sagte auch, der Verursacher müsse zahlen. Sie versicherte, dass die Regierung eben dieses Ziel verfolgen werde.
Nach der Insolvenz von Nordic Waste sieht Søren Friis Hansen, Professor für Wirtschaftsrecht an der Copenhagen Business School, die Chancen jedoch als gering an, dass das Unternehmen oder Personen, die hinter dem Unternehmen stehen, finanziell zur Rechenschaft gezogen werden. Man müsse beweisen, dass die Führung unverantwortlich und fahrlässig gehandelt habe. Dies sei bei den ihm vorliegenden Informationen jedoch schwer zu beweisen, da es behördliche Genehmigungen gebe und Kontrollbesuche stattgefunden hätten.
Kritik an der Kommune
Kritik gibt es aber auch am Verhalten der Kommune, denn sie hatte das Unternehmen offenbar auf dem Radar. Laut der Zeitung „Berlingske“ führte die Kommune 17-mal in knapp drei Jahren Kontrollen vor Ort bei Nordic Waste durch, was die Kommune bestätigt. Der Zeitung zufolge war die Kommune informiert darüber, dass sich das Erdreich in Bewegung gesetzt hatte. Bis Frühjahr 2023 war sie aber nicht der Auffassung, dass sich der Erdrutsch derart entwickeln würde, wie es nun sichtbar ist. Die Zeitung „Ekstra Bladet“ berichtet von 19 Kontrollen seit Februar 2021.
Die emeritierte Umweltrechtlerin Ellen Margrethe Basse kritisiert in der Zeitung „Information“ die Kommune, weil diese dem Unternehmen keine Kapazitätsgrenze auferlegt habe – also Maximalmenge an Deponieabfall.
Auch „Jyllands-Posten“ schaut auf den Fall. Die Zeitung berichtet, dass die Kommune dem Kommunalrat etwas anderes mitgeteilt habe als dem Unternehmen Nordic Waste, was das Risiko eines Erdrutsches angeht. Die Kommune schrieb diesem, es gebe ein deutliches Risiko. Das Mitglied im Kommunalrat, Bjarne Overmark (Beboerlisten), sagte der Zeitung, er und andere Mitglieder hätten von der Kommunalverwaltung die Antwort bekommen, dass es kein Risiko für einen Erdrutsch gebe.
Die Einschätzung von Geus
Da kommt das Geologische Amt von Dänemark und Grönland (Geus) allerdings zu einem ganz anderen Schluss: Hauptursache ist laut Geus, dass die Art und Weise, wie und wo das Erdreich deponiert wurde, zu dem Erdrutsch geführt habe. Es sei immer mehr Erdreich auf eine wasserundurchlässige, geneigte Tonscholle abgelagert worden. Gleichzeitig gibt es in der alten Tongrube keinerlei natürliche Barriere in Richtung Osten. Geus klassifiziert den Erdrutsch als eine Translationsbewegung, Erdreich rutscht auf einer glitschigen, geneigten Schicht ab, das ist der Ton. So kann Geus auch keine Entwarnung geben: Der Erdrutsch werde sich nicht von selbst stabilisieren, sondern weitergehen, bis er eine flache Umgebung erreicht habe.