Südschleswig

Harrislee hat jetzt zweisprachige Ortsschilder

Harrislee hat jetzt zweisprachige Ortsschilder

Harrislee hat jetzt zweisprachige Ortsschilder

Niels Ole Krogh/fla.de/Gerrit Hencke
Harrislee/Harreslev
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Im Harrisleer Ortsteil Wassersleben ist nun zusätzlich die dänische Bezeichnung Sosti zu finden.
Im Harrisleer Ortsteil Wassersleben ist nun zusätzlich die dänische Bezeichnung Sosti zu finden. Foto: Gerrit Hencke

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Seit einigen Tagen steht auf den Ortsschildern der Gemeinde Harrislee zusätzlich auch der dänische Ortsname. Die Minderheitenpartei SSW hat 15 Jahre dafür gekämpft. Damit wächst der Druck auf Dänemark weiter, meint der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, der sich solche Schilder auch für Nordschleswig wünscht.

„Harreslev“ ist am Ortseingang von Harrislee nun zusätzlich zum deutschen Namen in schwarzer Farbe auf gelbem Grund zu lesen. Der Gemeinderat der Grenzgemeinde hatte im vergangenen Jahr mehrheitlich beschlossen, die dänischen Ortsnamen den deutschen hinzuzufügen. Das bedeutet auch, dass die Ortsschilder der Gemeindeteile Kupfermühle, Niehuus und Wassersleben die dänischen Ergänzungen Kobbermølle, Nyhus und Sosti bekommen haben.

 

 

Harrislee
Hier geht es nach Harreslev. Foto: Gerrit Hencke

Die zweisprachigen Ortsschilder sind ein langjähriger Wunsch der dänischen Minderheitspartei SSW und wurden erstmals vor 15 Jahren vorgeschlagen. „Harrislee ist eine Minderheitenhochburg. Es ist gut, dass sich das jetzt auf den Ortsschildern widerspiegelt“, sagt Bjørn Ulleseit, Fraktionsvorsitzender der Partei im Gemeinderat. CDU und SPD haben sich nie für den Vorschlag interessiert. Sie glaubten, dass dieser von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt werden würde.

Kupfermühle
Das Ortsschild von Kupfermühle ist seit knapp zwei Wochen deutsch-dänisch. Foto: Gerrit Hencke

Viele positive Rückmeldungen

„Die Schilder hängen seit eineinhalb Wochen, und ich habe nur positive Rückmeldungen erhalten. Die dänischen Südschleswigerinnen und Südschleswiger sind gerührt, wenn sie in ihre Gemeinde fahren und die dänischen Namen sehen“, sagt der Minderheitenpolitiker.

Der SSW hat damit etwas erreicht, das sich der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) ebenfalls seit Jahren auch für die Ortsschilder der dänischen Gemeinden in Nordschleswig wünscht – bislang ohne Erfolg. 

Es ist schade und traurig, dass wir hier nicht auf unser gemeinsames Kulturerbe hinweisen. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal Nordschleswigs in Dänemark.

Hinrich Jürgensen

Druck auf Dänemark wächst

„Je mehr Schilder in Schleswig-Holstein aufgestellt werden, desto größer wird der Druck in Dänemark“, sagt der BDN-Vorsitzende Hinrich Jürgensen dem „Nordschleswiger“. Es sei aber die Frage, ob sich die Politikerinnen und Politiker hier auch trauen, so der 64-Jährige. 

„Wir haben ein gemeinsames Kulturerbe, das hat man südlich der Grenze erkannt.“ Überall in Europa gebe es zweisprachige Ortsschilder, nur in Dänemark nicht. Die geschichtliche Herausforderung lässt Jürgensen nicht gelten, sagt er im Hinblick auf das „Trauma 1864“ und den Zweiten Weltkrieg. Dieser sei mehr als 80 Jahre entfernt. 

Hätte zweisprachige Ortsschilder auch gern in Nordschleswig: Hinrich Jürgensen. Foto: Ute Levisen

„Es ist schade und traurig, dass wir hier nicht auf unser gemeinsames Kulturerbe hinweisen. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal Nordschleswigs in Dänemark“, so Jürgensen. 1820 seien fünf Sprachen in Tondern (Tønder) gesprochen worden und jeder konnte die Sprache der Nachbarin oder des Nachbarn. „Wir sind ja hier geboren. Nicht wir, sondern die Grenze ist damals umgezogen.“

„Ich kenne viele Dänen, die es super finden, dass es in Südschleswig zweisprachige Ortsschilder gibt. Aber hier wollen sie es nicht.“ Das sei eine Doppelmoral, so der Hauptvorsitzende. 

Kommunen müssten entscheiden

Eine Umsetzung muss auf kommunaler Ebene entschieden werden und nicht vom Folketing. Ortsschilder sind laut Jürgensen nicht von den Bonn-Kopenhagen-Erklärungen eingeschlossen. Die Minderheitencharta, der sich auch Kopenhagen verpflichtet fühlt, sieht eigentlich mehr Sprache im öffentlichen Raum vor. Hier könnte das Folketing mehr Impulse geben, so Jürgensen. Dass das Thema bei der Kommunalwahl zur Sprache kommt, glaubt er nicht. „Das traut sich keiner, weil es Stimmen kosten könnte.“

Mehrheit in Harrislee stimmt für Schilder

In der Minderheitenhochburg Harrislee hat der Südschleswigsche Wählerverband 12 der 30 Sitze im Stadtrat inne. Die vier Mitglieder der Grünen stimmten ebenfalls für den Schritt zur Gleichstellung. Damit war die Mehrheit im Oktober vergangenen Jahres gesichert. Das Argument, die Erneuerung sei zu teuer, zog nicht, denn die Schilder waren bereits fällig zum Austausch. 

„Für ein Drittel der Einwohnenden von Harrislee sind die Schilder in dänischer Sprache eine Herzensangelegenheit, einem Drittel ist es egal, und ein Drittel würde protestieren“, so Ulleseit. „Wir nehmen dem letzten Drittel nichts weg. Deshalb hätten wir uns eine gemeinsame Entscheidung gewünscht“, so Ulleseit nach der Verabschiedung im vergangenen Jahr.

Dänische Ortsnamen finden sich auch am Ortseingang von Flensburg (Flensborg) und Glücksburg (Lyksborg).

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