Grenzland

Harrislee bekommt zweisprachige Ortsschilder – aber nicht ohne Diskussion

Harrislee bekommt zweisprachige Ortsschilder – aber nicht ohne Diskussion

Harrislee bekommt zweisprachige Ortsschilder

Antje Walther/shz.de
Harrislee
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Harrislee wird absehbar um die dänische Bezeichnung Harrislev ergänzt. Foto: Antje Walther/shz.de

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Die Initiative, in der Grenzgemeinde deutsch-dänische Ortsschilder zu etablieren, ging vom SSW aus. Der folgt damit dem Beispiel aus Flensburg und Glücksburg, findet allerdings nicht nur Befürworter.

Im Juni 2007 beschloss die Flensburger Ratsversammlung auf Antrag des SSW, sämtliche gelbe Ortstafeln mit dem Zusatz „Flensborg“ zu versehen. Im April 2008 wurde das erste deutsch-dänische Ortsschild in der Fördestadt aufgestellt.

Der Harrisleer SSW hat jetzt erfolgreich die Ergänzung der Ortstafeln in der Minderheiten-Hochburg beantragt, allerdings nicht einstimmig und nach längeren Debatten in den Fraktionen und im Hauptausschuss. Gemeindeingenieur Thomas Petersen hatte im Sommer schon einmal informiert, dass die zweisprachige Ortsbeschilderung nur auf der Vorderseite eines Schildes rechtlich möglich sei. Künftig wird zusätzlich zur Bezeichnung „Harrislee“ also auch „Harrislev“ auf den Ortseingangsschildern der Grenzgemeinde stehen.

„Nicht gleich morgen“, schränkte der Bürgermeister Martin Ellermann mit einem Lächeln nach dem Beschluss ein.

Im Dezember 2022 hatte der Südschleswigsche Wählerverband in Harrislee beantragt, zu ersetzende Schilder gegen solche mit beiden Gemeindenamen auszutauschen. Gleiches solle auch für Schilder für die Ortsteile Kupfermühle (Kobbermølle) und Niehuus (Nyhus) gelten. Bislang seien zweisprachige Ortstafeln aus Kostengründen abgelehnt worden.

Gelebtes Für- und Miteinander in der Grenzgemeinde

Da nun jedoch die Erneuerung einer „Vielzahl von Ortsschildern“ anstünde, wie es in der Begründung heißt, solle die Gelegenheit genutzt werden, „um auf die besondere Geschichte unserer Gemeinde und das friedlich gelebte Für- und Miteinander beider Kulturen in unserer Gemeinde deutlich zu machen“.

Daran gibt es in der Gemeindevertretung Harrislee ganz gewiss keine Zweifel. Mark Heinze von den Grünen etwa begründet damit die Zustimmung seiner Fraktion zum Antrag.

Eher Betonung des Trennenden als Bekenntnis zur Gemeinschaft?

Dennoch brachten zwei Fraktionen aus ihren neuerlichen Beratungen Argumente gegen die zweisprachigen Ortsschilder mit. „Wir haben länger diskutiert als über alles andere“, bekennt Günter Arlt von der SPD und, dass seine Fraktion zweifle, dass die ehrenvolle Absicht sich nicht ins Gegenteil verkehrt. „Wir haben die Befürchtung, dass es eher etwas Trennendes hat“, sagt Arlt.

Er wie auch Arne Reichardt von der CDU hätten sich gewünscht, dass die gesamte Region oder gar überregional mitmachen würde. Aus seinen Bürgerbefragungen habe er eher Ablehnung für zweisprachige Ortsschilder erfahren, berichtet Reichardt.

SSW-Chef Bjørn Ulleseit, der für seine Fraktion den Antrag eingebracht hat, blickt nochmal in die Nachbarstadt Flensburg, die seinerzeit kein Aufhebens gemacht hat. Man mache sich „Gedanken über Gespenster, die vielleicht gar nicht da sind“, sagt Ulleseit zum Hauptausschuss. Er plädiert dafür, auch die drei Ortsteile Kupfermühle, Niehuus und Wassersleben in dänischer Sprache zu kennzeichnen: Kobbermølle, Nyhus und Sosti.

Sein Stellvertreter Svend Wippich argumentiert mit Weltoffenheit. „Es wird niemandem etwas weggenommen, sondern etwas hinzugefügt.“ Wippich verweist gerade in Zeiten neuer Kriege auf die hiesige Modellregion in Europa mit friedlicher Grenzziehung vor mehr als 100 Jahren und Minderheiten beiderseits der Grenze.

Bürgermeister Martin Ellermann zeigt Verständnis für alle Argumente. Der Verwaltungschef fühle sich wie viele als Unionsbürger und könne den Vorstoß deshalb durchaus begrüßen. Auch mit Blick auf den Grenzhandel und aus kaufmännischer Sicht verstehe er die Maßnahme als „eine Art von Willkommenskultur“. Seine Kompromiss-Idee, die Ortsteile außen vor zu lassen und nur Harrislev zu ergänzen, kommt nicht zum Tragen, weil der weitergehende Ursprungsantrag eine Mehrheit findet.

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